Laufendes Forschungsprojekt

Die Professur für Historische Geographie ist am DFG-Schwerpunktprogramm 2361 "Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre" beteiligt. Im Teilprojekt "Entwicklung eines vom Menschen geprägten Auensystems: Das Flusssystem der Wiesent in der Nördlichen Frankenalb (Maineinzugsgebiet) im Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit" arbeitet Prof. Dr. Andreas Dix im Forschungsteam mit Prof. Dr. Markus Fuchs (Physische Geographie, Universität Gießen) und Prof. Dr. Rainer Schreg (Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Universität Bamberg) zusammen. 

DFG-Schwerpunktprogramm 2361 "Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre"

Die „Fluviale Anthroposphäre“ bezieht sich auf die Wechselwirkung zwischen menschlichen Gesellschaften und Flusssystemen. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre" erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die vorindustriellen Auen Mitteleuropas und deren Entwicklung durch die Wechselwirkungen von menschlichen Gesellschaften und natürlichen Prozessen, mit dem Ziel, die Rolle des Menschen als entscheidenden Gestalter in der Entstehung einer fluvialen Anthroposphäre zu verstehen.

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SPP-Teilprojekt: Das Flusssystem der Wiesent in der Nördlichen Frankenalb (Maineinzugsgebiet)

Flusslandschaften und ihre Auenbereiche sind wichtige Ökosysteme und stellen bedeutende Wirtschaftsräume für den Menschen dar. Sie sind von Natur aus dynamisch und im Laufe der Geschichte durch sozio-ökologische Veränderungen gekennzeichnet. In Mitteleuropa sind Flüsse und ihre Auen vor allem seit dem Frühmittelalter einem direkten (z. B. hydrotechnische Anlagen) und indirekten (z. B. Sedimentationsrate) Transformationsprozess unterworfen. In dieser Zeit machte sich der direkte sozioökonomische Druck auf die Flusslandschaften durch verstärkte Siedlungs- und Infrastrukturtätigkeiten bemerkbar, wie z. B. durch die Errichtung von Wassermühlen, die Öffnung von Tälern und Auen für den Transport auf dem Fluss sowie auf Straßen entlang des Tals sowie die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung der Auen. Gleichzeitig fand eine Intensivierung der Landwirtschaft im gesamten Einzugsgebiet statt, was zu Bodenerosion führte, die sich wiederum auf die Sedimentfracht der Flüsse auswirkte, und damit die Morphologie der Auen erheblich veränderte. Infolgedessen wandelten sich spätestens seit dem Mittelalter natürlich dominierte Auen und Ökosysteme in vom Menschen dominierte Auensysteme um. Dieser Umwandlungsprozess verlief nicht nur in eine Richtung, sondern war durch nichtlineare und komplexe Rückkopplungs- und Anpassungsprozesse gekennzeichnet, die insgesamt die Mensch-Umwelt Interaktion bestimmten. Infolgedessen veränderten direkte und indirekte anthropogene Prozesse die Aue, und umgekehrt hatte die sich veränderte Aue Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das Projekt wird sich auf zwei Hauptaspekte konzentrieren: (a) Rekonstruktion anthropogener Aktivitäten, wie hydrotechnische Anlagen, Fluss- und Agrarwirtschaft und ihrer Auswirkungen auf die Flussmorphologie, den Sedimentfluss und die Ökologie der Aue, und (b) soziale Reaktionen und kulturelle Anpassungen an die vom Menschen verursachten Veränderungen der Auenlandschaft.

Im Einzelnen werden die folgenden Fragen behandelt:

  1. Wie groß war das Ausmaß der Veränderungen in den Tälern und Auen?
  2. Ist es möglich, Perioden intensiver Veränderungen zu identifizieren?
  3. Welche human-ökologische Prozesse waren für den Wandel von natürlichen zu anthropogen geprägten Flüssen und ihren Auen verantwortlich? Einem diachronen Ansatz folgend, soll der Zeitraum vom Mittelalter bis zur industriellen Revolution untersucht werden.

Als Modellregion wird das mesoskalige Einzugsgebiet der Wiesent (Main/Rhein-Einzugsgebiet) und ihrer Nebenflüsse der Nördlichen Frankenalb in Bayern/Deutschland gewählt. Hier liegen bereits hochauflösende chronostratigraphische Daten zu Sedimentflüssen und Auenentwicklung vor, eine Voraussetzung, um den diachronen Ansatz zur Entflechtung der komplexen Mensch-Umwelt-Interaktion erfolgreich zu verfolgen. Zu diesem Zweck werden sowohl klassische als auch innovative (semi-)quantitative Methoden angewendet.

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Abgeschlossene Forschungsprojekte

  • FNZGIS - Historisches Informationssystem zu den Staatenwelten Mitteleuropas in der Frühen Neuzeit, Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Dix in Kooperation mit Dr. Andreas Kunz (Mainz), gefördert durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
  • 50 Jahre Gebietsreform und die Stadt Weiden, Lehrforschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Dix und Dr. Sebastian Scholl, gefördert durch die Stadt Weiden
  • Management of Crossborder Rurality | Bavaria Bohemia 1990 2020, Forschungsprojekt von Dr. Patrick Reitinger in Kooperation mit Doc. Dr. Lukáš Novotný (Ústí nad Labem), gefördert durch die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur
  • Deutsch-Tschechische Beziehungen - Raum, Politik und Zeit, Lehrforschungsprojekt von Dr. Patrick Reitinger in Kooperation mit Doc. Dr. Lukáš Novotný (Ústí nad Labem), gefördert durch die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
  • Historische Geographie grenzüberschreitender räumlicher Erinnerungspraktiken nach 1945 - Ortswüstungen im bayerisch-böhmischen Grenzraum, Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Dix und Dr. Patrick Reitinger, gefördert durch die Ständige Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) der Unversität Bamberg und die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur 
  • Die Rhön - Identitätskonstruktionen und -prozesse ab 1800, Lehrforschungsprojekt
  • Vergleichende regionalisierte Analyse der Frequenz und Magnitude gravitativer Massenbewegungen in historischer Zeit im Verbundprojekt "Integrative Frühwarnsysteme für gravitative Massenbewegungen" (ILEWS), Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas, gefördert durch das BMBF-/DFG-Sonderprogramm Geotechnologien
  • Historische Hangrutschungen im Bereich der Schwäbischen Alb: Rekonstruktion, Wahrnehmung und Umgang früherer Gesellschaften mit einem Naturrisiko, Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Dix, gefördert durch das DFG-Bündelprojekt InterRISK
  • Regionalisierung von historischen Landnutzungs- und Siedlungsdaten im Einzugsgebiet des Rheins, Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Dix, gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung und das Landesamt für Denkmalpflege in Hessen
  • Historische industrielandschaft Holtorf, Forschungsprojekt von Prof. Dr. Andreas Dix, gefördert durch den Denkmalpflegeplan Bonn-Beuel
  • Erfassung und Beschreibung der Bamberger lokalen Gemüsesorten im Projekt "Urbaner Gartenbau im Welterbe Bamberg", Forschungsprojekt von Lisa Strecker
  • GIS-gestützte historisch-geographische Untersuchungen im Umfeld frühkeltischer Fürstensitze in Südwestdeutschland, Forschungsprojekt von Dr. Christoph Schuppert, gefördert im Rahmen des interdisziplinären DFG-Schwerpunktprogramms "Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse - Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes"