Dr. Andreas Wilde (24.09.1976-13.08.2022) Nachruf

Wir trauern um unseren früheren Kollegen und Freund Andreas Wilde.

Andreas Wilde wechselte im Jahr 2000 aus Leipzig von einem Magisterstudium mit arabistischem Schwerpunkt nach Bamberg, um sich in der hiesigen Iranistik intensiv mit dem Persischen befassen zu können. Die Begeisterung für die persische Sprache und ein leidenschaftliches Streben danach, sie bestmöglich zu beherrschen, standen von nun an im Mittelpunkt seines Studiums und prägten auch seinen beruflichen Werdegang. Nach einem Auslandssemester in Teheran schloss er einen mehrmonatigen Aufenthalt in Afghanistan an und legte damit den Grundstein für fachliche Kompetenz, die über die Grenzen Irans hinausgingen und Afghanistan und Zentralasien einschlossen. Nach seinem Studium in Bamberg, das er mit einer Magisterarbeit zur afghanischen politischen Memoirenliteratur abschloss, wurde er Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Local Governance and Statehood in the Amu Darya Borderlands“ am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn. Seine Promotion schloss er 2012 summa cum laude an der Universität Bonn mit einer monumentalen Dissertation ab, die unter dem Titel What is Beyond the River? Power, Authority, and Social Order in Transoxania: 18th-19th Centuries in drei Bänden erschienen ist. Er publizierte zudem mehrere fundierte Aufsätze zu Raumkonzepten, Herrschaftspraktiken und -institutionen sowie Staatsbildungsprozessen im iranischen Raum.
Zum Sommersemester 2012 kehrte Andreas an die Universität Bamberg zurück, nun auf der Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters am Lehrstuhl für Iranistik, die er bis zum Wintersemester 2020/21 innehatte. Hier hat er sich noch einmal neue Forschungsgebiete erschlossen, zuletzt die Wirtschafts- und Regionalgeschichte der südlichen Küstengebiete Irans. Außerhalb der Universität war Andreas Wilde ein geschätzter Spezialist und gesuchter Gesprächspartner für Fragen der aktuellen politischen Entwicklungen in Iran und Afghanistan.Wir haben Andreas am Lehrstuhl für Iranistik und am Institut für Orientalistik als begeisterten Forscher, engagierten und beliebten Lehrer sowie als offenen, immer freundlichen und hilfsbereiten Kollegen erlebt.
Seine mehrjährige Krankheit hat er mit bewundernswerter Haltung ertragen. Sie hat ihn nicht davon abgehalten, seine Forschungsinteressen voranzutreiben, sich intensiv mit fachlichen Themen auseinanderzusetzen und seine Studierenden mit großem Einsatz zu betreuen.
Im Januar 2021 wechselte er an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, wo er seine profunden Kenntnisse im Bereich der Länderanalyse einbringen konnte.

Am 13. August 2022 ist Andreas Wilde viel zu früh im Alter von 45 Jahren verstorben. Wir sind erschüttert. Er bleibt uns unvergessen. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen beiden Söhnen und seiner Mutter.

(Goulia Ghardashkhani-Otter, Roxane Haag-Higuchi, Birgitt Hoffmann, Christine Kämpfer, Anja Klein, Mitra Sharifi Neystanak und Christoph U. Werner)