Praktiken des online-gestützten Netzwerkens am Beispiel von openBC/XING
Renz, Florian (2007): Praktiken des Social Networking. Eine kommunikationssoziologische Studie zum online-basierten Netzwerken am Beispiel von openBC (XING). Boizenburg.
Die Diplomarbeit von Florian Renz ist im Rahmen des FoNK-Projekts "Praktiken des onlinegestützten Netzwerkens" entstanden. Das Buch ist eines der ersten in der Reihe “Web 2.0″ des Verlags Werner Hülsbusch, wo auch weitere Texte aus den Bereichen E-Learning, E-Collaboration und Medienwirtschaft erscheinen.
Ein Kurzfassung erscheint auch in Ausgabe 9 des Schweizer Magazins "soz:mag".
Kurzbeschreibung:
Florian Renz beschäftigt sich in seiner Diplomarbeit mit online-basierten Anwendungen und Prozessen der Pflege sozialer Beziehungen. Zwar wurde das Internet schon immer für Interaktions- und Kommunikationsprozesse eingesetzt, doch in den letzten Jahren sind zahlreiche Anwendungen entstanden, die explizit die Artikulation und Erweiterung der persönlichen und beruflichen Netzwerke ihrer Anwender unterstützen sollen. Florian Renz argumentiert aus einer kommunikationssoziologischen Perspektive, dass der Umgang mit diesen Anwendungen (die auch als „social software“ bezeichnet werden) dreifach gerahmt sei: Durch geteilte Verwendungsregeln, durch die Vorgaben der Software sowie durch die im Gebrauch entstehenden sozialen Netzwerke, die Auswirkungen auf das Sozialkapital des einzelnen Anwenders haben. Als empirischen Gegenstand wählt er openBC, eine der weltweit größten Networking-Plattformen für Business-Kontakte, und nähert sich den dort vorfindbaren Nutzungspraktiken über eine Reihe von empirischen Verfahren:
Eine inhaltsanalytische Erhebung des Aufbaus und der Funktionalitäten von openBC, wie sich aus Nutzersicht darstellen;
insgesamt 15 leitfadengestützten E-Interviews mit zufällig ausgewählten Nutzern, die in einer Reihe von E-Mails über verschiedene Aspekte ihrer Nutzungspraktiken befragt wurden;
Die Analyse der Inhalte und Interaktionen von 100 zufällig ausgewählten Diskussionssträngen im Support-Forum von openBC, um Erkenntnisse über die gemeinsame Verständigung über den Gebrauch und die Weiterentwicklung der Software zu erhalten;
sowie als Exkurs einige Reflexionen über die teilnehmende Beobachtung an zwei Treffen von openBC-Nutzern, die im „real life“ stattfinden, also Erkenntnisse über den relativen Stellenwert von online- und offlinegestütztem Networking erlauben.
In der Interpretation der Ergebnisse kommt Florian Renz zu dem Schluss, dass sich zumindest bei den Nutzern mit längerer Mitgliedschaft verfestigte Praktiken des online-gestützten Networking finden lassen, die auf die Existenz von Verwendungsgemeinschaften hindeuten. Durch die Analyse der Beiträge in den Support-Foren kann er zeigen, dass dort Diskurse über das Verständnis und legitime Gebrauchsweisen dieser neuartigen Anwendung geführt werden. Seine Daten legen zwei Typen von Nutzern nahe: Einerseits eher passive Nutzer, die zwar ihr Profil hinterlegt haben, die Anwendung aber nur gelegentlich heranziehen; sowie andererseits aktive Nutzer, die regelmäßig und zielgerichtet Networking über die Plattform betreiben. Er stellt heraus, dass sich eine Form des „Mehr-Ebenen-Networking“ andeute, das „traditionelle“ Routinen der Kontaktpflege aus dem Offline-Bereich mit den technisch unterstützten innovativen Anwendungen verbinde.