Guido Cavalcanti

Gastvortrag Dr. Simona Oberto: „Die Scuola siciliana und der Dolce stil novo“: italienische Liebeslyrik des Mittelalters

Do. 2. Juli 16.15 Uhr über ZOOM. Ausgehend vom Schwerpunkt des germanistisch-romanistischen Seminars „Unmögliche Liebe: Trobadorlyrik, Minnesang und ihre Weiterentwicklungen“ wird Frau Dr. Simona Oberto (Freiburg) gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Sitzung die Kontinuitäten und Besonderheiten der italienischen Lyrik des Mittelalters erarbeiten.

Dr. Simona Oberto (Freiburg i. Br.):

„Die Scuola siciliana und der Dolce stil novo“: italienische Liebeslyrik des Mittelalters

Donnerstag, 2. Juli 2020, 16 Uhr c.t.

Die Sitzung findet virtuell über Zoom statt: https://uni-bamberg.zoom.us/j/91244817099

Ausgehend vom Schwerpunkt des germanistisch-romanistischen Seminars „Unmögliche Liebe: Trobadorlyrik, Minnesang und ihre Weiterentwicklungen“ wird Frau Dr. Simona Oberto (Freiburg) gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Sitzung die Kontinuitäten und Besonderheiten der italienischen Lyrik des Mittelalters erarbeiten.

Hierzu wird mit der Scuola Siciliana eine Dichterschule bearbeitet, welche Einflüsse aus Südeuropa, aus der arabisch-muslimischen Welt, sowie dem normannischen und dem griechischen Erbe aufzeigen kann. Mit der Sizilianischen Dichterschule steht eine in jeder Hinsicht überraschende Hochblüte der lyrischen Dichtung am Anfang der italienischen Literatur, die nicht aus den wenigen vorangehenden, sehr unterschiedlichen und verstreuten poetischen Ansätzen in Italien erklärt werden kann. Als erste bewusste und anspruchsvolle Kunstdichtung im einheimischen volgare hat sie die Weichen gestellt für die künftige Entwicklung der lyrischen Dichtung, ihrer Formen und ihrer Sprache in Italien. Dante und Petrarca bekannten sich zu dieser Tradition, führten sie weiter und machten sie unsterblich. Weltgeltung schließlich besitzt die Sizilianische Dichterschule durch ihre glücklichste Erfindung, das Sonett, das in vielen Sprachen der Welt auch heute noch Zeugnis ablegt vom Formensinn seiner sizilianischen Schöpfer.

Aus dieser Strömung ging auch der Dolce Stil Novo hervor, welcher eine Aufwertung der höfischen Liebe vornimmt. Die Geliebte wird nicht mehr nur, trotz unerfüllbarer Liebe, verehrt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes angehimmelt. Sie erscheint nun in der Form eines Engels und wird so in die paradiesisch überirdische Sphäre enthoben. An einer berühmten und für die italienische Literaturgeschichte wichtigen Stelle der Divina Commedia, im 24. Gesang des Purgatorio, lässt Dante den Dichter Bonagiunta da Lucca, der der alten, von den Sizilianern herkommenden Schule angehört hatte, sprechen:

O frate, issa vegg’io diss’elli il nodo
che’l Notaro e Guittone e me ritenne
di qua dal dolce stil novo ch’i’odo.
(Purg. XXIV, 55 ff.)

»O Bruder«, sprach er, »nun seh’ ich den Knoten,
Der den Notar, Guitton und mich noch ferne
Von jenem süßen neuen Stil gehalten.« (Ü. H.Gmelin)

Interessierte sind herzlich willkommen!

Dr. Simona Oberto ist gegenwärtig akademische Rätin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Judith Frömmer an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie ist ausgewiesene Expertin der italienischen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.

Weitere Informationen und die zugrunde gelegten Texte stellt die Seminarleitung auf Nachfrage gerne zur Verfügung: Alyssa Steiner, M.St. (Germanistik; alyssa.steiner(at)uni-bamberg.de) oder Clemens Odersky (Romanistik, clemens.odersky(at)uni-bamberg.de).