Kitzingen, Die Deuster-Keller

- Bauforschung und 3D Scan

Bearbeiter: Dipl.-Ing.(FH) Frank Bier

Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling

 

Lage des Objekts

Die Deusterkeller liegen am Nordrand der Stadt Kitzingen, Regierungsbezirk Unterfranken / Bayern. Den Namen - “Deuster“ hat das Areal den ehemaligen Besitzern zu verdanken. Die Keller bestehen aus Lager- und Eiskellern. Ehemals wurde in den Deusterkellern untergäriges Bier gelagert und als Exportbier in alle Welt verschifft. Man kann annehmen, dass hier eine Ausschüttung von ca. 20.000 bis 25.000 Hektolitern Bier pro Jahr stattfand. Eine immense Summe für eine Zeit die vor der Industrialisierung lag.

Unterfranken ist heute durch den Weinanbau bekannt. Die Brauereien sind stark rückläufig und haben, in einer von Wein geprägten Region, keinen besonderen Stellenwert. Gerade deshalb stellen die Deusterkeller ein Kulturdenkmal par excellence dar.

 

Fragestellungen

Das Kellerareal liess folgende Fragestellungen entstehen: Zunächst die Frage nach dem exakten Standort und der Dimension der Keller. Desweiteren das Entstehen, die genaue Nutzung hinsichtlich der Bierbraukunst und die Konstruktionsmethoden der einzelnen Kellerabschnitte. Zunächst lagen Ab- und Zumauerungen vor, die wiederum Fragen nach verschütteten Kellern und Gängen aufwarfen.


Vorgehensweise

Der erste Schritt bestand darin, das gesamte Kellerareal dreidimensional zu vermessen. Über 60 Scangänge waren nötig um die Keller komplett zu erfassen. Durch as Vernetzen der einzelnen Scans war somit die Grundlage für alle weiteren Untersuchungen gegeben. Hinsichtlich des Entstehens der Keller wurde auf archivalische Quellen, bildliche Darstellung und Katasterpläne zurückgegriffen. Bei der Nutzungsanalyse war eine grundlegende Recherche der Bierbraukunst von Nöten. Die Konstruktionsmethoden der einzelnen Gewölbeabschnitte wurde mit Hilfe von Kartierungen und exakten Vermessen bestimmt.

 

Ergebnisse

Durch das dreidimensionale Vermessen konnte die exakte Lage und Dimension der Keller, sowie der einzelnen Lüftungsschächte bestimmt werden. Die Keller weisen eine Gesamtfläche von rund 1.850 m² und ein Gesamtvolumen von 7.150 m³ auf. Weiterhin konnten über 29 verschiedene Gewölbe nachgewiesen werden. Da die ganze Kelleranlage aus heimischen Muschelkalk besteht, war eine Kartierung von Abschnitten aus verschiedenen Kellerbereichen unabdingbar und lieferte Details über die Bauweise. Unterirdischer, bergmännischer Vorantrieb wie auch offene Bauweise konnten nachgewiesen werden. Durch das Vernetzen von Archivkunde, Vermessen und Kartieren entstand die Bauchronologie des Kellerareals. Zusätzlich wurden unterschiedlich alte Katasterpläne mit dem Istbestand kombiniert. Oberirdische Veränderungen des Umfeldes bestätigten zusätzlich die Bauchronologie. Verschüttete Keller konnten anhand von archivalischen Quellen lokalisiert und nachgewiesen werden.