Gastvortrag des Komponisten Alberto Posadas (Spanien)

»Composición y modelos exógenos«

Bamberger Vorträge zu Literatur- und Kulturtransfer

Bamberg, am Dienstag, den 13. Januar 2015.

Im Rahmen des Seminars »Artes yLetras ibéricas en el sigo XXI« unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Rodrigues-Moura ermöglichte Alberto Posadas den Zuhörern einen Einblick in das Schaffen eines zeitgenössischen Komponisten. Der in Valladolid geborene Künstler geht mit seiner Musik neue und eigene Wege.

Posadas, derzeitiger Stipendiat der Villa Concordia, leitete seinen Gastvortrag mit einer Reihe von Fragen ein: Inwieweit unterscheidet sich zeitgenössische von klassischer Musik? Welche Rolle können die Natur und die Mathematik für die Musik spielen? Wie ergänzen sich Musik und Tanz in ihrer Wirkung? Bis ca. in das 18. Jahrhundert hinein kann von der »klassizistischen Epoche« in der Musik gesprochen werden, die die Kompositionen einer festen Struktur und in ihren Regeln einer strengen Ordnung unterwarfen. Vor knapp 300 Jahren wagten dann die ersten Komponisten aus diesem Korsett auszubrechen und in der Harmonielehre neue Wege zu beschreiten.

Posadas zeigte auf, dass das Komponieren heutzutage herausfordernder ist, da man nicht mehr exklusiv für Institutionen wie Kirche oder die Aristokratie komponiert, sondern man mit einer Komposition die eigene Poetik darstellen möchte, diese aber gleichzeitig legitimieren muss. Der Schaffensprozess wird spekulativer und gibt dadurch einem personalisierten Gestaltungsrahmen auch mehr Raum.

Dabei lehnt sich Posadas an Vorbilder aus der Natur und der Mathematik als Inspirationsquellen an. Aus der Natur sprechen mathematische Prinzipien, die auch in der Musik Anwendung finden können. Hierbei geht es ihm allerdings nicht um eine beschreibende Darstellung der Natur, wie beispielsweise bei Vivaldi, sondern um eine kognitive Verbindung der beiden Konzepte. Als beispiele erläuterte Posadas die selbstähnlichen Fraktale und das Lindenmayer-System, mit dem in der Naturwissenschaft unter anderem das Wachstum von Algen erklärt werden könnte.

Eindrucksvoll verdeutlichte er sein künstlerisches Anliegen mit der Videoaufzeichnung eines seiner interaktiven Werke, bei dem die nach dem Lindenmayer-System komponierte Musik um eine If-Then Choreographie erweitert wurde. Nach dem Wenn-Dann-Prinzip können die Tänzerinnen durch Sensoren, die sie an ihren Handgelenken tragen, selbst auf die Musik Einfluss nehmen, so dass ein immer neues und einzigartiges Gesamtkunstwerk entsteht.

Die Studierenden bedanken sich recht herzlich für diesen interessanten Gastvortrag.

(die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars, Januar 2015)