Julia Gareis

Die Teilnehmenden der Exkursion vor der Frankfurter Westend Synagoge

Julia Gareis

Interaktive Stationen des Lernlabors der Bildungsstätte Anne Frank

Julia Gareis

Workshop mit Zusammen 1 (Makkabi Deutschland) zu Antisemitismus im Sport

Elisabeth Miedl

Der Innenraum der Westend Synagoge

Exkursion nach Frankfurt: Begegnungen mit jüdischem Leben in Deutschland

Im Rahmen des Zusatzstudiums Antisemitismuskritische Bildung unternahmen zwölf Studierende eine Exkursion nach Frankfurt am Main. Vor Ort erhielten sie vielfältige Einblicke in jüdisches Leben und antisemitismuskritische Bildungsarbeit in Schule, Museum, Gemeinde und Sport.

Zwölf Studierende unterschiedlicher Fächer machten sich unter der Leitung von Prof. Dr. Kathrin Gies vom 27.-28.06.2025 zu einer Exkursion nach Frankfurt am Main auf, um vor Ort jüdische Institutionen kennenzulernen, sich mit Aspekten jüdischen Lebens in Deutschland auseinanderzusetzen und Einblicke in antisemitismuskritische Bildungsarbeit zu erhalten. Die Exkursion fand im Rahmen des Zusatzstudiums Antisemitismuskritische Bildung statt.

In Frankfurt traf die Gruppe auf Sabena Donath, Direktorin der Jüdischen Akademie Frankfurt, die der Gruppe den Zugang zu jüdischen Institutionen ermöglichte. So durften die Teilnehmenden den Religionsunterricht der Klasse 3b der I. E. Lichtigfeld Schule besuchen und an deren Schabbat-Feier teilnehmen. Beim gemeinsamen Mittagessen kam man ins Gespräch mit den Kindern, und alle freuten sich über eine Extraportion Eis!

Sabena Donath führte den Studierenden in einem bewegenden Kurzvortrag vor Augen, inwiefern die Ereignisse des 7. Oktobers 2023 im Leben von Jüdinnen und Juden einen drastischen Einschnitt seit der Shoah markieren. Seitdem sind antisemitische Vorfälle in Deutschland stark angestiegen, auch wenn Antisemitismus nie weg aus der Gesellschaft war. Antisemitismus ist heute eine alltagsprägende Konstante im Leben jüdischer Menschen. Sabena Donath betonte darüber hinaus, dass es keine jüdische Biographie ohne einen Bezug zur Shoah oder ohne Migrationshintergrund gibt. Diese Vielschichtigkeit trage zur heutigen Diversität innerhalb der jüdischen Community in Deutschland bei.

Ein Workshop der Bildungsabteilung Zusammen 1 von Makkabi Deutschland thematisierte Antisemitismus im Kontext des Sports. Makkabi ist ein jüdischer Sportverband, der deutschlandweit 40 Vereine mit insgesamt rund 8.000 Mitgliedern umfasst. Deutlich wurde, wie massiv die antisemitischen Diskriminierungen Vereinsmitgliedern gegenüber sind, aber auch wie wichtig Bildungsarbeit ist, um Strategien im Umgang mit antisemitischen Vorfällen zu vermitteln.

Am Abend nahm die Gruppe an der Kabbalat-Shabbat der jüdischen Gemeinde teil. Die Studierenden hatten bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem Rabbiner Avichai Apel die Möglichkeit, Fragen zu jüdischen Festen, zum jüdischen Glauben und zur jüdischen Gemeinde zu stellen. Dieser Austausch wird, insbesondere aufgrund der Gastfreundschaft der Gemeinde, noch lange in Erinnerung bleiben.

Am Samstag besuchte die Gruppe die Bildungsstätte Anne Frank, deren Ziel es ist, für Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit zu sensibilisieren und vor allem junge Menschen für die aktive Teilhabe an einer offenen, demokratischen Gesellschaft zu stärken. Nach einer kurzen Einführung erkundeten die Teilnehmenden eigenständig das dortige Lernlabor, dessen interaktive Stationen unter anderem Einblicke in das Leben Anne Franks, die Shoah sowie gegenwärtige Erscheinungsformen von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung geben. Bildungsreferent und Projektleiter des Projekts “Radikale Reflexion” Bijan Razavi erläuterte in einem anschließenden Gespräch, dass diese gleichzeitige Thematisierung von Antisemitismus und Rassismus im Lernlabor einen Reflexionsprozess anstoßen könne, dass nicht die eine Diskriminierungsform den Blick auf die andere verstelle - insbesondere dann, wenn persönliche Erfahrungen von Gästen im Lernlabor angesprochen werden.

Im Jüdischen Museum Frankfurt nahm die Gruppe am Workshop “Jüdisches Leben heute” teil und besichtigte die Dauerausstellung. Die museale Konzeption legt einmal mehr historische Kontinuitäten von Antisemitismus offen und schlägt eine Brücke zwischen der Lokalgeschichte Frankfurts und der Gegenwart jüdischen Lebens in Deutschland. Besonders hervorgehoben wurde auch, dass Lehrkräfte bei antisemitischen Vorfällen nicht auf sich allein gestellt sind, sondern Unterstützung durch Beratungsstellen in Anspruch nehmen können.

Am frühen Abend trat die Gruppe die Heimreise nach Bamberg an. Durch das vielfältige Programm und die Begegnung mit fachkundigen Expert:innen erhielten die Exkursionsteilnehmenden wertvolle Einblicke in ein lebendiges und kulturell, sozial und religiös vielfältiges Judentum und in antisemitismuskritische Bildungsarbeit in den verschiedensten Bereichen.

 

Julia Gareis für die Teilnehmenden der Exkursion