Publikationen

Andreas Flurschütz da Cruz, Der Krieg der Anderen. Venedig, die deutschen Reichsfürsten und die Anfänge internationaler Subsidienprojekte in der Frühen Neuzeit (Krieg in der Geschichte 121)

Subsidienverträge zwischen deutschen Reichsfürsten und europäischen Mächten, in denen Erstere den Letzteren ihre Armeen gegen Geldzahlungen zur Verfügung stellten, waren im späten 17. und 18. Jahrhundert ein weit verbreitetes Phänomen. Diesem widmet sich auch Andreas Flurschütz da Cruz in seiner Habilitationsschrift, allerdings mit einem Schwerpunkt auf den Kontrakten zwischen Venedig und deutschen Adligen und Fürsten. Die Studie konzentriert sich auf die Anfänge des Subsidienwesens und unterzieht die bislang wenig bekannten Truppenstellungsverträge mit der Markusrepublik einer eingehenden Analyse. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf den Zusammenhängen zwischen den Truppenabdankungen am Ende des Dreißigjährigen Krieges und der Indienstnahme deutscher Regimenter für den Krieg der Markusrepublik mit dem Osmanischen Reich um die Insel Candia (Kreta) um 1650 und den daraus resultierenden Folgekonflikten.

Anna Maria Harbig, MarkHäberlein (Hg.), Mehrsprachigkeit im Schulwesen der Frühen Neuzeit (Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart 20)

Nach der Reformation erlebte das Schulwesen in protestantischen wie in katholischen Ländern einen starken Aufschwung. Die Forderung, dass die Gläubigen die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen können sollten, sowie der Bedarf an Seelsorgern und Verwaltungsfachleuten waren auf protestantischer Seite wichtige Impulse für den Ausbau des Bildungswesens. Auch bei den Katholiken wurden Bildung und Professionalisierung des Klerus sowie des Justiz- und Verwaltungspersonals nach dem Konzil von Trient energisch vorangetrieben, wobei sich die Orden als wichtige Träger des Schulwesens profilierten. Seit dem 17. Jahrhundert nahmen katholische und evangelische Schulen lebende Sprachen zunächst fakultativ, dann auch verpflichtend in ihre Lehrpläne auf. Im Jahrhundert der Aufklärung schließlich avancierten die Überwindung des konfessionsgebundenen Schulwesens und die Umsetzung reformpädagogischer Konzepte im (fremdsprachlichen) Unterricht zu wichtigen Themen. Wie sich der Prozess der Konfessionsbildung sowie die Reformbewegungen des 17. und 18. Jahrhunderts auf Stellenwert, Inhalte und Adressatenkreise schulischen Sprachunterrichts auswirkten, wird in diesem Band anhand von Beispielen aus verschiedenen europäischen Ländern und aus Nordamerika untersucht.

Mark Häberlein (Hg.), Pest und Cholera: Seuchenbewältigung und Medizinalwesen in Bamberg in der Frühen Neuzeit; Begleitband zur Ausstellung in der Staatsbibliothek Bamberg, 24. April – 15. Juli 2023

Bamberg verfügte seit dem Spätmittelalter über ein differenziertes Gesundheitswesen mit Spitälern, Siechenhäusern, Apotheken und Badstuben; seit dem frühen 16. Jahrhundert stellten die Bischöfe zudem Hof- und Leibärzte an. Anders als in protestantischen Städten wie Nürnberg kam es im katholischen Bamberg jedoch nicht zur Zentralisierung und Kommunalisierung der Gesundheitsfürsorge, so dass diese von einer Vielzahl von Akteuren gestaltet wurde. Charakteristisch für das 16. und 17. Jahrhundert war das Verständnis von Epidemien als Strafen Gottes für die Sünden der Menschen, das nicht nur von Herrschern und Klerus, sondern auch von studierten Ärzten geteilt wurde. Gleichwohl sahen Regierung und Ärzteschaft die Untertanen in der Pflicht, sich bestmöglich gegen Epidemien zu schützen, und empfahlen zu diesem Zweck Maßnahmen zur Verbesserung von Hygiene und Luftqualität sowie zur Isolation und Behandlung von Infizierten. Da nicht alle Untertanen Zugang zu Ärzten hatten und die vormoderne Medizin vielen Krankheiten machtlos gegenüberstand, entwickelte sich in Bamberg wie in anderen Städten überdies ein medizinischer Marktplatz, auf dem auch reisende Heiler sowie der örtliche Scharfrichter ihre Dienste anboten. Auf eine neue Grundlage gestellt wurde das Bamberger Medizinalwesen durch die Gründung des Allgemeinen Krankenhauses im Jahre 1789, das sich der Behandlung heilbarer Krankheiten widmete. Obwohl nach 1800 auch eine medizinisch-chirurgische Schule und eine der ersten Nervenheilanstalten Deutschlands entstanden, blieb das Gesundheitswesen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein von vormodernen Strukturen und Vorstellungen geprägt. Diese Entwicklungen werden in einer Ausstellung in der Staatsbibliothek Bamberg, die in einem studentischen Seminar konzipiert wurde, sowie in diesem Begleitband anhand von rund 40 Exponaten nachvollzogen.

Dubova, Agnese; Balode, Ineta; Schröder, Konrad (Hg.), Sprach- und Kulturkontakte im Ostseeraum (Schriften der Matthias-Kramer-Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und der Mehrsprachigkeit 4)

Seit Jahrhunderten gilt der Ostseeraum als eine Großregion der vielen Sprachen und Kulturen – als ein Drehkreuz des internationalen Handels, des geistigen Austauschs, der multilateralen Beziehungen und damit auch komplex gestufter Mehrsprachigkeit. Zu den überregional bedeutsamen Sprachen gehörten hier Niederdeutsch als Sprache der Hanse; Hochdeutsch als nachreformatorische Kultur- und Kirchensprache in den Städten; Dänisch als politisch bedeutsame Nachbarsprache; Niederländisch als Sprache einer frühneuzeitlichen Seemacht; Russisch als Handelssprache und Sprache einer seit dem frühen 18. Jahrhundert expandierenden Großmacht; Französisch als internationale Sprache des 18. Jahrhunderts; Englisch als Sprache einer Handels- und Industrienation; Italienisch als Kultursprache; und punktuell sogar Spanisch. Als Handelsidiom und Kultursprache der Siedlungen mit hohem jüdischem Bevölkerungsanteil fungierte zudem das Jiddische.
Der vorliegende Sammelband bietet Ergebnisse einer Tagung der Matthias-Kramer-Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und der Mehrsprachigkeit, die im September 2018 an der Universität Riga stattfand. Die Beiträge beleuchten die Vielsprachigkeit des Ostseeraums aus sprach-, kultur- und literaturhistorischen Perspektiven. Das Spektrum der behandelten Themen reicht vom Hochmittelalter bis ins beginnende 20. Jahrhundert.

B. Ann Tlusty/Mark Häberlein (Hg.), A Companion to Late Medieval and Early Modern Augsburg, Leiden/Boston 2020 (Brill’s Companions to European History, 20).

A Companion to Late Medieval and Early Modern Augsburg introduces readers to major political, social and economic developments in Augsburg from c. 1400 to c. 1800 as well as to those themes of social and cultural history that have made research on this imperial city especially fruitful and stimulating. The volume comprises contributions by an international team of 23 scholars, providing a range of the most significant scholarly approaches to Augsburg’s past from a variety of perspectives, disciplines, and methodologies. Building on the impressive number of recent innovative studies on this large and prosperous early modern city, the contributions distill the extraordinary range and creativity of recent scholarship on Augsburg into a handbook format.

Mark Häberlein/Michaela Schmölz-Häberlein (Hg.), Halles Netzwerk im Siebenjährigen Krieg. Kriegserfahrungen und Kriegsdeutungen in einer globalen Kommunikationsgemeinschaft, Halle 2020 (Hallesche Forschungen, Bd. 59).

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatten Gotthilf August Francke (1696–1769) und seine Mitarbeiter an den Glauchaschen Anstalten zu Halle ein Kommunikationsnetz aufgebaut, das von Nordamerika über London und Kopenhagen bis nach Indien reichte. Welchen Herausforderungen dieses Netzwerk im auch als „Weltkrieg des 18. Jahrhunderts“ bezeichneten Siebenjährigen Krieg (1756–1763) ausgesetzt war und wie diese gemeistert wurden, wird nun erstmals eingehend untersucht. Hallesche Pietisten betrachteten diesen Konflikt der europäischen Großmächte als massive Bedrohung ihres eigenen Werks, sie nahmen ihn aber auch als Manifestation göttlichen Eingreifens in das Zeitgeschehen wahr. Francke sowie die Männer und Frauen, mit denen er korrespondierte, waren davon überzeugt, dass die Zukunft der evangelischen Kirche im Reich und das Schicksal der lutherischen Mission in Übersee vom Erfolg Preußens und Großbritanniens gegen ihre Kriegsgegner abhingen. Wie sich diese spezifische Deutung des Krieges entwickelte stellen Michaela Schmölz-Haberlein und Mark Häberlein anhand von Dokumenten aus dem Archiv der Franckeschen Stiftungen detailliert dar.

Mark Häberlein/Thomas Müller-Bahlke/Hermann Wellenreuther (Hg.), Hallesche Pastoren in Nordamerika 1745–1825. Eine kritische Edition von Quellen zu ihrer Amtstätigkeit in Pennsylvania. Bd. 1–8, Halle 2019–2023 (Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien 15/1–8).

Gotthilf August Francke (1696–1769), Direktor der Glauchaschen Anstalten (den heutigen Franckeschen Stiftungen zu Halle), hatte 1741 Heinrich Melchior Mühlenberg (1711–1787) einen Ruf nach Übersee angetragen. Mit Mühlenbergs Ankunft in Pennsylvania übernahmen die Anstalten als ein königlich-preußisch privilegierter Verbund pädagogischer, karitativer, missionarischer und kommerzieller Unternehmungen eine fast 200 Jahre währende missionarische Aufgabe. Im Mittelpunkt der auf acht Bände ausgelegten Edition stehen 13 lutherische Geistliche, die zwischen 1744 und 1786 zur seelsorgerlichen Betreuung deutscher Lutheraner entsandt wurden und von 1745 bis 1825 als Gemeindepfarrer tätig waren.
Band 4 der Edition umfasst 137 Briefe der aus Halle nach Pennsylvania entsandten Pastoren Johann Dietrich Matthias Heinzelmann und Justus Heinrich Christian Helmuth. Während Heinzelmann bereits fünf Jahre nach seiner Ankunft in Philadelphia (1751) starb, korrespondierte der 1769 dort angekommene Helmuth mehr als ein halbes Jahrhundert lang mit Mitarbeitern der Glauchaschen Anstalten zu Halle sowie mit Kollegen und Kirchengemeinden in Nordamerika. Seine Briefe sind wichtige Zeugnisse des Wandels des nordamerikanischen Luthertums, das sich im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zunehmend von europäischen Autoritäten emanzipierte und einen eigenständigen Platz im pluralistischen religiösen Kosmos der unabhängigen amerikanischen Republik einnahm. Darüber hinaus thematisieren sie Helmuths Auseinandersetzung mit theologischen, pädagogischen und intellektuellen Tendenzen seiner Zeit.

Helmut Glück/Mark Häberlein/Andreas Flurschütz da Cruz (Hg.), Adel und Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit. Ziele, Formen und Praktiken des Erwerbs und Gebrauchs von Fremdsprachen, Wiesbaden 2019 (Wolfenbütteler Forschungen, Bd. 155).

Die Adelserziehung in der Frühen Neuzeit hat in den letzten Jahren verstärkt das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Dies lässt sich sowohl mit der Renaissance der sozial- und kulturhistorischen Adelsforschung als auch mit dem bildungsgeschichtlichen Interesse an standesspezifischen Ausbildungsformen und –praktiken erklären. Insbesondere die Kavalierstour bzw. Grand Tour als Bildungsreise der europäischen Oberschicht und die damit einhergehenden kulturellen Transferprozesse sind Gegenstand einschlägiger Studien geworden. Obwohl dabei auch Aspekte des Sprachenlernens thematisiert wurden, wird der Erwerb von Fremdsprachen im Kontext der Adelserziehung in diesem Band erstmals im größeren europäischen Zusammenhang aufgearbeitet. Der Adel wurde in der Frühen Neuzeit zu einem wesentlichen sozialen Träger von Kenntnissen moderner Fremdsprachen. Die Höfe wurden in ganz Europa mehrsprachig und der Erwerb „lebender“ Fremdsprachen obligatorischer Bestandteil der Adelserziehung. Die Entstehung eines Netzwerks ständiger Gesandtschaften, die Bürokratisierung und administrative Verdichtung frühneuzeitlicher Territorialstaaten sowie die Herausbildung stehender Heere führten zu einem wachsenden Bedarf an umfassend gebildeten und professionalisierten Diplomaten, höheren Beamten und Offizieren, die sich zu einem beträchtlichen Teil aus dem Adel rekrutierten. Der Band deckt das Thema chronologisch wie geographisch breit ab und nimmt zeitliche Veränderungen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen europäischen Ländern und Regionen in den Blick. Neben dem hohen und niederen Reichsadel werden der englische, französische, italienische, schwedische, böhmische, kroatische, baltische und russische Adel behandelt. Von besonderem Interesse sind die Zusammenhänge zwischen Fremdsprachenlernen, höfischer Kultur und adeligem Selbstverständnis.

Helmut Glück/Mark Häberlein (Hg.), Matthias Kramer – ein Nürnberger Sprachmeister mit europäischer Wirkung, Bamberg 2019 (Schriften der Matthias-Kramer-Gesellschaft, Bd. 3).

Der in Köln gebürtige, aber überwiegend in Nürnberg wirkende Matthias Kramer (1640–1729) war der produktivste und prominenteste Sprachlehrer Deutschlands in den Jahrzehnten um 1700. Er verfasste voluminöse Lehrwerke und Wörterbücher, die eine Reihe lebender Sprachen – Französisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch – mit dem Deutschen verbinden. Als Lexikograph war Kramer der erste, der seine Vokabeln durch die Mitteilung von Kontexten erläuterte. Außerdem trat er durch fachsprachliche Lehrbücher und Übersetzungen hervor. Die Vielzahl an Werken, die sich in Bibliotheken in ganz Europa und sogar in Übersee finden, zeugen von Kramers breiter, bis ins späte 18. Jahrhundert anhaltender Rezeption. Der Band, der auf eine interdisziplinäre Tagung an der Universität Bamberg im November 2017 zurückgeht, würdigt Kramers Leistungen als Grammatiker, Lexikograph, Übersetzer und Sprachvermittler und stellt sie in ihre historischen, sprachwissenschaftlichen und sprachdidaktischen Kontexte. Er möchte diese zu Lebzeiten aufgrund ihrer Vielsprachigkeit, breiten philologischen Bildung und Erfahrung als Sprachlehrer europaweit bekannte, heute aber weitgehend vergessene Figur wieder stärker ins Bewusstsein rücken.

Mark Häberlein (Hg.), Testamente Bamberger Frauen des 16. und 17. Jahrhunderts, Bamberg 2018 (Bamberger Historische Studien, Bd. 17).

Testamente werden in der historischen Forschung bereits seit geraumer Zeit als wichtige Quellen für die Geschichte der sozialen Beziehungen, der materiellen Kultur, der Frömmigkeitspraktiken und der Einstellungen zum Tod betrachtet. Der vorliegende Band untersucht erstmals systematisch ein Korpus von 84 archivalisch überlieferten Testamenten, die Bamberger Frauen zwischen 1510 und 1700 diktierten. Die Erblasserinnen kamen aus unterschiedlichen sozialen Milieus – das Spektrum umfasst Adelige, Beamtenwitwen, Handwerkerfrauen und Klerikermägde –, und ihre letztwilligen Verfügungen gewähren aufschlussreiche Einblicke in Lebenssituationen, persönliche Erfahrungen und soziale Netzwerke in einer frühneuzeitlichen Bischofsstadt.

Mark Häberlein/Margrit Prussat (Hg.), Eine Wissenschaft im Umbruch. Andreas Röschlaub (1768–1835) und die deutsche Medizin um 1800, Bamberg 2018 (Bamberger Historische Studien, Bd. 18).

Der an den Universitäten Bamberg und Landshut wirkende Arzt Andreas Röschlaub (1768–1835) gehörte zu den einflussreichsten, aber auch umstrittensten deutschen Medizinern seiner Zeit. Als Medizinprofessor und stellvertretender Direktor des Allgemeinen Krankenhauses war er neben Adalbert Friedrich Marcus maßgeblich für den nationalen und internationalen Ruhm Bambergs als medizinisches Zentrum an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert verantwortlich. Wenn Zeitgenossen wie Goethe oder Schelling um 1800 von der fränkischen Bischofsstadt sprachen, dachten sie dabei stets auch, wenn nicht sogar vorrangig, an Marcus, Röschlaub und die Bamberger Medizin. Nachdem Andreas Röschlaub seither weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden ist, verfolgt dieser in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte und dem Universitätsarchiv Bamberg erarbeitete Band das Ziel, anlässlich seines 250. Geburtstags im Oktober 2018 an ihn zu erinnern. Die Beiträge beleuchten Röschlaubs akademische Karriere, sein publizistisches Wirken sowie seine Beziehungen und Konflikte mit prominenten Zeitgenossen.

Mark Häberlein, Holger Zaunstöck (Hrsg.): Halle als Zentrum der Mehrsprachigkeit im langen 18. Jahrhundert, Halle 2017 (Hallesche Forschungen, Bd. 47).

An der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entwickelte sich Halle zu e inem der wichtigsten Lern- und Vermittlungsorte für Fremdsprachen in Mitteleuropa. An den von August Hermann Francke gegrün-deten Glauchaschen Anstalten wurden Schüler in alten Sprachen und lebenden Fremdsprachen unterwiesen, religiöse Texte übersetzt sowie Missionare für den Einsatz in Osteuropa, Indien und Nordamerika rekrutiert und ausgebildet. Die Universität Halle bot fremdsprachlichen Unterricht an und Professoren der Universität traten als Vermittler fremdsprachlicher Literatur hervor. Der Sammelband behandelt die vielfältigen sprachlichen und kulturellen Beziehungen Halles mit West- und Osteuropa sowie der außereuropäischen Welt im 18. Jahrhundert anhand der im Zentrum stehenden Thematik des
Fremdsprachenlernens. Das Buch fokussiert mit Halle eines der dynamischsten Zentren des Sprachenlernens und der Sprachstudien im langen 18. Jahrhundert. Dabei steht die Praxis des Übersetzens, der Sprachvermittlung und der Alltags-kommunikation im Vordergrund. Zudem bieten die Beiträge auch Gelegenheit, das Verhältnis von Pietismus und Aufklärung zum Phänomen der Mehrsprachigkeit eingehender auszuloten

Häberlein, Mark / Schmölz-Häberlein, Michaela, Adalbert Friedrich Marcus (1753–1816). Ein Bamberger Arzt zwischen aufgeklärten Reformen und romantischer Medizin (= Stadt und Region in der Vormoderne, Bd. 5), Würzburg 2016 (ISBN 978-3-95650-134-0).

Der als Sohn eines jüdischen Hoffaktors in Arolsen geborene Adalbert Friedrich Marcus hat seine Wahlheimat Bamberg als Hof- und Leibarzt der letzten Fürstbischöfe, Direktor des 1789 eröffneten Allgemeinen Krankenhauses, Reformer des Gesundheits- und Sozialwesens sowie als Mitinitiator kultureller und geselliger Aktivitäten nachhaltig geprägt. Zugleich fand er durch seine Publikationen und den hervorragenden Ruf des Allgemeinen Krankenhauses weit über Bamberg hinaus Beachtung. Rechtzeitig zu Marcus’ 200. Todestag im April 2016 liegt nun erstmals eine moderne Biographie vor, die alle Aspekte seines Lebens und Wirkens berücksichtigt. Sie beruht auf Recherchen in 15 verschiedenen Archiven und Bibliotheken und setzt in mehrfacher Hinsicht neue Akzente. So beleuchtet sie Marcus’ überregionalen Wirkungskreis durch die Darstellung seines Korrespondenznetzwerkes, seiner Kontakte zu führenden Repräsentanten der Weimarer Klassik und der Jenaer Romantik, seiner Kontroversen mit medizinischen Autoritäten der Zeit und seiner Beziehungen zu seinen kaufmännisch tätigen Brüdern, deren Aktionsradius von Nordamerika bis nach Russland reichte. Durch die Untersuchung von Konflikten, in die Marcus verwickelt war, zeigt sie auch die problematischen Aspekte seiner Persönlichkeit und Tätigkeit auf – Klientelismus, fragwürdige Immobiliengeschäfte, Mobbing von Kollegen und ein selbstherrliches Gebaren, das die Behörden zunehmend irritierte. Schließlich wirft sie neues Licht auf Marcus’ Rolle bei der Herausgabe der „Bamberger Zeitung“ sowie auf die Organisation von Militärlazaretten in Bamberg während der Koalitionskriege

Häberlein, Mark / Schmölz-Häberlein, Michaela (Hg.), Handel, Händler und Märkte in Bamberg. Akteure, Strukturen und Entwicklungen in einer vormodernen Residenzstadt (13001800) (Stadt und Region in der Vormoderne 3 / Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg 21), Würzburg 2015 (ISBN 978-3-95650-081-7).

Über die Rolle der fürstbischöflichen Residenzstadt Bamberg als Handels- und Marktstandort in Spätmittelalter und Früher Neuzeit ist bislang wenig bekannt. Die im vorliegenden Band versammelten zwölf Aufsätze vermitteln erstmals ein präzises und differenziertes Bild des Bamberger Handels in der Vormoderne und leisten damit auch einen Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte geistlicher Residenzstädte. Die Autorinnen und Autoren nehmen sowohl die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen des Handels als auch das konkrete Marktgeschehen und die beteiligten Akteure in den Blick. Sie werten ein breites Spektrum an Quellen aus, das von Urkunden und Gerichtsprotokollen bis zu Rechnungen und Intelligenzblättern reicht. Sie zeigen unter anderem, wie sich der Dreißigjährige Krieg auf den Handel Bambergs auswirkte, welche Rolle jüdische und italienische Händler im späten 17. und 18. Jahrhundert spielten und welche Bedeutung Klöster als Anbieter und Konsumenten von Handelswaren hatten.

 

Häberlein, Mark / Paulus, Stefan / Weber, Gregor (Hg.), Geschichte(n) des Wissens: Festschrift für Wolfgang E. J. Weber zum 65. Geburtstag, Augsburg 2015 (ISBN 978-3-95786-0-385).

Wolfgang E. J. Weber, der am 28. Juli 2015 seinen 65. Geburtstag feiert, zählt zu den wenigen deutschen Historikern seiner Generation, die in Forschung und Lehre noch die gesamte Geschichte der Neuzeit im Blick haben. Über seine beiden zentralen Arbeitsfelder – die politische Ideengeschichte des späten 16. und 17. Jahrhunderts sowie die deutsche Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts – hinaus reicht das Spektrum seiner Publikationen von der Frühen Neuzeit bis in die jüngste Zeitgeschichte. Ungeachtet dieser eindrucksvollen chronologischen und thematischen Spannbreite stellt die Geschichte des Wissens – in einem weiten Sinne verstanden als eine Geschichte der Produktion, Transmission und Aneignung von Wissen in spezifischen institutionellen, politischen und sozialen Kontexten – den Kern dar, den Wolfgang E. J. Webers Arbeiten fokussieren und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dies gilt nicht nur für den produktiven Forscher und akademischen Lehrer, sondern auch für den Wissenschaftsorganisator, der als langjähriger Geschäftsführer des Instituts für Europäische Kulturgeschichte und tragende Säule des dort angesiedelten Graduiertenkollegs ›Medien und Wissensfelder der Neuzeit. Entstehung und Aufbau der Europäischen Informationskultur‹ einschlägige Studien an der Universität Augsburg maßgeblich geprägt, betreut und begleitet hat. Um die vielfältigen Anregungen, die von seiner Tätigkeit ausgegangen sind, zu würdigen, haben die Herausgeber über 50 Kolleginnen und Kollegen, Schüler und Freunde Wolfgang E. J. Webers eingeladen, im Rahmen einer ihm gewidmeten Festschrift über ›Geschichte(n) des Wissens‹ zu reflektieren. Die große Resonanz, die diese Einladung gefunden hat, bestätigt eindrucksvoll, wie nachhaltig Wolfgang E. J. Weber in die Universität Augsburg und in die deutschsprachige Geschichtswissenschaft hinein gewirkt hat.

 

Häberlein, Mark / Zink, Robert (Hg.),Städtische Gartenkulturen im historischen Wandel (51. Arbeitstagung in Bamberg, 23. bis 25. November 2012) (Stadt in der Geschichte 40), Ostfildern 2015 (ISBN 978-3799564403).

Zu den Merkmalen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städte gehören nicht nur Faktoren wie Siedlungsgröße, Befestigung, Selbstverwaltungsrechte, wirtschaftliche Zentralität oder soziale Differenzierung, sondern zunehmend auch die Ausstattung des Stadtraums mit Funktionen der Repräsentation und der Erholung. Fürstlichen Vorbildern folgend und sie integrierend legten zahlreiche Städte Parks und Zonen des Naturgenusses an. Aus Festungsgürteln entstanden öffentliche Promenaden, das Angebot der privaten Gartengestaltung schuf Nahrungsressourcen und beförderte den Rückzug in die Privatheit. Auch Naturempfinden und Gartenkunst stehen sich dabei immer wieder gegenüber. Der Band präsentiert Ergebnisse der 51. Arbeitstagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, die vom 23. bis zum 25. November 2012 in Bamberg stattfand. Er geht der Frage nach, auf welche Weisen Stadtbewohner von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne Gärten gestalteten, nutzten und in ihre Lebenspraxis integrierten. Die Beiträge nähern sich der Thematik aus wirtschafts-, sozial- und kulturhistorischen, historisch-geographischen und ideengeschichtlichen Perspektiven. Dabei werden sowohl Bezüge zum UNESCO-Weltkulturerbe Bamberg hergestellt, das über eine besonders reiche Garten- und Gartenbautradition verfügt, als auch grundlegende Entwicklungslinien urbaner Gartenkultur aufgezeigt.

 

Häberlein, Mark / Schmölz-Häberlein, Michaela (Hg.), Stiftungen, Fürsorge und Kreditwesen im frühneuzeitlichen Bamberg (Bamberger Historische Studien, Bd. 13), Bamberg 2015 (ISBN 978-3-86309-3-129).

Der vorliegende Band präsentiert neue Forschungen zur Sozialgeschichte der Stadt Bamberg in der Frühen Neuzeit, insbesondere zu Fürsorgeeinrichtungen, karitativen Stiftungen und dem städtischen Kreditmarkt. Auf der Basis von Rechnungen und weiteren archivalischen Quellen untersuchen die Beiträge Strukturen und Entwicklungen eines Siechenhauses für chronisch Kranke, einer Almosenstiftung, einer fürstbischöflichen Stiftung für arme Bürgerkinder sowie der ältesten jüdischen Stiftungen Bambergs. Eine Studie zum Kreditwesen im 18. Jahrhundert erhellt zudem die sozialen Funktionen der Kreditvergabe sowie das Beziehungsnetz der Einwohner eines Bamberger Stadtviertels.

 

Geffcken, Peter / Häberlein, Mark (Hg.) Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496–1551) Oberdeutscher Fernhandel am Beginn der neuzeitlichen Weltwirtschaft (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 22), Stuttgart 2014 (ISBN 978-3-515-10678-8).(259.9 KB)

Das Firmenarchiv der Augsburger Welser-Gesellschaft wurde nach ihrem Bankrott im Jahre 1614 aufgelöst und makuliert, was bislang die Erforschung der Geschichte einer der großen süddeutschen Handelsfirmen des 16. Jahrhunderts erschwerte. Bei Restaurierungsarbeiten an historischen Bucheinbänden sind in den letzten Jahrzehnten jedoch Fragmente von Geschäftsbüchern der Welser wieder entdeckt worden. Die hier vorgelegte Edition dieser Handelsbuchfragmente gewährt zahlreiche neue Einblicke in die Buchhaltung, die Geschäftsfelder und die Organisation der Welser-Gesellschaft. Das Sortiment der Waren, mit dem die Welser handelten, ihre Beziehungen zu Fürsten, Höflingen und Klerikern, ihre Kreditnetze sowie die Tätigkeit der Firmenvertreter in Nürnberg, Antwerpen, am spanischen Hof und in Sevilla können auf der Grundlage dieser bislang weitgehend unbekannten Quellen künftig umfassend rekonstruiert werden.

 

Flurschütz da Cruz, Andreas, Zwischen Füchsen und Wölfen. Konfession, Klientel und Konflikte in der fränkischen Reichsritterschaft nach dem Westfälischen Frieden (Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven 29). München/Konstanz 2014 (ISBN 978-3-86764-504-1).

Welche Mittel und Wege standen dem frühneuzeitlichen Reichsadel zur Durchsetzung seiner Interessen zur Verfügung? Anhand eines Lehenprozesses zwischen den mainfränkischen Familien Fuchs von Bimbach und Wolf von Wolfsthal untersucht Flurschütz da Cruz alternative bzw. parallele Lösungswege zur Klage vor den Territorial- und Reichsgerichten. Diese identifiziert er vor allem in informellen Handlungs- und Kommunikationssträngen, die er neben der gerichtlichen Überlieferung anhand von alternativen Quellen nachvollzieht. - Die bisher unbekannten, in der Studie rekonstruierten Patronage- und Klientelsysteme verbanden lokale, regionale, Landes- und Reichsebene miteinander vom Dorfschultheißen bis zum Reichsoberhaupt und demonstrieren so die Polyzentralität des frühneuzeitlichen Reichssystems. Ausschlaggebend für gerichtliche Entscheidungen war nicht allein der Buchstabe der Reichsgesetze, sondern Vernetzungskriterien wie Verwandtschaft, Freund- und Nachbarschaft sowie ganz maßgeblich die Konfession. - Exemplarisch zeigt die Studie, dass auch eines der prominentesten Gesetzeswerke der Frühen Neuzeit, der die konfessionellen Zwistigkeiten angeblich beendende Westfälische Frieden von 1648, »zunächst einmal nur eine vielversprechende Theorie« war. Anhand des Falles Fuchs contra Wolfsthal sowie mehrerer Vergleichsbeispiele deckt Flurschütz da Cruz eine »verlängerte Gegenreformation« auf, die über lehenpolitische Maßnahmen dafür sorgte, dass auch weit nach 1648 noch ganze Landstriche rekatholisiert wurden.

Schmölz-Häberlein, Michaela, Juden in Bamberg (1633–1802/03) Lebensverhältnisse und Handlungsspielräume einer städtischen Minderheit, Würzburg 2014 (Judentum – Christentum – Islam. Interreligiöse Studien 11) ISSN 1866-4873 ISBN 978-3-95650-019-0 (Zugl.: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg 18) ISSN 0936-4757 ISBN 978-3-929341-39-3

Jüdisches Leben prägte die Stadt Bamberg über viele Jahrhunderte. Bereits im Mittelalter gab es eine Gemeinde, und seit 1633 ist eine kontinuierliche jüdische Präsenz nachweisbar, die erst in der Zeit des Nationalsozialismus endete. Die vorliegende Studie zur Geschichte der jüdischen Minderheit in der Stadt Bamberg unternimmt erstmals nach der 1898 von dem Rabbiner Adolf Eckstein vorgelegten „Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstbistum Bamberg“ eine umfassende Darstellung des christlich-jüdischen Zusammenlebens vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Alten Reiches. Die Darstellung der Entwicklung der Gemeinde, ihrer Rechtsstellung und Selbstverwaltung, der Wirtschaftselite und des Erwerbslebens, der religiösen Räume sowie von Familienbeziehungen und Lebenszyklen macht jüdisches Leben in der Residenzstadt umfassend sichtbar. Konfl ikte und Koexistenz der jüdischen Minderheit und der christlichen Mehrheitsgesellschaft werden ebenfalls ausführlich analysiert. Die große Anzahl jüdischer Konversionen, die zu einer Integration in die christliche Gesellschaft führten, sowie die ambivalente Rolle dieser Menschen werden hier erstmals thematisiert. Die Untersuchung entwickelt abschließend ein Drei- Phasen-Modell, das die Etablierung der jüdischen Gemeinde (1633 bis ca. 1680), ihre von Krisen und Konfl ikten begleitete Blütezeit (ca. 1680 bis 1740) sowie Stagnation und Autonomieverlust in der Spätphase des Alten Reiches (ca. 1740 bis 1802/03) umfasst.


Häberlein, Mark / Jeggle, Christof (Hg.), Materielle Grundlagen der Diplomatie. Schenken, Sammeln und Verhandeln in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, (Irseer Schriften. Studien zur Wirtschafts-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte, N. F., Bd. 9). Konstanz 2013 (ISBN 978-3-86764-364-1)

Die Beiträge dieses Sammelbandes untersuchen das Verhältnis von Diplomatie und Wirtschaft im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie analysieren die Funktionen und Praktiken des Transfers materieller Güter bei der Etablierung und Pflege diplomatischer Beziehungen und zeigen die Intentionen, Kontexte und Folgen des Transfers wertvoller Objekte auf. Ferner werfen sie Schlaglichter auf die Akteure, die materielle Austauschbeziehungen im Kontext der vormodernen Diplomatie gestalteten. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Materialität, künstlerischen Gestaltung und Symbolik der Objekte, die getauscht wurden.
Das Spektrum der Beiträge reicht von deutschen Reichsstädten und europäischen Fürstenhöfen bis zur indianischen Diplomatie im kolonialen Nordamerika.

Häberlein, Mark / Bayreuther, Magdalena, Agent und Ambassador. Der Kaufmann Anton Meuting als Vermittler zwischen Bayern und Spanien im Zeitalter Philipps II. (Documenta Augustana, Bd. 23), Augsburg 2013.(129.5 KB)

Die vorliegende Studie ist aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Fürsten und Kaufleute im konfessionellen Zeitalter: Augsburger und Nürnberger Firmen als Hoflieferanten mitteleuropäischer Herrscherhäuser 1548–1630“ hervorgegangen. Das zwischen 2008 und 2011 durchgeführte Projekt ging von der These aus, dass bis in die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges hinein spezialisierte Märkte zur Belieferung mitteleuropäischer Höfe mit hochwertigen Luxus- und Konsumgütern von reichsstädtischen, vor allem Augsburger und Nürnberger Handelshäusern geprägt bzw. dominiert wurden. Die große Zahl an Dokumenten, die im Rahmen dieses Projekts über den bislang wenig bekannten Augsburger Kaufmann und Agenten Anton Meuting (gest. 1591) gefunden wurden, sowie die Tatsache, dass diese Quellen besonders facettenreiche Einblicke in die Zusammenhänge von Handel, Diplomatie und Kulturtransfer im 16. Jahrhundert gewähren, führten zu der Entscheidung, seiner Karriere und seinen Tätigkeitsfeldern eine eigene Studie zu widmen.


Schmölz-Häberlein, Michaela, Kleinstadtgesellschaft(en). Weibliche und männliche Lebenswelten im Emmendingen des 18. Jahrhunderts (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte – Beihefte 220). Stuttgart 2012 (ISBN 978-3-515-10239-1).

Obwohl Kleinstädte mit weniger als 2000 Einwohnern die Städtelandschaft des Alten Reiches maßgeblich prägten, liegen bislang nur wenige Untersuchungen zu ihrer Sozial- und Kulturgeschichte vor. Diese Studie zur badischen Amtsstadt Emmendingen rekonstruiert auf breiter Quellengrundlage gesellschaftliche Entwicklungen, ökonomische Aktivitäten, materielle Kultur, Lebensläufe und familiäre Konflikte in einer 'typischen' südwestdeutschen Kleinstadt des 18. Jahrhunderts.

Michaela Schmölz-Häberlein zeigt, dass diese Kleinstadtgesellschaft keineswegs statisch war, sondern eine beträchtliche demographische und wirtschaftliche Dynamik aufwies sowie von geographischer und sozialer Mobilität geprägt war. Außerdem lebte die lutherische Bevölkerungsmehrheit hier mit Angehörigen unterschiedlicher konfessioneller und religiöser Minderheiten – Katholiken, Reformierten, Täufern, Juden – auf engem Raum zusammen. Ein besonderes Augenmerk der Autorin liegt auf den spezifischen Handlungsspielräumen, Lebenswelten und Erfahrungen von Frauen.

Häberlein, Mark, The Fuggers of Augsburg Pursuing Wealth and Honor in Renaissance Germany (Early Modern German History). Charlottesville/London 2012.

As the wealthiest German merchant family of the sixteenth century, the Fuggers have attracted wide scholarly attention. In contrast to the other famous merchant family of the period, the Medici of Florence, however, no English-language work on them has been available until now. The Fuggers of Augsburg offers a concise and engaging overview that builds on the latest scholarly literature and the author’s own work on sixteenth-century merchant capitalism. Mark Häberlein traces the history of the family from the weaver Hans Fugger’s immigration to the imperial city of Augsburg in 1367 to the end of the Thirty Years’ War in 1648. Because the Fuggers’ extensive business activities involved long-distance trade, mining, state finance, and overseas ventures, the family exemplifies the meanings of globalization at the beginning of the modern age. 

The book also covers the political, social, and cultural roles of the Fuggers: their patronage of Renaissance artists, the founding of the largest social housing project of its time, their support of Catholicism in a city that largely turned Protestant during the Reformation, and their rise from urban merchants to imperial counts and feudal lords. Häberlein argues that the Fuggers organized their social rise in a way that allowed them to be merchants and feudal landholders, burghers and noblemen at the same time. Their story therefore provides a window on social mobility, cultural patronage, religion, and values during the Renaissance and the Reformation.

Häberlein, Mark / Kuhn, Christian / Hörl, Lina (Hg.), Generationen in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten (ca. 1250-1750) (Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven, Band 20). Konstanz 2011 (ISBN 978-3-86764-254-5)

Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Generationengeschichte der europäischen Stadt der Vormoderne in unterschiedlichen sozialen und literarischen Kontexten. Ausgehend von aktuellen Debatten um Generationenbewusstsein und -konflikte in früheren Epochen thematisieren sie Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen verschiedener Altersgruppen in städtischen Räumen, materielle und immaterielle Übertragungsprozesse, innerfamiliäre Konflikte und Generationenmotive in literarischen Texten. In all diesen Konstellationen zeichnen sich kulturelle Praktiken und grundlegende Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Vormoderne ab.



Häberlein, Mark / Keese, Alexander (Hg.), Sprachgrenzen – Sprachkontakte – kulturelle Vermittler. Kommunikation zwischen Europäern und Außereuropäern (16.–20. Jahrhundert) (Beiträge zur Europäischen Überseegeschichte Band 97). Wiesbaden, Franz Steiner Verlag 2010 (978-3-515-09779-6)

 Die überseeische Expansion brachte europäische Seefahrer, Händler, Missionare, Forscher und Kolonisten mit einer Vielzahl von Sprachen in Kontakt, die in Europa zuvor weitgehend unbekannt waren. Für die Kommunikation mit außereuropäischen Bevölkerungen jenseits einfacher Formen wie Gabentausch und Zeichensprache waren multilinguale Vermittler unabdingbar, die über die Fähigkeit verfügen mussten, im Medium der Sprache auch fremdartige Rituale, Weltbilder und Sinnsysteme verständlich zu machen. Aufbauend auf den philologischen Studien christlicher Missionare waren die Kolonialmächte seit dem 19. Jahrhundert zunehmend bestrebt, außereuropäische Sprachen wissenschaftlich zu klassifizieren. Während koloniale Herrschaft zum Verschwinden vieler außereuropäischer Sprachen führte, erlangten andere Sprachen wie Malaiisch oder Swahili als Verkehrssprachen neue Bedeutung.
Die vielfältigen Facetten der Kommunikation zwischen Europäern und Außereuropäern untersuchen die Autoren dieses Bandes, der auf eine Tagung der Gesellschaft für Überseegeschichte an der Universität Bamberg zurückgeht, in einer Reihe empirischer Fallstudien.


Häberlein, Mark / Jeggle, Christof (Hg.): Praktiken des Handels. Geschäfte und soziale Beziehungen europäischer Kaufleute in Mittelalter und früher Neuzeit (Studien zur schwäbischen Kulturgeschichte, Neue Folge Bd. 6). Konstanz 2010 (ISBN: 978-3-86764-203-3 )

Mit seiner Ausrichtung auf die Praktiken des Handels stellt der Band die gegenwärtige Neuorientierung der Handelsgeschichte dar. In Fallstudien befassen sich Autorinnen und Autoren aus mehreren Ländern mit konkreten Erscheinungsformen sozialer Interaktionen beim Gütertransfer, der Kreditgewährung, dem Zahlungsverkehr und der Informationsübermittlung. Dabei untersuchen sie unterschiedliche Ebenen des kommerziellen Austauschs - vom Detailhandel bis zum interkontinentalen Handel. Sie thematisieren spezifische Handelszweige, individuelle Akteure, den Umgang mit Informationen sowie das Verhältnis der Geschlechter.

Häberlein, Mark / Künast, Hans-Jörg / Schwanke, Irmgard (Hg.): Die Korrespondenz der Augsburger Patrizierfamilie Endorfer 1620-1627. Briefe aus Italien und Frankreich im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges (Documenta Augustana, Bd. 21). Augsburg 2010 (ISBN 978-3-89639-756-0)

Im Herbst 1628 wurde in der Reichsstadt Augsburg ein Skandal aufgedeckt: Der angesehene patrizische Rats- und Steuerherr Friedrich Endorfer d.Ä. hatte Tausende von Gulden an städtischen Steuergeldern veruntreut. Im Zuge der Ermittlungen beschlagnahmten die städtischen Behörden zahlreiche Schriftstücke aus Endorfers Schreibstube. Darunter befanden sich auch mehr als 70 Briefe, welche die kaufmännische Ausbildung von Endorfers Söhnen Friedrich und Hans in Lucca und Lyon dokumentieren. Diese ebenso aufschlussreichen wie lebendigen Zeugnisse der Handels-, Sozial- und Kulturgeschichte des frühen 17. Jahrhunderts werden hier erstmals in einer ausführlich kommentierten kritischen Edition zugänglich gemacht.

Häberlein, Mark / Kuhn, Christian (Hg.): Fremde Sprachen in frühneuzeitlichen Städten.Lernende, Lehrende und Lehrwerke (Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart 7). Wiesbaden 2010 (ISBN 978-3-447-06192-6)


In konkreten Fallstudien zu mitteleuropäischen Städten (Augsburg, Nürnberg, Ravensburg, Freiburg i.Br., Basel, Zürich, Lüneburg) untersuchen die Beiträge des von Mark Häberlein herausgegebenen Bandes Formen und Praktiken des Fremdsprachenerwerbs zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert. Sie thematisieren das Sprachenlernen von Patrizier- und Kaufmannssöhnen im Ausland, die Lebensbedingungen und die Rechtsstellung von Sprachmeistern in frühneuzeitlichen Städten sowie Konzeption, Druck und Verbreitung von Lehrwerken für den Unterricht. Erstmals werden damit die Stadtgeschichte und die Geschichte des Fremdsprachenlernens in der Frühen Neuzeit systematisch aufeinander bezogen.


Häberlein, Mark: The Practice of Pluralism. Congregational Life and Religious Diversity in Lancaster, Pennsylvania 1730–1820. University Park, Pa. 2009 (ISBN 978-0-271-03521-5)

The clash of modernity and an Amish buggy might be the first image that comes to one’s mind when imagining Lancaster, Pennsylvania, today. In the early to mid-eighteenth century, Lancaster stood apart as an active and religiously diverse, ethnically complex, and bustling city. On the eve of the American Revolution, Lancaster’s population had risen to nearly 3,000 inhabitants; it stood as a center of commerce, industry, and trade. Of course the German-speaking population—Anabaptists as well as German Lutherans, Moravians, and German Calvinists made up the majority, but about one-third were English-speaking Anglicans, Catholics, Presbyterians, Quakers, Calvinists, and other Christian groups. A small group of Jewish families also lived in Lancaster, though they had no synagogue. Carefully mining historical records and documents, from tax records to church membership rolls, Mark Häberlein confirms that religion in Lancaster was neither on the decline nor rapidly changing; rather, steady and deliberate growth marked a diverse religious population.

Häberlein, Mark / Kech, Kerstin /Staudenmaier, Johannes (Hg.): Bamberg in der frühen Neuzeit (Bamberger historische Studien 1). Bamberg 2008 (ISBN 978-3929341324)

Die Beiträge dieses Bandes behandeln Aspekte der Verwaltungs-, Herrschafts-, Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte Bambergs zwischen 1500 und 1800 und schließen damit einige der weißen Flecken auf der Landkarte der frühneuzeitlichen Stadt- und Regionalforschung. Zugleich werden aktuelle geschichtswissenschaftliche Fragestellungen und Konzepte empirisch erprobt. Damit sollen die Möglichkeiten, die Bamberg als Forschungsfeld bietet, und das Potential, das sich mit der Anwendung von Konzepten und Methoden der modernen Geschichtswissenschaft auf das reichhaltige Bamberger Material verbindet, aufgezeigt und Anregungen für künftige Forschungen gegeben werden.

Zugriff auf den Volltext über OPUS: www.opus-bayern.de/uni-bamberg/volltexte/2008/139/

 

Häberlein, Mark: Die Fugger: Geschichte einer Augsburger Familie (1367-1650). Stuttgart 2006 (ISBN 978-3170184725)

Wie keine andere Familie verkörpern die Fugger wirtschaftlichen Erfolg und soziale Aufstiegschancen des süddeutschen Bürgertums an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Unter der Leitung Jakob und Anton Fuggers baute die Familienfirma binnen weniger Jahrzehnte das größte europäische Handels- und Bergbauunternehmen seiner Zeit auf. Als Geldgeber des Kaisers und als Bankiers der römischen Kurie spielten die Fugger eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der europäischen Politik. Ihr Erfolg ermöglichte ihnen den Kauf großer Landgüter in Schwaben und den Aufstieg in den Reichsadel. Als überzeugte Anhänger der alten Kirche exponierten sie sich in den konfessionellen Auseinandersetzungen der Reformationszeit. Als Stifter, Sammler und Mäzene prägten sie die Kultur der süddeutschen Renaissance.

 

Gassert, Philipp / Häberlein, Mark / Wala, Michael: Kleine Geschichte der USA. Stuttgart 2007 (ISBN: 978-3150106297)

Die Vereinigten Staaten haben die Welt im 20. Jahrhundert geprägt wie kein zweites Land. Verstehen lässt sich das Agieren und die Rolle der Supermacht in der Gegenwart aber nur, wenn man die Geschichte der USA kennt. In der Reihe von Reclams Kleinen Nationalgeschichten liefern drei Amerika-Spezialisten diese Information zu 400 Jahren amerikanischer Geschichte, von den Pilgrim Fathers bis zu den Kongresswahlen 2006, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts haben sie dabei besondere Beachtung geschenkt.

Häberlein, Mark / Jeggle, Christof (Hg.): Vorindustrielles Gewerbe. Handwerkliche Produktion und Arbeitsbeziehungen in Mittelalter und früher Neuzeit (Irseer Schriften, N.F. 2). Konstanz 2004 (ISBN 978-3896696922)

Der Irseer Arbeitskreis für vorindustrielle Wirtschafts- und Sozialgeschichte verknüpfte auch bei seiner zweiten Tagung im März 2002 die traditionell der Wirtschaft zugeordneten Themen mit dem gesamten Spektrum sozialhistorischer Forschung, also mit sozial-, kultur- und geschlechterspezifischen Fragestellungen. Durch die Debatten zur Protoindustrialisierung sowie mikrohistorische und geschlechtergeschichtliche Forschungsansätze hat die vorindustrielle Gewerbegeschichte neue Impulse erhalten. Die Autoren und Autorinnen dieses Bandes greifen die Ansätze auf und diskutieren sie anhand lokaler und regionaler Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum.