Plakat zum Vortrag von Dr. Sebastian Scholl

Plakat zum Vortrag von Dr. Sebastian Scholl

Vortrag von Dr. Sebastian Scholl (Universität Bamberg)

Bamberg, am Montag, 13. Mai 2024, 18:15 Uhr, Raum U2/02.04

Bamberger Vorträge zur Lateinamerikanistik

Lokale Entwicklung als Aushandlung konfliktiver Mensch-Umwelt-Beziehungen: Das Beispiel der Isla Holbox in Mexiko

Eine Besonderheit der mexikanischen Bevölkerung ist ihr plurikultureller Charakter. Aktuell leben beispielsweise über 8 Millionen Menschen im Land, die sich zu einer der 68 indigenen Gruppen zugehörig fühlen. Ferner sind weiterhin viele Menschen in sog. »Ejidos« organisiert. Dies ist eine Organisationsform, die sich durch Gemeinschaftsbesitz, im Gegensatz also zum Privateigentum, auszeichnet. Seit 1992 geraten »Ejidos« jedoch unter verstärkten Anpassungsdruck. Sie sind ökonomisch durch kleinbäuerliche Landwirtschaft und auf Subsistenz ausgerichtete Bodenbewirtschaftung gekennzeichnet. Indigene Gruppen und die sog. »Ejiditarios« eint dabei in soziokultureller Hinsicht, dass sie jeweils ein spezifisches gesellschaftliches Naturverhältnis charakterisiert, das sich in einer hohen Wertschätzung und Identifikation gegenüber der natürlichen Um-welt äußert und sich von kapitalistisch orientierten Mensch-Umwelt-Verständnissen ab-grenzt. Im Zusammenhang mit Entwicklungsprozessen führt dies in vielen Fallbeispielen zu konfliktiven und von sozialen Ungleichheiten geprägten Ausgangslagen. Der Vor-trag veranschaulicht diese Aushandlungsprozesse von divergierenden Mensch-Umwelt-Verständnissen am Beispiel der touristische Inwertsetzung der mexikanischen Insel Holbox, die in jüngerer Vergangenheit eine umfassende gesellschaftliche und räumliche Transformation erfahren hat.

Dr. Sebastian Scholl arbeitet seit 2013 am Lehrstuhl für Geographie I (Kulturgeographie) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Im Februar 2018 hat er seine Dissertations-schrift erfolgreich verteidigt: Geographien des Protests. Eine räumliche Analyse der »Movimiento por la Paz con Justicia y Dignidad« in Mexiko (Bielefeld: transcript, 2020). Die Forschungsschwerpunkte liegen im Schnittstellenbereich von sozial-, kultur- und politisch-geographischen Fragestellungen, die aus einer systemtheoretisch inspirierten Grundhaltung analysiert werden.

Alle Interessierten sind sehr herzlich eingeladen!
gez. Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura