Modellbau

Bamberger Dom, 2.Joch des Ostchors

Leitung:    Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling

Mitarbeiter: Jan Fuhrmann, Christine Engler, Claudia Auerswald,

Peter Hinkelmann, Julia Heine, Uta Pfahlbusch, Stephan Hahn, Nina Marschler,

Martin Kraft, Bettina Rheingans, Julia Weidenmüller, Katharina Kirchhoff,

Gunnar Grausche, Arne Voigtmann, Lars Kröger, Julian Decker,

Alexander Schilling, Baris Ciftci

Im Rahmen zweier Seminare zum mittelalterlichen Gewölbebau, wurde von Studenten des Fachbereichs für Bauforschung und Baugeschichte im Sommersemester 2007 und im Wintersemester 2007/08 das Gewölbe des 2.Ostchorjochs des Bamberger Doms im Maßstab 1:25 nach gebaut.

Ziel des Modellbaus war es, den Bau eines Gewölbes von der Planung bis zur Fertigstellung nachzuvollziehen. Die dafür verwendeten Materialien sind Holz, Keramiton, Hanf und Leim

Vorgehensweise

1. Zeichnerische Konstruktion des Grundrisses und der Seitenschiffwände sowie deren Ausführung in Holz.

2. Ermittlung der Rippen- und Gurtbogenradien bzw. Abmessungen auf der Grundlage eines 3D-Laserscanns des Bamberger Doms sowie eine optische Steinschnittbestimmung vor Ort.

3. Zeichnerische Konstruktion der Rippen, Gurt- und Schildbogen sowie der Lehrgerüste

4. Herstellung der jeweiligen Bogensteine aus Keramiton, der Dienste, Kapitellplatten, Gerüststangen, Lehrbogen und Schalung aus Holz sowie der Seile aus Hanf

5. Errichtung der Gerüsttürme, Aufstellung der Gurtlehrbogen sowie Aufmauerung dieser auf die Kapitellplatten

6. Aussteifung der Gerüsttürme zu einer jochübergreifenden Arbeitsplattform, Übermauerung der Gurtbogen, Entfernung der Gurtlehrbogen, Mauern der Rippenanfänger und Gewölbezwickel sowie Aufstellung und Ausrichtung der Rippenlehrbogen auf der Arbeitsplattform

7. Ausführung der Rippen und Auflegen der Kappenschalung

8. Wölben der Kappen

Erläuterungen

Gerüst
Die Arbeitsplattform besteht aus Gerüsthölzer die mit Hanfseilen verknotet sind. Diese Ausführung stellte sich als sehr Instabil/beweglich heraus, wodurch sie vor der Aufstellung der Rippenlehrbogen durch die aufgeklebten Bretter der Arbeitsplattform stabilisiert werden musste. Eine Stabilisierung des gesamten Gerüstes wäre vermutlich auch durch das Einbeziehen der Wandgerüsthölzer möglich gewesen, welche hier konstruktionsbedingt fehlen.

Lehrbogen
Erstellt wurden drei verschiedene Lehrbogentypen, die alle auf der Arbeitsplattform aufgestellt sind. Deren Ansatz am zu stützenden Gewölbe liegt weit über dem Kämpferpunkt und setzt erst dort an, wo die Bogensteine nicht mehr ohne Unterstützung in ihrer vorgesehenen Position verharren würden. Die Holzverbindungen der Lehrbogen sind maßstabsbedingt nur angedeutet. Als problematisch erwies sich der Kreuzungspunkt der Rippenlehrbogen, da dort einerseits die Verbindung der Lehrbogen hergestellt, andererseits genug Platz für den Schlussstein gelassen werden muss. Die hier gewählte Lösung stellt eine nicht kraftschlüssige Verbindung dar, die an Vorbilder des 20. Jahrhunderts angelehnt ist.

Schalung und Kappen
Die Schalung der Kappen ist in Anlehnung an die Forschung von Dethard von Winterfeld auf die Schultern der Rippen bzw. Gurt- und Schildbogen aufgelegt. Jedoch wurde in einem Gewölbeabschnitt die Möglichkeit eines gesonderten Lehrbogens für die Kappenschalung angedeutet. Für die Schalung wurde zuerst eine Leitbohle auf die Scheitellinie der Kappen gelegt. Anschließend erfolgt die Einschalung der Kappen von den Gewölbezwickeln mit voranschreitender Aufmauerung der Gewölbekappen. Da die Gewölbekappen von den Rippen zu den Schildbogen hin konisch zusammenlaufen, musste, um eine parallelen Lage der Bohlen an den Scheitellinien zu garantieren, die Lage der Bohlen genau vorherbestimmt werden. Hierdurch ergibt sich eine zu den Gewölbezickeln immer vertikalere Ausrichtung der Schalung. Wäre die genannte Vorausmittlung der Bohlenlage nicht geschehen, sprich die Bohlen an den Zickeln horizontal verlegt worden, wäre ein „Schalungsloch“ an der Scheitellinie der Kappen entstanden. Im Gegensatz zur Schalung, erfolgte die Aufmauerung der aus Bruchsteinen bestehenden Gewölbekappen in horizontalen Bahnen von den Gewölbezwickeln zur Scheitellinie, da das entstehende „Loch“ ohne Probleme geschlossen werden konnte. Zuletzt wurde das Gewölbe mit Mörtel übergossen, um eine geschlossene Kappeschale herzustellen.

Zeitaufwand: ca. 340 Stunden

V 2008