Vortrag "Nietzsches Studien über den Stil"
Der japanische Germanist Prof. Dr. Soichiro Itoda (Meiji-Universität in Tokio) wird in seinem Vortrag "Nietzsches Studien über den Stil" Nietzsches eigene Auseinandersetzung mit Schreibformen wie Vers und Prosa im Zusammenhang mit seiner Umwertung des Begriffs Tapferkeit bei Platon vorstellen. Ein Abstract zu dieser Veranstaltung lautet wie folgt:
"Wie Nietzsches Versuch, Vers und Prosa wieder in einen agonistischen Wettbewerb zu bringen und neue Wege zur Schaffung von Schreibstilen zu eröffnen, ist der Schlüssel zum Verständnis von Nietzsches „Studien über den Stil“. Zunächst werden Nietzsches Begriffe, wie Tapferkeit, Wagemut und Gefahr, mit denen er seine Leser anspricht, analysiert. Um zu untersuchen, wie diese Begriffe mit den Diskursen über den Schreibstil zusammenhängen, greife ich auf Nietzsches philologische Studie zu Platons „Politeia“ zurück. Nietzsche stellt nicht die Frage, ob Verse oder Prosa überlegen sind, sondern betont den kreativen Akt in der Spannung zwischen beiden. In diesem Zusammenhang kritisiert Nietzsche „schopenhauerische und kantische Formeln“ und wirft auch einen kritischen Blick auf das, was er als romantisches „lyrisches Gefühl“ bezeichnet. Der Stil ist nicht nur auf der Seite des Schriftstellers zu betrachten, sondern es muss gleichzeitig davon ausgegangen werden, dass „es Ohren gibt, die hören“. Nietzsche betont die dynamische Beziehung zwischen Schriftsteller und Leser und kommt zu dem Schluss, dass beide den „Mut” oder die „Kühnheit” aufbringen müssen, den schmalen, gefährlichen Weg zu gehen, da darauf zu achten ist, nicht zu weit zu einer der beiden Seiten zwischen Vers und Prosa abzurutschen."
Hiermit ergeht eine herzliche Einladung an alle Interessierten - nicht nur an bereits überzeugte Nietzsche-LiebhaberInnen oder KennerInnen, sondern auch (vielleicht sogar noch lieber!) an alle, die erst neugierig auf Nietzsche werden möchten. Wir freuen uns darauf, Sie am 29. Oktober willkommen zu heißen.
Prof. Dr. Iris Hermann
Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg
(Aber warum Friedrich Nietzsche im Rahmen der Germanistik und nicht der Philosophie?
Ein kurzer Hinweis dazu: Die gesammelten Werke des Philosophen befinden sich zusammen mit Eduard Mörike und Wilhelm Raabe in der TB 4 😉)
