Die Reisen des Botanikers Carl Haussknecht (1838-1903)

"Die Reisen des Botanikers Carl Haussknecht (1838-1903) in das Osmanische Reich und nach Persien (1865 und 1866-1869). Die kommentierte digitale Edition seiner Tagebücher"

Das Projekt ist eine interdisziplinäre Kooperation des Herbariums Haussknecht der Universität Jena unter Leitung von Prof. Dr. Frank Hellwig und der Mitarbeit von Kristin Victor, dem Zentrum für Interdisziplinäre Regionalstudien der Martin-Luther Universität Halle mit Dr. Stefan Knost (bis 2018 Dr. Hanne Schönig) und des Lehrstuhls Iranistik in Bamberg unter Prof. Dr. Christoph U. Werner und der Mitarbeit von Christine Kämpfer, gefördert von der DFG von 2017 bsi 2022. Das iranistische Teilprojekt war von 2017-2020 an der Philipps-Universität Marburg angesiedelt.

Das international bedeutende Herbarium Haussknecht, von dem Thüringer Botaniker Carl Haussknecht (1838-1903) am 18. Oktober 1896 in Weimar gegründet und heute an der Friedrich-Schiller-Universität Jena befindlich, bewahrt unter seinen 3,5 Millionen Pflanzen-belegen auch tausende Exemplare, die Haussknecht von seinen Reisen im Osmanischen Reich und in Persien (1865 und 1866-1869) mitgebracht hatte. Einen bis Projektbeginn unerforschten Kontext für diesen Bestand liefern seine vom Projektteam aus Botanikern des Herbariums und Orientalisten mit spezieller Kenntnis des Osmanischen Reiches und Persiens im 19. Jahrhundert mittlerweile transkribierten fast 1000seitigen Reisetagebücher. Über die reine Botanik hinaus geben sie sachkundige Informationen und detaillierte Beobachtungen zu Geologie, Geografie, Kartografie, Zoologie, Landeskunde sowie Sozial- und Kulturgeschichte. Das zugehörige georeferenzierte Kartenmaterial ermöglicht die konkrete Verortung der Herbarbelege und die Rekonstruktion der Reiserouten, die nicht den damaligen Hauptreiserouten entsprachen. Weitere Archivmaterialien wie Korrespondenzen, ein Stammbuch und Carte de visite-Fotografien sind zusätzliche Bausteine, die für die kontextuelle Interpretation von Bedeutung sind. Dieser Materialkorpus wird fortlaufend mit Hilfe einer modularen Software (FuD, Trier) zur Generierung einer digitalen Edition erarbeitet, indiziert (Pflanzen, Personen, Orte, Sachen, ggf. mit Schreibvarianten und lokalen Bezeichnungen) und kommentiert und sukzessive im in Kooperation mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) erstellten Editionenportal (http://haussknecht.thulb.uni-jena.de/index.php?id=301) zugänglich gemacht.

Die kommentierte kritische Edition der Tagebücher unter Einbeziehung weiterer Archivmaterialien ermöglicht die Kontextualisierung der Gründungssammlung des Herbariums sowie die Würdigung der wissenschaftlichen Persönlichkeit Haussknechts und seines Beitrags zur systematischen Botanik wie zur Entwicklung der Orientbotanik. Sie liefert zudem einen wichtigen Beitrag zur Wissenschafts-, Kultur- und Rezeptionsgeschichte der bereisten Regionen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Projektpräsentationen und Vorträge innerhalb unterschiedlicher Fachdisziplinen stießen auf großes Interesse, das konkret zu Konferenz- und Tagungseinladungen sowie zur Vernetzung mit anderen Forschungsprojekten führte. Mit der digitalen Edition wird zudem eine virtuelle Forschungsinfrastruktur geschaffen, die auch zukünftig verschiedenen Fachdisziplinen weitergehende quantitative und qualitative Analysen ermöglicht. Eine gekürzte Lesefassung ist in Arbeit und soll bis 2024 erscheinen.

Aktuelle Projektdarstellung von Kristin Victor und Christine Kämpfer im Newsletter der Association for Iranian Studies, Spring 2020.