Wie wurden das Studium und der Lehrbetrieb beeinflusst?
Arbeitsdienst
Der Arbeitsdienst spielte an der Philosophisch-Theologischen Universität Bamberg zwischen 1933 und 1942 eine zunehmende Rolle und spiegelt die nationalsozialistische Kontrolle über den Bildungssektor wider. Zu Beginn wurde der Arbeitsdienst im August 1933 noch als freiwillige Maßnahme eingeführt, wobei Studierende von Studiengebühren befreit wurden, wenn sie ein Werkhalbjahr absolvierten oder an Wehrsportkursen teilnahmen. Theologiestudenten waren zunächst von dieser Verpflichtung ausgenommen. Bereits 1935 wurde der gesetzliche Arbeitsdienst eingeführt, was auch die Studierenden an der Universität betraf. Eine Befreiung war nur möglich, wenn mindestens 1,5 Jahre Wehrdienst nachgewiesen werden konnten. Stipendien wurden an den Arbeitsdienst geknüpft, und ab 1936 war ein 26-wöchiger Arbeitsdienst notwendig, um das Studium aufnehmen zu dürfen. Diese strengen Regelungen wurden jedoch durch verschiedene Ausnahmebestimmungen abgemildert. Beispielsweise konnte der Arbeitsdienst im Jahr 1938 durch einen Nachweis über neunmonatige Landarbeit erlassen werden.
Luftschutz
Der Luftschutz wurde ab 1938 ein zentraler Bestandteil des universitären Lebens in Bamberg. Rund 100 Studierende nahmen an einem Luftschutzkurs teil, dessen Ziel es war, alle 226 eingeschriebenen Studierenden zu schulen. Dieses Ziel konnte jedoch aufgrund der Mobilisierung vieler Studierender nicht erreicht werden. Ab Mai 1939 wurde die Universität zur erweiterten Selbstschutzorganisation erklärt und mit entsprechenden Geräten ausgestattet. Professoren wie Dr. Mayer, Dr. Fischer und Dr. Landgraf mussten Bereitschaftsdienste im Luftschutz leisten. Ein Feuerwehr- und Luftschutztrupp wurde aus den noch anwesenden Professoren und Mitarbeitern gebildet. Die Ausbildung zu Luftschutzhelfern wurde durch einen Unkostenbeitrag gedeckt, während der Reichsluftschutzbund nur beratend tätig war. Der Luftschutz ersetzte ab 1938 den klassischen Arbeitsdienst und wurde somit zur neuen Form des Dienstes für Studierende und Universitätsangehörige. Dies zeigt die zunehmende Militarisierung des universitären Alltags und die Anpassung an die kriegsbedingten Anforderungen.
Beurlaubungsanträge
Mit dem Ausbruch des Krieges im Jahr 1939 stieg die Zahl der Beurlaubungsanträge erheblich. Viele Studierende wurden zum Militärdienst einberufen und mussten ihr Studium unterbrechen. Besonders drastisch sind die Zahlen des Wintersemesters 1939/40. Auch Professoren wurden teilweise zum Kriegsdienst einberufen, was die Personalsituation weiter verschärfte. Anfragen aus Kriegsgefangenschaft nach Studienmaterialien verdeutlichen das Bestreben vieler Studierender, trotz der widrigen Umstände akademisch aktiv zu bleiben. Die Universität bemühte sich, diese Anfragen zu erfüllen und den Kontakt zu den Studierenden aufrechtzuerhalten.
Feldpostbriefe
Ein zentrales Element zur Aufrechterhaltung des akademischen Betriebs waren Feldpostbriefe. Die Universität versendete Studienbriefe an Studierende im Kriegsdienst, teils über das Rote Kreuz. Ein Register dokumentierte den Versand und die Betreuung der Studierenden. Auch Betreuungshefte wurden erstellt, um den akademischen Austausch zu fördern. Diese Praxis zeigt das Bemühen der Universität, trotz des Krieges ihre Bildungsfunktion aufrechtzuerhalten. Die Feldpostbriefe wurden zu einem wichtigen Medium, um das geistige Leben der Studierenden und ihre Verbindung zur Universität zu sichern.
Fazit
Die Entwicklung der Philosophisch-Theologischen Universität Bamberg zwischen 1933 und 1943 verdeutlicht die zunehmende Kontrolle und Militarisierung des universitären Lebens durch das NS-Regime. Der Arbeitsdienst, der Ausbau des Luftschutzes und die Einschränkungen im Lehrbetrieb nach Kriegsbeginn sind Ausdruck dieser Entwicklung.
[Texte: Lucy Höfner, Paula Meyer, Anika Walther]