Neue Publikation: Daten aus dem Forschungsfeld zu Ankereffekten nun größtenteils zusammengetragen und live analysierbar.

Im Rahmen des Open Anchoring Quest Projektes hat eine internationale Gruppe von über 60 Forschenden einen Datensatz mit über 80 Tausend Schätzwerten aus Ankereffekt-Studien im Journal of Open Psychology Data veröffentlicht.

Am Ende ihrer mündlichen Abiturprüfung fragt Anna ihre Lehrerin nach der Note: “Sind es 15 Punkte?” Aus Perspektive der Forschung zu Ankereffekten handelt es sich  um eine kluge, wenn vielleicht auch unangemessene  Frage. Obwohl Ankereffekte seit über vier Jahrzehnten bekannt sind und ausgiebig erforscht werden, enthält die wissenschaftliche Literatur zahlreiche Widersprüchen und fehlgeschlagene Replikationsversuche: Welche Arten von Ankern üben den stärksten Einfluss aus? Hängt die Anfälligkeit für Ankereffekte von der Persönlichkeit oder Nationalität der jeweiligen Person ab? Können sich Personen, leichter von Ankern lösen wenn sie für akkurate Schätzungen belohnt werden?

Um die vielen Fragen systematisch zu beantworten eine umfangreiche und vertrauenswürdige Datenlage für künftige Forschung zu bieten, hat Lukas Röseler gemeinsam mit 63 Autor*innen aus Europa, Asien, Süd-, und Nordamerika den bisher größten Datensatz zu Ankereffekten veröffentlicht. Der Datensatz beinhaltet aktuell Daten von 96 Studien zu über 400 verschiedenen Schätzfragen von über 20 Tausend Versuchspersonen. Durch den hohen Anteil unveröffentlichter und präregistrierter Studien unterliegen die Daten darüber hinaus nicht dem sonst typische Publikationsbias. Mit der Veröffentlichung nehmen Ankereffekt-Forscher*innen aus aller Welt klare Stellung zum Thema Replizierbarkeit und Transparenz: Hier sind alle unsere Daten, die wir jemals erhoben haben als ein Datensatz. Nutzt sie, analysiert sie, zweifelt uns an und gewinnt so neue Erkenntnisse!

Gefördert durch das CatchUp+ Programm der Otto-Friedrich-Universität Bamberg lebt das Projekt auch durch außerordentliches studentisches Engagement: Mehr als ein Drittel der Autor*innen sind Studierende, die an der Durchführung der Studien, der Aufbereitung von Datensätzen, und der Erstellung des Manuskriptes beteiligt waren. Unter https://metaanalyses.shinyapps.io/OpAQ/ können die regelmäßig aktualisierten Daten live analysiert und heruntergeladen werden.

Referenz:

Röseler, L., Weber, L., Helgerth, K., Stich, E., Günther, M., Tegethoff, P., Wagner, F., Antunovic, M., BarreraLemarchand, F., Halali, E., Ioannidis, K., Genschow, O., Milstein, N., Molden, D. C., Papenmeier, F., Pavlovic, Z., Rinn, R., Schreiter, M. L., Zimdahl, M. F., Bahník, Š., Bermeitinger, C., Blower, F. B. N., Bögler, H. L., Burgmer, P., Cheek, N. N., Dorsch, L., Fels, S., Frech, M.-L., Freira, L., Harris, A. J. L., Häusser, J. A., Hedgebeth, M. V., Henkel, M., Horvath, D., Intelmann, P., Klamar, A., Knappe, E., Köppel, L.-M., Krueger, S. M., Lagator, S., Lopez-Boo, F., Navajas, J., Norem, J. K., Novak, J., Onuki, Y., Page, E., Rebholz, T. R., Sartorio, M., Schindler, S., Shanks, D. R., Siems, M.-C., Stäglich, P., Starkulla, M., Stitz, M., Straube, T., Thies, K., Thum, E., Ueda, K., Undorf, M., Urlichich, D., Vadillo, M. A., Wolf, H., Zhou, A., & Schütz, A. (2022). The Open Anchoring Quest Dataset: Anchored Estimates from 96 Studies on Anchoring Effects. Journal of Open Psychology Data, 10: 16, pp. 1–12. DOI: doi. org/10.5334/jopd.67