Wikis in Organisationen: Von der Erfindung zur Innovation
Inhalt und Ziele
Die Innovationsforschung ist eng mit dem Wissenschaftler Joseph Schumpeter verbunden. Im Jahr 1911 publizierte er sein grundlegendes Werk Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Darin entwickelt er die These, wonach sich wirtschaftliches Wachstum auf den abwechselnden Prozess von Invention und Innovation stützt. Den Begriff der Invention verwendet Schumpeter für die technische Seite einer Erfindung, während er mit „Innovation“ die wirtschaftliche und soziale Durchsetzung der Erfindung anspricht. Ein Großteil der Innovationsforschung orientiert sich an der These von Schumpeter und betont dabei besonders den Aspekt der Diffusion „fertiger“ Erfindungen. Innovation wird dabei als eine lineare Abfolge von (organisationaler) Forschung, Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Produkten und/oder Diensten konzipiert.
Invention und Innovation können aber auch rekursiv erfolgen. Das zeigt sich besonders deutlich bei der Softwareentwicklung. Hier scheinen Produkte und Dienste die Phase eines fortwährenden Entwicklungsstadiums, bekannt als Perpetual Beta, niemals zu verlassen. Ein derartiger rekursiver Prozess von Invention zu Innovation (und zurück) kann auch für zahlreiche Kommunikationsmedien angenommen werden. In jüngster Zeit rufen insbesondere Wikis einige Aufmerksamkeit hervor. Im Falle öffentlicher Wikis, wie etwas die freie Enzyklopädie Wikipedia – hat die technische Erfindung bereits den Innovationsstatus erreicht. Organisationen dagegen haben erst seit Kurzem damit begonnen, Wikis für sich zu entdecken. Ob sich diese Kommunikationsform auch in Organisationen durchsetzen kann und unter welchen Bedingungen, ist derzeit eine offene Frage. In dem Forschungsprojekt sollen die Nutzungsmuster und die organisationalen Bedingungen untersucht werden, unter denen Wikis in Organisationen zu (erfolgreichen) Innovationen werden.
Forschungsdesign/Methode
Als theoretische Basis dient Luhmanns Theorie Sozialer Systeme. Dementsprechend betrachten wir Wikis als Kommunikationssysteme, die die Autopoiesis von Organisationen begleiten. Wie sich der Prozess von der Invention zur Innovation dabei gestaltet, ist eine unserer Forschungsfragen. Des Weiteren soll eine theoretisch fundierte Klassifikation von Wikis entwickelt werden, die als Basis einer erfolgreichen Implementierung von Wikis in Organisationen herangezogen werden kann. Als wissenschaftliche Methoden werden Befragungen, Experteninterviews, teilnehmende Beobachtungen, sowie computerbasierte Analyse von Hyperlinktopologien, Änderungshistorien, Ko-Autoren-Netzwerke und Page Rank Algorithmen eingesetzt.
Publikation
Symposium "Wikis in Organisationen"
Zur Präsentation der Ergebnisse des Forschungsprojektes fand 2009 ein Expertensymposium in Bamberg statt, eine Zusammenfassung finden Sie hier.
Software-Tool "Wiki-Explorator"
Im Rahmen des Projekts "Wikis in Organizations" wurde das Tool Wiki Explorator entwickelt. Mit Hilfe dieses Online-Services können sich Administratoren eines MediaWikis einen PDF-Report generieren lassen, der neben allgemeinen Statistiken auch Netzwerkanalysen bietet.
Als zusätzliches Bonbon liefert der Wiki Explorators den Code, um Flash-Animationen der Kollaboration in Wikis mit Hilfe von SoNIA zu erstellen.