Exposé zur Dissertation:

Die Friedrichsburg in Bad Homburg vor der Höhe - Die Entwicklung eines neuzeitlichen Schlosses

Bearbeiter: Dipl.-Ing. (FH) Nils Wetter, M.A.

Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling

Hintergrund

Zum ersten Mal wird eine befestigte Anlage auf dem Bergsporn bei Bad Homburg 1192 erwähnt. Die wohl ursprünglich hölzerne Anlage entwickelte sich zu einer wehrhaften, steinernen Anlage. Diese Territorialburg war im Besitz der Herren von Eppstein, die die Burg als Lehen an die Familie der Brendel von Hohenberg weitergaben. Von ihnen leitet sich vermutlich der Name von Burg und Stadt Homburg ab. Im Jahr 1487 verkauften die Eppsteiner Homburg an die Grafen von Hanau. Während des Pfälzisch - Bayrischen Erbfolgekrieges fiel das Ländchen an das Kurfürstentum Hessen. In dem seit 1567 durch Erbteilungen geteilten Hessen gehörte Homburg zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.
Der jüngste Sohn des Landgrafen Georg I., Friedrich I. (1585 - 1638), wurde 1622 Begründer der Sekundogenitur Hessen-Homburg, da sein in Darmstadt regierender älterer Bruder die Apanagen nicht zahlen konnte.
In der zweiten Hälfte des 17. Jh. ließ sich der zweite Landgraf von Hessen-Homburg, Friedrich II., eine neue Residenz bauen und gab ihr den Namen Friedrichsburg. Es ist eine der ersten frühbarocken Adelssitze seiner Zeit im hessischen Raum und daher von besonderem Wert.
Der Bau ist eine regelmäßige, schlichte Anlage, die sich um zwei Höfe, den Oberen und den Unteren Schlosshof gruppiert. Während der untere Hof durch die Gebäude umschlossen ist, ist der obere nach einer Seite hin offen. Ein Hinweis darauf, dass die Anlage möglicherweise nie vollendet wurde.
Die Friedrichsburg ist kein kompletter Neubau. Denn der Vorgängerbau, die Burganlage der Herren von Eppstein aus dem 15.Jh., stand noch bis zur Grundsteinlegung 1680. Im Baugefüge finden sich Spuren dieses Vorgängerbaues, wie zum Beispiel der „Baukeller“ unter dem Schlosshof oder die Fallgittersteine am Mittleren Tor des Hirschgangflügels. Weiter untersucht wurden diese älteren Teile bislang noch nicht. Die Baugeschichte der Friedrichsburg ist bis heute nicht abschließend erforscht.

Neuerer Forschungsstand

Eine der ersten grundlegenden Arbeiten ist die des Architekten Heinrich Jacobi. Er geht davon aus, dass Baumeister Andrich die Burg völlig abriss und neu aufbaute.
In den Jahren 1964 und 1972 schreibt Friedrich Lotz eine zweibändige „Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe“. Er gibt einen guten Überblick über die bis dahin bekannten Quellen und legt dar, dass Schloss Friedrichsburg alte Teile enthält. Bis heute sind diese Baureste erkennbar: der Keller unter dem Hof und die Fallgittersteine am mittleren Tor. Diese Forschungsergebnisse lassen sich auch bei Heinz Biehn, in seinem Führer der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten nachlesen.
In den 1960ger Jahren wurde der Hirschgangflügel des Schlosses entkernt und in Teilen neu errichtet. Günther Binding leitete die begleitende Grabung zur Baumaßnahme. Diese sollte die Vorgängeranlage teilweise dokumentieren. Der Befund, zwei Brandschichten, wird von Binding als Zeugnis für zwei aufeinander folgende hölzerne Bauten (Türme?) gedeutet. Sie haben jedoch nichts mit der spätmittelalterlichen Anlage zu tun und gehören wohl eher in eine frühe Bauphase des 12. Jh.
Im September 1992 beschäftigte sich Karl-Eberhard Feußner, in seiner Magisterarbeit im Fach Kunstgeschichte bei Prof. Kiesow, mit der Baugeschichte des Schlosses anhand von schriftlichen Quellen und durch Vergleiche von Stichen und Bildern mit anderen Anlagen und den Baubestandsplänen des Hessischen Staatsbauamtes von 1992. Feußner wies in dieser Arbeit auf die fehlenden Archivalien aus den ersten mittelalterlichen Bauphasen hin, die bei einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg verloren gegangen sind.
2006 wurden erneut Grabungen im Anschluss an die Schnitte Günter Bindings von 1962 durchgeführt. Bei diesen konnte, durch eine C14-Untersuchung, die Phase des späten 12. Jh. bestätigt werden. Die Grabungen wurden unter der Leitung von Prof. Joachim Henning von der Universität Frankfurt durchgeführt.
Eine verformungsgerechte Vermessung der Friedrichsburg, die Aufschlüsse auf ihre Baugeschichte gibt, existiert bis heute nicht. Die Archive wurden nur in Teilen und dann sehr gezielt auf bestimmte Fragestellungen z.B. die der Ausstattung hin untersucht.
 

Ziele der Arbeit

Mit neuen Untersuchungen sollen die offenen Fragen zur Baugeschichte geschlossen werden, um ein ganzheitliches Bild des Schlossbaues zu erhalten. Ziel ist eine systematische monographische Erforschung der Friedrichsburg, welche von ihrem Baubeginn im späten 17.Jh. bis heute reicht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Geschichte des Umbaues von der Hohen- zur Friedrichsburg. Folgende Fragen gilt es zu in diesem Zusammenhang beantworten:

Wie hat der Architekt Jakobi, den vorhandenen baulichen Bestand der im Laufe der Jahrhunderte gewachsenen Anlage genutzt?

Welche Teile sind grundlegend neu angelegt worden?

Wie war der Bauablauf?

Ist der alte Palas noch bis zuletzt stehen geblieben, um bis zuletzt zu Wohnzwecken genutzt zu werden?

Zudem soll das Schloss in einen Kontext mit vergleichbaren hessischen und überregionalen Bauten gebracht werden. Dazu gehören neben baulichen auch die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe.

Wie ist die Friedrichsburg im Vergleich mit anderen Schlössern dieser Zeit und Formensprache zu sehen?

War der Bau der Friedrichsburg eine bewusste Abgrenzung gegenüber dem Haus Hessen-Darmstadt, die ein barockes Schloss erst viel später realisieren konnten?

Ist die häufige Wiederverwendung von Bausubstanz wichtig für diesen Bau, insbesondere im Hinblick auf die historische Kontinuität und Legitimation eines Fürstenhausens?

Wie gingen andere hessische Fürstenhäuser mit ihrem baulichen Erbe um?

Durchführung

Als wichtige Dokumentation für die baulichen Befunde wird ein verformungsgerechtes Aufmass erstellt. Dies ist besonders von Nöten, weil die archivarischen Quellen, auf die sich bisherige Arbeiten stützen, kein zufriedenstellendes Bild der Baugeschichte liefern konnten.
Mit Hilfe der neuen und der historischen Pläne wird eine Analyse des Baugefüges vor Ort durchgeführt. Diese wird dann mit der archivarisch Quellenlage verglichen. Daraus wird eine chronologische Abfolge der Bauzeiten erarbeitet und diese in Plänen dargestellt. Der Baugeschichte des Schlosses unter Einbezug des Vorgängerbaues soll anschaulich dargestellt werden. Ziel ist eine dreidimensionale Rekonstruktion des Baues mit seinen Bauphasen bis hin zum heutigen Erscheinungsbild.
Die Arbeit wird somit zum ersten Mal die am Bau vorhandenen Spuren und die archivarischen Quellen im Zusammenhang sehen, in Bezug setzten und interpretieren.
 

Ausgewählte Literatur

Biehn, Heinz: Schloss Homburg v. d. Höhe, Amtlicher Führer, Bad Homburg 1981.

Binding, Günther: Beobachtungen und Grabungen im Schloß Bad Homburg v. d. Höhe im Jahre 1962, In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg vor der Höhe, XXXII. Heft, 1974, S. 5-19.

Jacobi, Heinrich: Paul Andrich, In: Nassauische Lebensbilder Bd. 2, hg. v. Fritz Adolf Schmidt, Wiesbaden 1943.

Jacobi, Heinrich: Ms. eines Vortrags: Die Friedrichsburg zu Homburg vor der Höhe – das alte Stammschloss der Landgrafen von Hessen-Homburg, 1920.

Lotz, Friedrich: Geschichte der Stadt Homburg v. d. Höhe, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1963 u. 1972.

Luthmer, Ferdinand: Die Bau- und Kunstdenkmäler des östlichen Taunus, Landkreis Frankfurt – Kreis Höchst – Obertaunus-Kreis – Kreis Usingen (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden, hg. v. d. Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden, II. Bd.: Östlicher Taunus), Frankfurt 1905.

Metz, Christian: Schloss Homburg vor der Höhe, Regierungssitz der Landgrafen von Hessen-Homburg und Sommerresidenz der deutschen Kaiser, Hg. v. d. Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Broschüre 23, Regensburg 2006.

Nils Wetter

Bamberg, X/2009