Projekt 'Leichte Sprache'

Regeln – Probleme – Konsequenzen aus sprachwissenschaftlicher und kommunikationswissenschaftlicher Sicht


Das von Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Glück (Deutsch als Fremdsprache) und Prof. Dr. Stefanie Stricker (Deutsche Sprachwissenschaft) geleitete Pro­jekt wird seit März 2018 von der Internen Forschungsförderung der Universität Bamberg finanziert.

Leichte Sprache ist eine planmäßig entworfene Varietät des Deutschen, die auf besonders leichte Verständlichkeit abzielt und Menschen mit erheblichen kognitiven Einschränkungen das Verstehen von Texten erleichtern soll. Für die Leichte Sprache, die der „sprachlichen Barrierefreiheit“ dienen soll, gibt es ein Regelwerk, das von dem seit 2006 bestehenden Netzwerk 'Leichte Sprache' herausgegeben wird. Das Regelwerk umfasst grammatische und lexikalische Regeln, aber auch Rechtschreibregeln, Regeln zum Textinhalt sowie Empfehlungen zur Typografie und zum Mediengebrauch. Bislang gibt es nur wenige Forschungsprojekte zur Leichten Sprache. Diese konzentrieren sich insbesondere auf  die Herstellung von Texten und die Überprüfung ihrer Verständlichkeit für Menschen mit kognitiven Einschränkungen (so an den Universitäten Hildesheim und Leipzig).

Unser Projekt befasst sich nicht - wie die bisherigen Projekte - mit der Leichten Sprache als Konzept zur Erreichung einer sprachlichen Barrierefreiheit für Menschen mit erheblichen kognitiven Einschränkungen. Unser Ansatz nimmt seinen Ausgangspunkt bei der Beobachtung, dass Leichte Sprache ihre Domäne mehr und mehr verlässt und in Domänen der Standardsprache (als Verkehrssprache für kognitiv wenig oder gar nicht eingeschränkte Menschen) eindringt. So wird sie beispielsweise zuweilen als geeignete Varietät für Lerner des Deutschen als Fremdsprache angesehen, sodann von Lehrern der deutschen Sprache im Ausland genutzt und vermittelt und jüngst als alleinige Sprache in amtlichen Mitteilungen eingesetzt, die an die gesamte Bevölkerung gerichtet sind.

Wir streben an, die Leichte Sprache aus sprachwissenschaftlicher wie kommunikationswissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen, ihre Differenzen zur „normalen“ Sprache und die daraus möglicherweise erwachsenden kognitiven Einschränkungen zu beschreiben, ihre tatsächlichen Verwendungsweisen aufzuzeigen und die eventuellen Konsequenzen der skizzierten Entwicklung darzulegen. Vergleichbare Entwicklungen in anderen Sprachen sollen zur Kenntnis genommen und zu Vergleichen herangezogen, aber nicht systematisch untersucht werden.