Schüler*innen tradieren zentrale Erfahrungen im Naturerbe Wässerwiesen (SchützEN) (DBU)

 

Rahmendaten

  • Einzelvorhaben
  • Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Rahmen des Förderthema 1: Nachhaltigkeitskommunikation, -bildung und -bewertung
  • Projektlaufzeit: 12/2025 – 11/2028
     

Ausgangspunkt des Vorhabens

Die Traditionelle Bewässerung in Franken wurde wegen ihrer europaweiten Bedeutung für den Klima- und Artenschutz 2023 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die im Raum Franken noch aktiv gelebte Bewässerung ist Beispiel und Vorbild für die Zusammenarbeit von Mensch und Natur, die wichtige ökologische und klimatische Funktionen erfüllt, Biodiversität, Dürre- und Hochwasserschutz und die Herstellung von Trinkwasser fördert. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sind der Erhalt der Kulturlandschaft und die Entwicklung zukunftsfähiger Ansätze zur Nutzung der traditionellen Bewässerung dringende Aufgaben. Obwohl die ältere Generation noch - z.T. ganz persönliche - Erinnerungen an die Bewässerung hat, drohen Schütze, Bodenreliefe und Artenvielfalt im wertvollen immateriellen Kulturerbe der Traditionellen Bewässerung in Franken zu verschwinden.

Erkenntnisinteresse

Die geplanten Fortbildungen und Maßnahmen für Multiplikatoren stützen sich auf Erkenntnisse zu positiven Effekten von Lernen in der Natur und zum Transfer von Wissen auf Handeln. Dabei wird die nachwachsende Generation als entscheidender Akteur gesehen, der mit seinen Ideen und deren Umsetzung zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes beiträgt.
Die theoretische Fundierung von Unterricht in naturnahen Umgebungen, sowie die konzeptionelle Entwicklung von Studien zu Naturerfahrungen, Naturwahrnehmung und der Entwicklung von Umweltwissen, - bewusstsein und - erfahrung steht jedoch noch aus (Röhner, 2024, 495). 
Ästhetische Forschung im naturnahen Raum der Wässerwiesen dient im Projekt als Bildungsanlass und Element der STEAM-Education. Die Forschungslage zu STEAM-Education ist jedoch - besonders im deutschsprachigen Raum - überschaubar. Wir gehen davon aus, dass ästhetische Lernumgebungen dazu auffordern, sich mit Sachverhalten auseinanderzusetzen und dass ästhetische Erfahrungen Bildungsprozesse anregen (Dewey 1980). Sie verändern die Wahrnehmung (Jörissen et al. 2021), bringen die „Freiheit eigener Entscheidung, Kritik an Bestehendem, sowie die Antizipation und Imagination von Neuem“ (Engel 2011, S. 78) hervor. Uns interessiert deshalb, ob und wie die vorgesehenen ästhetischen Bildungsprozesse die Wahrnehmung des Kultur- und Naturraums, das Lernen und Verhalten beeinflussen.

Fragestellungen

Die Sichtweisen der Jugendlichen auf sich selbst, auf das, was sie tun und auf das Kulturerbe prägen ihren Umgang damit. Wie geht es den Jugendlichen, was denken und fühlen sie, wenn sie ein Schütz renovieren, oder Relikte zum immateriellen Kulturerbe sammeln und aufbereiten und Bildungsinhalte dazu erschließen?
Wie beeinflussen die vorgesehenen ästhetischen Bildungsprozesse die Wahrnehmung des Kultur- und Naturraums, das Lernen und Verhalten? Eignet sich die Kombination ästhetischer Bildungsprozesse mit anderen Fächern im kulturell geprägten Erbe, um nachhaltige Bildung in Gang zu setzen?

Forschungsziele und methodisches Vorgehen

Das Projekt „Schüler*innen tradieren zentrale Erfahrungen im Naturerbe Wässerwiesen (SchützEN)“ zielt darauf, das immaterielle Kulturerbe der Traditionellen Bewässerung im Einzugsbereich der Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit Schüler*innen, Wässerern, ehemaligen Landwirten und Zugezogenen zu erhalten, neu zu beleben und zukunftsfähig zu machen. Mit Transfermaßnahmen und dem Erhalt des Kulturerbes zielt das Projekt auf einen doppelten Mehrwert. 
Zur Erreichung der Projektziele sind Transfermaßnahmen und Forschungsvorhaben geplant:
Als Werkzeug zum Transfer werden Fortbildungen und Schulungen für Multiplikatoren angeboten. Problembasiertes Lernen, Outdoor-Learning im naturnahen Raum der Wässerwiesen, Designbased Learning und STEAM-Education dienen als Lernanlass. Sie werden in Micro-Teaching-Einheiten trainiert. STEAM-Education ist das englische Kürzel für Science, Technology, Engeneering und Mathematics in Kombination mit Arts zu STEAM. Im Projekt werden Ansätze der Ästhetischen Forschung eingesetzt, um das immaterielle Erbe zu erforschen. 
Der Erhalt des immateriellen kulturellen Erbes wird durch Citizen Science-Projekte und Service-Learning angestrebt. Die Schüler*innen sammeln mündlich tradierte Erinnerungen zur Bewässerung, tragen Relikte in der Kulturlandschaft zusammen, erforschen die Artenvielfalt und renovieren als Service-Learning Projekt ein Schütz (ein kleines Wehr). Für den Erhalt des immateriellen Kulturerbes ist es wichtig zu verstehen, welche Bedeutung es für die Bevölkerung im Alltag hatte. Wie genau hat die Bewässerung und die Verteilung von Wasser eigentlich funktioniert? Welche Relikte sind noch zu finden? Wie kann die klimatisch und ökologisch wertvolle traditionelle Bewässerung auch in Zukunft erhalten bleiben? 
Ihre Erkenntnisse präsentieren die Jugendlichen auf lokalen Events. Aufbewahrt werden sie im „Internationalen Zentrum für Traditionelle Bewässerung der EU“ (IZTB) in Forchheim. 
Um die Sichtweisen der Jugendlichen auf das von ihnen bearbeitete Kulturerbe genauer zu verstehen, erzählen sie anhand kleiner Videosequenzen nach der Methode des Nachträglichen Lauten Denkens, was ihnen während ihrer Arbeiten durch den Kopf ging.

Für weitere Fragen wenden Sie sich an die Projektleiterin