Die montanhistorische Kulturlandschaft im südwestlichen Lahn-Dill-Gebiet.   Erfassung, Bewertung, Erhaltungsempfehlungen

Betreuer:    Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling

Bearbeiter:  Tim Schönwetter M.A.

Grundlagen und Fragestellung

Das Lahn-Dill-Gebiet, der Wirtschaftsraum zwischen oberem und mittlerem Verlauf von Lahn und Dill in Mittel- hessen, gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem der größten Eisen- und Manganerzfördergebiete des Deutschen Reiches. Archäologische Funde belegen einen jahrtausende alten Bergbau an der Lahn und ihren Nebenläufen. Bis zur terri- torialen Konsolidierung im 19. Jahrhundert herrschte eine politische Zersplitterung, die größere wirtschaftliche und soziale Unterschiede zur Folge hatte und die Entwicklung des Bergbaus hemmte. Erst mit der einheitlichen Berg- gesetzgebung, dem Engagement privater Bergbaugesell- schaften, dem Bau neuer Hüttenwerke, der Schiffbar- machung der Lahn und der Eröffnung der Lahntalbahn, kam es zum sprunghaften Aufstieg der Bergbauindustrie im Lahntal oberflächennahe Lagerstätten ließen zahlreiche Grubenbetriebe entstehen, die zunächst noch im Nebenerwerb von der Dorfbevölkerung betrieben wurden. Schließlich setzten sich, vor allem im Zuge der technis- chen Entwicklung, die großen Bergbaugesellschaften wie Buderus und Krupp durch. Aus den kleinen Grubenfeldern wurden wirtschaftlichere Betriebe geformt. Der im folgenden beschriebene Untersuchungsraum spiegelt die politische, wirtschaftliche, technische und soziale Ent-wicklung der Lahn-Dill-Region wieder. Bis 1910 war aus über 30 kleineren Grubentrieben des 19. Jahrhunderts die “Konsolidierte Grube Laubach” auf dem Gebiet der Städte Solms und Wetzlar und der Gemeinde Schöffengrund im Lahn-Dill-Kreis entstanden, in der bis 1962 Erz gefördert wurde. Während wohnortnahe und im Offenland befind- liche Relikte weitestgehen verschwunden sind, haben sich im ausgedehnten Waldgebiet viele montan- historische Relikte unterschiedlicher Art erhalten können.

Erfassung und Bewertung

Grundlage zur Definition einer montanhistorischen Kulturlandschaft bildet die Erfassung der spezifischen Elemente.  Zunächst musste die bereits bestehende Typologie über- prüft, weiterentwickelt und ergänzt werden. Gleiches galt für die Bewertungskriterien von Kulturlandschaften.
Die Einordnung der montanhistorischen Relikte erfolgte daraufhin in Grubenfelder (rechtlich abgesteckte Flächen; Grundlagen des Grubenbetriebs), Tagebau (oberflächennahe Abbauspuren unterschiedlicher Größen; Hohlformen), Schachtanlagen (meistens in Form von Kegel- stumpfhalden), Stollenanlagen (Kerbpingen der zuge- schossenen Stollenmundlöcher mit Stollenhalde oder noch existende Stollenmundlöcher), Halden (verschiedenen Formen; meist bei Tagebau oder Stollen, aber räumlich getrennt; Vollformen), Tagesanlagen und Betriebsgebäude (um Zechenplätze gruppiert; aus Zechenhaus, Waschkaue, Werkstätte, Lagergebäude, Verladeeinrichtungen usw.), Fuhrwege (mit ursprüng-lichem und/oder besonderem Belag), Pferde-/Kleinbahntrassen (Verlauf auf Damm, im Geländean- und -ausschnitt, an Geländekante oder als Bremsbergförderung) sowie sonstige montanhistorische Relikte.
Die Bewertung erfolgte von 1=niedrig bis 4=hoch in den Kategorien Dokumentationswert, Eigenartswert, Erhaltungszustand, Repräsentativität, Ensemble- bedeutung und Seltenheit. Hinzu kam noch der Gefährdungsgrad.

 

Erfassung und Bewertung

Grundlage zur Definition einer montanhistorischen Kulturlandschaft bildet die Erfassung der spezifischen Elemente.  Zunächst musste die bereits bestehende Typologie über- prüft, weiterentwickelt und ergänzt werden. Gleiches galt für die Bewertungskriterien von Kulturlandschaften.
Die Einordnung der montanhistorischen Relikte erfolgte daraufhin in Grubenfelder (rechtlich abgesteckte Flächen; Grundlagen des Grubenbetriebs), Tagebau (oberflächennahe Abbauspuren unterschiedlicher Größen; Hohlformen), Schachtanlagen (meistens in Form von Kegel- stumpfhalden), Stollenanlagen (Kerbpingen der zuge- schossenen Stollenmundlöcher mit Stollenhalde oder noch existende Stollenmundlöcher), Halden (verschiedenen Formen; meist bei Tagebau oder Stollen, aber räumlich getrennt; Vollformen), Tagesanlagen und Betriebsgebäude (um Zechenplätze gruppiert; aus Zechenhaus, Waschkaue, Werkstätte, Lagergebäude, Verladeeinrichtungen usw.), Fuhrwege (mit ursprüng-lichem und/oder besonderem Belag), Pferde-/Kleinbahntrassen (Verlauf auf Damm, im Geländean- und -ausschnitt, an Geländekante oder als Bremsbergförderung) sowie sonstige montanhistorische Relikte.
Die Bewertung erfolgte von 1=niedrig bis 4=hoch in den Kategorien Dokumentationswert, Eigenartswert, Erhaltungszustand, Repräsentativität, Ensemble- bedeutung und Seltenheit. Hinzu kam noch der Gefährdungsgrad.        

Als Ergebnis konnten so Analyse und Handlungsempfehlungen objektspezifisch und in einer Gesamtbetrachtung entwickelt werden. Einige Relikte wurden dabei in ihrer Zusammengehörigkeit betrachtet und so als flächenhafte Elemente kartiert. Insgesamt wurden anschließend 99 montanhistorische Objekte erfasst, die als wichtige Bestandteile einer montanhistorischen Kulturlandschaft angesehen werden: sechs Grubenfelder (mit einer besonders hohen Dichte von Elementen), 32Tagebaue, 16 Stollenanlagen, zwölf Halden, fünf Tagesanlagen, ein Fuhrweg, acht Pferdebahn-Teilstreckenund drei sonstige Objekte. 

Die Betrachtung einer "montanhistorischen Kulturlandschaft" kann sich lediglich auf einen Teilausschnitt der historischen Kulturlandschaft beziehen. Dem entsprechend sind als Hauptmerkmale dabei die Hohl- und Vollformen, die der Mensch durch den Erzabbau hinterlassen hat, und die die Landschaft in großem Maße prägen, zu betrachten. Hinzu kommen noch die zahlreichen baulichen Hinterlassenschaften. Durch diese Fülle der unterschiedlichen Elemente mit ihrer spezifischen, wirtschaftlichen, technischen und sozialen Entwicklungsgeschichte, kann die montanhistorische Kulturlandschaft im Gesamten definiert und schließlich als "montanhistorische Kulturlandschaft Konsolidierte Grube Laubach" abgegrenzt werden.

Handlungsempfehlung:

Alle aufgenommenen Elemente sind als technische Denkmäler anzusehen, müssen allerdings nach dem Hessischen Landesrecht differenziert eingeordnet werden, wenn es um ihren Einzelschutz geht. Derzeit sind lediglich drei Elemente auch eingetragene Baudenkmäler. Fünf weitere Elemente sind als Einzeldenkmäler anzusprechen. Stollen- und Schachtanlagen stellen Bodendenkmäler dar. Hervorzuheben sind die Reste der zwei Pferde-/Kleinbahnsysteme, deren Erhaltungszustand und Bedeutung eine Eintragung als Baudenkmäler rechtfertigt. Halden und Tagebaue sind schwieriger in eine Denkmalkategorie einzuordnen, allerdings stellen sie in Verbindung mit den anderen Elementen einen wichtigen Teil der montanhistorischen Kulturlandschaft dar. Weiterhin sind die zahlreichen Vermessungs-, Grubenfeldergrenz- oder Fundpunktsteine als Kleindenkmäler anzusprechen, da sie wichtige Zeugnisse des Bergrechts und wegen Größe und Standort durch Zerstörung, Diebstahl und/oder Translozierung gefährdet sind. Während für die Elemente eine Gefährdung durch Verwitterung, Tierbauten, Forstwirtschaft, Vermüllung und fehlender Bauunterhaltung besteht, geht gerade von den Stollen- und Schachtanlagen im Waldgebiet auch eine Gefahr für den Menschen aus. Stollen-Einstürze oder das Nachsacken der meist nur notdürftig verschlossenen Schächte sind unterschätzte und zuweilen auch unbekannte Gefahren. so bildet die Kartierung der Elemente gleichzeitig eine Möglichkeit den Schutz des montanhistorischen Erbes in Form der Bau- und Bodendenkmäler im Einzelnen und im Gesamtzusammenhang in einer montanhistorischen Kulturlandschaft zu erreichen und für eine Sensibilisierung der Waldnutzer -Erholungssuchende wie Forstarbeiter- vor den Gefahren des Altbergbaus zu schützen.

 

Perspektiven:

Das beschriebene Vorgehen im Untersuchungsraum kann auf andere montanhistorisch geprägte Bereiche innerhalb der Lahn-Dill-Region angewendet werden und würde somit einen Beitrag leisten, diese wichtige Epoche und ihre gefährdeten Hinterlassenschaften zu erfassen, zu schützen und z. B. im rahmen des Geoparks Westerwald-lahn-taunus zu vermitteln, um so einem dauerhaften Erhalt für künftige Generationen ein Stück näher zu kommen.