Projekt: Fremdsprachenerwerb und Fremdsprachenkompetenz in deutschen Städten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Finanzierung: DFG (Sachbeihilfe)

Bearbeiter: Dr. Johannes Staudenmaier

Das interdisziplinär angelegte Vorhaben wurde in Kooperation mit der Professur für Deutsche Sprachwissenschaft / Deutsch als Fremdsprache an der Universität Bamberg (Prof. em. Dr. Helmut Glück), und dem Lehrstuhl für Didaktik des Englischen, Universität Augsburg (Prof. em. Dr. Konrad Schröder), durchgeführt. Zentrales Ziel des Projekts war die umfassende Bestandaufnahme der Maßnahmen und Strategien, die in den beiden großen süddeutschen Reichsstädten Nürnberg und Augsburg im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ergriffen wurden, um den Bedarf an Fremdsprachenkompetenz zu decken. Durch die Erhebung einschlägiger archivalischer und gedruckter Quellen sowie durch die Analyse von Lehrwerken und fremdsprachlichen Texten sollte die Geschichte des Fremdspracherwerbs und -gebrauchs in Nürnberg und Augsburg rekonstruiert und damit ein Beitrag zur Erforschung der Mehrsprachigkeit im vormodernen Europa geleistet werden.

Die Projektleiter gingen dabei von der Hypothese aus, dass die Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und -gebrauchs eine zentrale Schnittstelle der Sozial-, Kultur-, Bildungs- und Sprachgeschichte bildet. Durch eine eingehende Untersuchung der Strategien, Methoden und Konsequenzen des Erwerbs moderner Sprachen in verschiedenen Gesellschaftsschichten und an unterschiedlichen Orten sollten kulturelle Transferphänomene, Kommunikationsprozesse und -probleme, Bildungs- und Distinktionsbestrebungen sowie der historische Wandel von Erziehungsmethoden und didaktischen Konzepten in den Blick genommen werden.

Als thematisch zentrale und quellenmäßig gut dokumentierte Themenbereiche wurden schwerpunktmäßig der Erwerb und Gebrauch lebender Fremdsprachenlernen durch Angehörige der reichsstädtischen Eliten (Patrizier und Kaufleute), die Rolle von Sprachmeistern bei der Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen sowie die institutionalisierten Formen des Sprachunterrichts untersucht. Das Projekt mündete in eine umfangreiche, von den Antragstellern gemeinsam verfasste Monographie. Mit ihr liegt erstmals eine umfassende vergleichende Untersuchung zur Geschichte der Mehrsprachigkeit in mitteleuropäischen Städten vor, die das Korpus der archivalischen und gedruckten Quellen intensiv auswertet.

Abschlusspublikation:

Helmut Glück / Mark Häberlein / Konrad Schröder, Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit. Die Reichsstädte Augsburg und Nürnberg vom 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert, Wiesbaden 2013 (Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart, Bd. 10).