Kathrin Haasler, M.A. - Dissertation

Betreuung und Gutachten:
Prof. Dr. Dina De Rentiis (Universität Bamberg),
Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura (Universität Bamberg) und
Prof. Dr. Ingrid Bennewitz (Universität Bamberg) (Dritte Prüferin)

Disputation: 21. Oktober 2014 (Universität Bamberg)

Kathrin Haasler
‚Per amore del mio lignaggio‘:Die Generationenbeziehungen in der ‚Tavola Ritonda‘, mit einem vergleichenden Blick auf weitere Tristan-Darstellungen

Abstract
Die Studie mit dem Titel  ‚Per amore del mio lignaggio‘:Die Generationen-beziehungen in der ‚Tavola Ritonda‘, mit einem vergleichenden Blick auf weitere Tristan-Darstellungen beschäftigt sich damit, ob und inwieweit Generationenbeziehungen und Generationenkonflikte in dem Werk La Tavola Ritonda erkennbar werden und im Falle ihrer Feststellung, welche Erkenntnisse sich daraus gewinnen lassen, auch hinsichtlich der internationalen Forschung zur »matière de Bretagne« sowie teils für die Generationenforschung. So handelt es sich bei La Tavola Ritonda knapp umrissen, um einen, in italienischer Sprache abgefassten, spätmittelal-terlichen Prosaroman eines anonymen Verfassers, dessen Kern der Erzählung uns eine völlig eigenständige Bearbeitung des Tristanmythos bietet, die wiederum kunstvoll mit der sie umgebenden Artusgeschichte, einschließlich einer ganz speziellen Form der Gralssuche, verwoben wurde. Gleichzeitig stellt dieser Text somit einen in sich abgesch-lossenen, zyklischen Tristan- und Artusroman dar, der zeitlich, da nach mehrheitlichem Konsens der Forschung zwischen 1330 und 1335 datierbar, noch gut hundert Jahre vor dem Werk von Sir Thomas Malory entstanden ist. Im Fokus der Analyse steht die Abbildung der Onkel-Neffe-Beziehung, zwischen dem Protagonisten und dessen nahem Verwandten, die in Hinblick auf ein vertikal-diachrones Generationen-bewusstsein und gegebenenfalls einen genealogischen Generationen-konflikt untersucht wird. Daneben wird in einem zweiten Schritt überprüft, ob auch ein horizontal-synchrones Generationen-bewusstsein und damit die Einschreibung eines dementsprechenden Generationen-begriffs in der Tavola Ritonda durch die Aufteilung in Tavola Vecchia und Tavola Nuova feststellbar ist. Zuletzt wird noch für einen komprimierten Abgleich ein Blick auf zwei Vorlagen der Tavola Ritonda geworfen, den Tristan en prose und den Tristan Thomas’ d’Angleterre, um nachzuprüfen, inwieweit die Generationenthematik bereits in diesem Werken aufscheint und inwieweit sie erst in der Tavola Ritonda verstärkt herausgearbeitet wurde.