Berlin

Eine Stadt, „verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein.“, so charakterisierte der Publizist Karl Scheffler Berlin im Jahr 1910. Tatsächlich war und ist Berlin mit seiner vergleichsweise kurzen Geschichte eine Stadt rasanten Wandels:

In seiner neueren Geschichte wurde Berlin insbesondere durch die brandenburgisch-preußische Linie der Hohenzollern geprägt. Die Ernennung des Kurfürsten Friedrich III. zu Friedrich I., König in Preußen, im Jahr 1701 bedeutete für die einstmals eher unbedeutende Residenzstadt den Aufstieg zur „Königsstadt“.

1709 entstand durch die Zusammenlegung der beiden Einzelsiedlungen Berlin und Cölln sowie Eingemeindungen die „Haupt- und Residenzstadt Berlin“. Die Akademie der Künste, Skulpturen am Zeughaus Unter den Linden, das Forum Fridericianum sowie das Reiterstandbild des großen Kurfürsten ebneten Berlins Aufstieg zum „Spree-Athen“.

Friedrich der Große vervollständigte diese Bild durch die Staatsoper, die Hedwigs – Kathedrale, repräsentative Bauten entlang der Prachtstraße „Unter den Linden“ sowie einen Palais für seinen Bruder Heinrich, der 1809 zur Berliner Universität werden sollte.

1871 war nicht nur ein Epochenjahr für das neu entstehende „Deutsche Kaiserreich“, sondern auch für dessen neue „Reichshauptstadt“ Berlin. Die Stadt erlebte in Folge dessen einen rasanten Aufschwung. Sie war plötzlich nicht nur politisches Zentrum des Reichs, sondern auch kultureller Brennpunkt und Mitte gesamtdeutscher Identifikation. Zudem war Berlin eines der industriellen Zentren dieser Zeit, was nicht nur ein Wachsen seiner Verkehrsinfrastruktur sowie seine stetige Motorisierung zur Folge hatte, sondern auch seinen Ruf als das politisch „rote Berlin“.

Dieses „Berliner Tempo“ beschleunigte sich nochmals zur Zeit der Weimarer Republik. War Berlin in der unmittelbaren Nachkriegszeit vor allem politisch instabil und chaotisch, gab es sich in den sogenannten „Goldenen 20ern“ kosmopolitisch, avantgardistisch, modern und energiegeladen. Es wurde zum Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller aus aller Welt und konnte erstmals mit europäischen Metropolen wie Paris und London mithalten.

1933 wurde dieser Weg Berlins in die Moderne abrupt gestoppt. Es wurde zum repräsentativen Zentrum der nationalsozialistischen Diktatur. Neoklassizistische Propagandabauten zeugen noch heute von den Umbauplänen Albert Speers. Aus Berlin sollte die „Welthauptstadt Germania“ werden und damit ein Symbol Hitlers Herrschaft. Erinnerungsorte wie die Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ zeigen dagegen Spuren nationalsozialistischer Gewalt und Verfolgung in Berlin, die hier besondere Ausmaße annahm. 1945 endete das NS-Regime und hinterließ seine „Reichshauptstadt“ als Trümmerfeld. In der Folge bezeichneten Begrifflichkeiten wie „Vier-Sektorenstadt“, „Berliner Sonderstatus“, „Geteilte Stadt“, „Berlin-Frage“, „Zentrum des Kalten Kriegs“ und „Frontstadt“ die Situation Berlins in den Jahren 1945 bis 1990. Teilung und Mauerbau prägten die Entwicklung der Stadt und ließen ihren Aufstieg als endgültig beendet erscheinen.

Erst in der Folge der Ereignisse 1989 und der 1991 erfolgten Entscheidung für den Parlaments- und Regierungssitz Berlin, konnte die Stadt an ihre Tradition des „Berliner Tempos“ anknüpfen. Sie wurde Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschland, dessen politisches System bereits heute als „Berliner Republik“ bezeichnet wird. Somit geht der Wandel Berlins weiter – als Stadt, die „verdammt immerfort zu werden und niemals zu sein“.

Im Rahmen der Exkursion wurde anhand der Architektur, politischer Institutionen, Museen und Gedenkstätten der Weg Berlins in der Neuesten Geschichte nachvollzogen. Dabei stand die Frage nach einer Funktion Berlins als "Symbol deutscher Geschichte" im Mittelpunkt der Betrachtungen.