Berlinreise 2015

Früh morgens gegen 6:50 Uhr traf sich die Bamberger Delegation inklusive vier Mitgliedern des Tutorenteams, um die Fahrt in die Bundeshauptstadt anzutreten. Von Mittwoch dem 16. bis Freitag den 18. hatten wir uns einen anspruchsvollen Terminplan zusammengestellt und so ging es nach der Ankunft am Berliner Hauptbahnhof direkt in die Bundeszentrale für politische Bildung. Dort gab uns Rainer Ohliger einen ersten tiefgründigen Vortrag, über die Entstehung des Zionismus, die Gründung des Staates Israel und die innerstaatlichen Entwicklungen der letzten Jahre in Israel. Unabhängig davon in welche Richtung unsere Fragen gingen wusste Rainer Ohliger sie umfassend zu beantworten und so waren wir bereits mit dem ersten Vortrag wieder mitten im Thema und im komplexesten Dauerkonflikt der Weltgeschichte.

Nach einer kurzen Pause ging es zu unserem 2. Termin in das Auswärtige Amt. Dort berieten uns mehrere Experten zu Chile und Israel und teilten uns ihre Erfahrungen mit. Während unsere Fragen zu Chile sich stark auf innerpolitische Angelegenheiten fokussierten, ging es bei Israel vor allem um Rolle und das Auftreten des Landes in der UN. Bereits bei diesem Termin wurde schnell klar, dass wir mit Israel vermutlich eines der spannendsten, in jedem Fall aber das herausforderndste Land in den Vereinten Nationen vertreten würden und in jedem einzelnen Komitee noch zahlreiche Hürden auf die Delegierten warten.

Trotz eines langen ersten Tages und erster Ermüdungserscheinungen ging es donnerstags wieder früh los, denn zwei außergewöhnliche Termine warteten auf uns. Zuerst begaben wir uns in die palästinensische Mission und wurden dort sehr freundlich von Dr. Sara Husseini empfangen. Sie gab uns einen umfassenden Einblick in den Nahostkonflikt aus palästinensischer Perspektive und versuchte gleichwohl immer beide Seiten und Ansichten darzustellen. Generell kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass es für den Nahostkonflikt zwar dringender denn je Lösungen braucht, diese aber für die meisten Experten beinahe unmöglich zu erreichen scheinen. Unser 2. Termin führte uns dann in die israelische Botschaft. Die meterhohen Mauern, die intensiven Kontrollen und die zahlreichen Sicherheitstüren wirkten wie das Gegenteil der palästinensischen Mission und konfrontierten uns umgehend mit der täglichen Realität Israels. Erst nachdem jedes einzelne Mitglied unserer Gruppe sich einer eingehenden Kontrolle unterzogen hatte konnten wir mit dem Vortrag beginnen. Auch die Vertreter Israels versuchten in Bezug auf den Nahostkonflikt beide Seiten zu sehen, verwiesen jedoch auch klar auf die permanente Bedrohung Israels und zeigten auf, dass kein Land in den Vereinten Nationen so sehr angefeindet wird wie Israel. Als Abschluss des unglaublich informativen zweiten Tages ging die Gruppe noch gemeinsam in das jüdische Restaurant „Masel Topf“, bevor man in verschiedenen Berliner Bars den Tag ausklingen ließ.

Obwohl die langen Tage und kurzen Nächte bereits sichtlich an den Kräften der Gruppe zehrten, lag am dritten Tag ein letztes Highlight noch vor uns – die chilenische Botschaft. Dort wurden wir sehr herzlich vom Gesandten Manuel Galdames und von Mariano Fernández empfangen. Letzterer hatte neben zahlreichen Sonderposten in der internationalen Politik bereits das Amt des chilenischen Außenministers bekleidet. Schnell entwickelte sich eine angeregte Diskussion und gemeinsam versuchten wir für Chile möglichst realistische außenpolitische Positionen herauszuarbeiten und die Interessen Chiles zu verstehen. Nach einer längeren Mittagspause die nicht nur zum Essen, sondern auch zur Besichtigung des Brandenburger Tors, des Holocaust Denkmals und zahlreicher pompöser Botschaften genutzt wurde, war es Zeit für den letzten Termin. Zum Abschluss unserer mehr als gelungenen Berlin-Fahrt, blickten wir noch einmal von der Bundestagskuppel auf die Hauptstadt. In nur so kurzer Zeit hatten wir so viel erfahren, erlebt und mitgenommen, wie es kaum einer für möglich gehalten hätte.

Abends ging es dann müde und voll mit unzähligen einmaligen Eindrücken zurück nach Bamberg und schlussendlich für so lange wie nur möglich ins Bett.

Bericht von Jakob Schabus