Kunsthistorische Abendvorträge WS 25/26
Kunsthistorische Abendvorträge
an der Universität Bamberg / Wintersemester 2025/2026
Donnerstag | 11. Dezember 2025 | 18 Uhr | Hörsaal 00.16, Am Kranen 12
Dr. Katja Bernhardt (Berlin)
Den Raffael wecken. Proletariat und Kulturrevolution in der DDR
Die "Kluft" zwischen Arbeiterklasse und Kunst müsse, so das Diktum der Kulturpolitik der DDR, überwunden werden. Die Künstler sollten in die Betriebe gehen und dort ihre Motive finden. Die Arbeiter:innen wiederum sollten in der Freizeit selbst künstlerisch aktiv werden und sich an Kunst bilden. Gelder wurden bereitgestellt und Strukturen geschaffen: Die letzte Kunstausstellungen der DDR (1988) in Dresden besuchten ca. 1 Mio. Besucher:innen. War die Kunst im Sozialismus also eine Kunst der arbeitenden Menschen? Eine Kunst, in der Letztere nicht nur ein Motiv waren, sondern an der Kunst in vielfältiger Weise partizipierten? Oder handelt es sich hierbei nur um ein Konstrukt, das vom ideologischen Anspruch der Partei, mit Restriktionen und Propaganda zusammengehalten wurde? Und was ließe sich aus einer Antwort auf diese Fragen an Einsichten über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft gewinnen?
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Donnerstag | 18. Dezember 2025 | 18 Uhr | Hörsaal 00.16, Am Kranen 12
Dr. Verena Suchy (Hessen Kassel Heritage)
Behinderung in der barocken Schatzkunst?
Ausgangspunkt und zentraler Gegenstand der Untersuchung sind barocke Perlfiguren, deren Materialität und Sujet in einer objektzentrierten Fallstudie in den Blick genommen werden. Oft zeigen sie Menschen, die nach heutigem Dafürhalten als behindert gelten – und stellen damit heutige Betrachter*innen vor visuelle und rezeptionsästhetische Herausforderungen. Doch wie können wir uns solchen Objekten methodisch nähern? Was sagen sie über die Historizität von Körperbildern und Behinderungskonzepten aus? Und wie kann der Spagat zwischen historischen Objekten und aktuellen gesellschaftlichen Debatten um Inklusion und disability gelingen?
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Donnerstag | 22. Januar 2026 | 18 Uhr | Hörsaal 00.16, Am Kranen 12
PD. Dr. Stefan Trinks
Tanz den Julius Caesar: Die unausgesetzte Antike in den spanischen Weinrankensäulen des elften Jahrhunderts am Jakobsweg
Die sechs Spiralmarmorsäulen des 1117 in einer Revolte teilzerstörten einstigen Hauptportals der Kathedrale von Santiago de Compostela zeigen eine doppelte Antikenaneignung: Die überwiegend nackten Figuren zitieren einen römischen Orestes-Sarkophag aus dem Kreuzgang von Maria de Husillos, der in verschiedenen Kirchen des spanischen Jakobswegs insgesamt mehr als fünfzig Mal aufgerufen wird, die Weinranken und einige spezielle Motive hingegen sind Zitate der antiken Spiralsäulen vom Grab des Apostelfürsten aus Alt-Sankt Peter in Rom. Der Vortrag fragt nach dem Wie und Warum dieser besonderen Antikennähe im sogenannten Mittelalter.
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Die Abendvorträge werden gemeinsam von den Lehrstühlen für Kunstgeschichte, der Professur für Kunstgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der künstlerischen Techniken und den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen organisiert.
