Günter Grass-Handbuch

Herausgegeben von Christoph Jürgensen und Michael Scheffel (Wuppertal)

Günter Grass zählt zweifellos zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts und wird, zumal im Ausland, immer wieder als der wichtigste Autor der Nachkriegsliteratur in Deutschland angesehen. Trotz einer in den letzten Jahrzehnten sehr agilen Grass-Forschung liegt bis heute keine wissenschaftlich fundierte, alle Facetten der Arbeit des gattungsübergreifend produktiven Schriftstellers, bildenden Künstlers und engagierten Zeitgenossen bündelnde, neue Interpretationsimpulse gebende bzw. Akzentverschiebungen in der Rezeption anregende Publikation vor. Das von uns konzipierte, im Idealfall eine breite Öffentlichkeit ansprechende Günter Grass-Handbuch soll diese Lücke schließen. Mehr noch, es soll Erkenntnisgewinn in Aussicht stellende Ansätze fortschreiben und damit schon im Vorfeld des 100. Geburtstags des Literaturnobelpreisträgers eine ebenso aktuelle wie angemessen differenzierende Grundlage für die nicht nur aus diesem Anlass zu erwartende Flut an Veröffentlichungen bieten.

Systematisch zu erschließen sind nach einer einleitenden Darstellung der wichtigsten Stationen seiner durchaus exemplarischen Lebensgeschichte sowohl wegweisende ästhetische Strukturen, Grass’spezifische Schreibweisen, philosophisch-weltanschauliche Hintergründe und zentrale Themenkomplexe seines Œuvres, als auch Fragen zur Rolle des Bürgers Günter Grass als kritischer Intellektueller im politischen Diskurs und zur internationalen Rezeption seines Lebenswerks.

Als Referenzausgabe dient uns die 5 Jahre nach seinem Tod von Dieter Stolz und Werner Frizen herausgegebene Neue Göttinger Ausgabe (NGA) des Steidl Verlags in 24 Bänden. Ergänzt wird der in dieser Edition zum ersten Mal kritisch durchgesehene Textkorpus aller von Grass autorisierten literarischen Werke durch ausgewählte Essays, (Wahlkampf-)Reden und Gespräche sowie durch Text-Bild-Kunstwerke, Werkstattberichte, Tagebücher und Briefwechsel, die nur als Einzelausgaben vorliegen.

Als weiteres Alleinstellungsmerkmal des möglichst umfassend informierenden und im besten Fall zur weiteren Beschäftigung animierenden Handbuchs können die eng mit den Kapiteln zur Werkanalyse vernetzten Beiträge zum Graphiker, Bildhauer und Buchgestalter gelten. Damit werden neben zeit-, literatur-, musik- und mediengeschichtlichen auch kultur- und kunstgeschichtliche, bislang nur stiefmütterlich behandelte Bereiche der Grass-Forschung in den Fokus gerückt und überraschende Interpretationsperspektiven eröffnet.