DFG-Projekt: Der Projektemacher als Pionier globalen Handels. Der Augsburger Kaufmann Konrad Rott und sein gescheitertes Pfefferhandelsmonopol 1579/80

Leitung und Durchführung: Dr. Markus Berger

Finanzierung: DFG (Sachbeihilfe, eigene Stelle)

Laufzeit: 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2023

Ausgehend von der Beobachtung, dass technische oder wirtschaftliche Innovationen in der Frühen Neuzeit häufig nicht aus den etablierten ökonomischen und politisch-administrativen Institutionen heraus entstanden, sondern von außen angeregt wurden, kann Projektemachern eine Schlüsselrolle in der frühneuzeitlichen, merkantilistisch geprägten Wirtschaft zugeschrieben werden. Dies gilt insbesondere auch für den ab dem 16. Jahrhundert zunehmend global verflochtenen Fernhandel. Gerade gescheiterte oder nur kurzlebige, globale Handelsprojekte können offenbaren, wie Europäer das für sie zunächst diffuse und schwer zu deutende Wissen über die Welt außerhalb ihres Heimatkontinents verarbeiteten, und für sich nutzbar zu machen suchten sowie welche Entwicklungschancen und alternativen Strategien sie im Umgang mit dem Fremden als realistisch ansahen. 

„Projektemacher“ war eine im 17. und 18. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für Individuen, die mit vermeintlich wegweisenden und innovativen Geschäftsideen an Fürsten oder andere zahlungskräftige Investoren herantraten, um deren Unterstützung für die Umsetzung ihres „Projekts“ zu erlangen. Die vorgeschlagenen Vorhaben konnten sich auf die Einführung neuer Technologien beim Abbau von Rohstoffen oder bei der Produktion von Waren beziehen, neuartige Geschäftsmodelle beinhalten, eine Umstrukturierung der Verwaltung anstreben oder lediglich organisatorische Details im Staatswesen zu verbessern suchen. Projektemacher warben für ihre Pläne, indem sie den angeblich großen Nutzen für das Gemeinwesen bzw. die Höhe der zu erwartenden fürstlichen Einnahmen aus dem Projekt hervorhoben. In den Augen ihrer Mitmenschen waren Projektemacher aber vor allem an ihrem persönlichen Erfolg interessiert, indem sie sich durch falsche Versprechungen Investorengelder oder Monopolprivilegien sicherten, im Gegenzug aber nur überdimensionierte und unrealistische Zukunftsvisionen anzubieten hätten. Dennoch gingen Fürsten und Könige immer wieder auf mitunter hochriskante Geschäftsideen ein, denn Projekte versprachen nicht nur hohe Gewinne, sondern konnten auch zur Erlangung von exklusivem Wissen dienen.

Dieses Forschungsvorhaben widmet sich den Geschäften des Augsburger Kaufmanns Konrad Rott (gest. 1610), der 1580 mit einem spektakulären Handelsprojekt scheiterte: Er hatte sich vertraglich den Einkauf und Vertrieb des gesamten über Lissabon importierten Pfeffers gesichert, wofür er allerdings mehrere hunderttausend Dukaten aufbringen musste. Zur Finanzierung seines Handels plante Rott ein Monopol zu errichten, indem er seinen Geschäftspartnern exklusive Handelsprovinzen in Europa zuwies. Als größten Investor konnte er den sächsischen Kurfürsten August (1526–1586) gewinnen. Unter der Ägide des sächsischen Kammermeisters Hans Harrer (gest. 1580) wurde die Thüringische Gesellschaft gegründet, die den Pfeffer als Monopolist im deutschsprachigen Raum in Leipzig verkaufen sollte. Jedoch scheiterte das Unternehmen bereits nach einem Jahr, und Rott musste überschuldet aus Augsburg fliehen.

Im Projekt wird Rott mit der Praktik der „Projektemacherei“ in Verbindung gebracht und die Auswirkungen seiner Unternehmungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen und den iberischen Fernhandel analysiert.