Fachvortrag von Prof. Luigi PettiDDT

Fachvortrag von Prof. Luigi Petti im Rahmen des M-DDT-Vertiefungsseminars „Monitoring und Systemanalyse“ an der Hochschule Coburg

Nachhaltiges Monitoring komplexer archäologischer Stätten – Fachvortrag von Prof. Luigi Petti

Nachhaltiges Monitoring komplexer archäologischer Stätten – Fachvortrag von Prof. Luigi Petti im Rahmen des M-DDT-Vertiefungsseminars „Monitoring und Systemanalyse“ an der Hochschule Coburg

Im Rahmen des Vertiefungsseminars Monitoring und Systemanalyse im Masterstudiengang Digitale Denkmaltechnologien (Hochschule Coburg / Otto-Friedrich-Universität Bamberg) fand am 05.06.2025 ein Fachvortrag von Prof. Dr. Luigi Petti (Department of Civil Engineering, University of Salerno) statt. Der Vortrag über „A sustainable monitoring approach to manage complex archaeological sites – The example of Pompeii“ bot den Studierenden sowie dem anwesenden Dozierenden fundierte Einblicke in nachhaltige Management-Modelle in Pompeii und Peastum, zur Risikoabschätzung und Zustandserfassung im Kontext archäologischer Kulturerbestätten.

Prof. Petti, der sich mit der Entwicklung strukturübergreifender Monitoringstrategien befasst, präsentierte ein interdisziplinär konzipiertes Monitoringsystem, das exemplarisch am UNESCO-Welterbe Pompeji Anwendung findet. Die vorgestellten Konzepte verbinden die übergreifende, geodätische Überwachung mit Drohnen, die repetitive und strukturelle Zustandsbewertung von Fachpersonen, gekoppelt mit digitalen Sensornetzwerken, um den Anforderungen nachhaltiger Denkmalpflege und Risikoprävention gerecht zu werden.

Einige Inhalte:

  • Ein Wartungsprogramm sollte darauf abzielen, die kulturellen Ressourcen in einem Zustand zu erhalten, um weitere Verluste zu vermeiden. Es betrifft alle praktischen und technischen Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, um die Stätte in ordnungsgemäßem Zustand zu halten. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, kein Produkt.
  • Die Vorbeugung ist die höchste Form der Erhaltung. Dafür müssen die Ursachen des Verfalls identifiziert, entfernt oder zumindest reduziert werden können.
  • Die fortlaufende Dokumentation ist ein wesentlicher Aspekt der vorbeugenden Wartung.
  • Buchhaltungsverfahren, die wiederkehrende Problemstellen in der Wartungsarbeit identifizieren, tragen zur vorbeugenden Wartung bei, indem sie die Ursachen der Probleme aufdecken und eine Korrektur ermöglichen.
  • Wartungsarbeiten sollten in eine regelmäßige Routine integriert werden.

     

(„Management Guidelines for World Cultural Heritage Sites“ von Bernard M. Feilden und Jukka Jokilehto (ISBN 92-9077-150-X, herausgegeben von ICCROM 1998)

Das Bewertungssystem ( im Kontext von ISO 13822:2010) folgt je nach Ergebnislage und Risikoeinschätzung einem gestaffelten Verfahren: allgemein, dann gezielt, dann technisch tiefgehend:

- General Assessment Allgemeine Bewertung
  (topografische Überprüfung der Stätte durch regelmäßige Drohnenflüge)

- Local Assessment Lokale Bewertung
  (methodische Bewertung bestimmter Baueile oder Abschnitte der Stätte, z. B. bei sichtbaren Schäden oder lokalen Veränderungen durch eine spezialisierte Gruppe mit digitaler Checkliste, die Auffälligkeiten vor Ort kartografieren kann)

- Detailed Assessment Detaillierte Bewertung
  (umfassende, oft rechnerisch gestützte Analyse z. B. durch Prüfstatik, Materialtests, Messungen)

Die inhaltliche Ausrichtung des Vortrags verdeutlichte, wie die ICOMOS – ICORP (International Scientific Committee on Risk Preparedness) formulierten Leitlinien zur Risikovorsorge praxisnah in Monitoringkonzepte übertragen werden können. Dabei betonte Prof. Petti die Notwendigkeit einer proaktiven Instandhaltungsstrategie, die auf kontinuierlicher Datenerhebung, Kontextanalyse und dynamischer Entscheidungsunterstützung basieren sollte.

Sein Vortrag stellte die Relevanz eines ganzheitlichen, technologiegestützten Ansatzes zur wissenschaftlichen Erfassung und Erhaltung archäologischer Stätten dar und führte exemplarische Lösungswege und wichtige Lernprozesse aus.

Zur Person:
Prof. Dr. Luigi Petti ist Professor am Department of Civil Engineering der University of Salerno (Fisciano, Italien) und aktives Mitglied in internationalen Gremien zum Schutz von Kulturerbe. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung und Implementierung von risikobasierten Monitoringstrategien für Kulturgüter, mit besonderem Fokus auf natur- und klimabedingte Gefährdungen. Als langjähriger Beitragender im Rahmen von ICORP setzt er sich für die Verbindung technischer Innovationen mit denkmalpflegerischer Verantwortung ein.

Zur ISO 13822:2010:
Die ISO 13822:2010beschreibt Anforderungen und Verfahren zur Beurteilung vorhandener Bauwerke (z. B. Gebäude, Brücken, Industrieanlagen) auf Basis struktureller Zuverlässigkeit und möglicher Folgen eines Versagens. Sie gilt für jede Art von bestehenden Bauwerken, unabhängig vom Material wie Stahl, Beton, Holz, Mauerwerk und bezieht sich u.a. auf den Umgang mit geänderten Nutzungsanforderungen und Alterungsprozessen.