Rhetoriken des Trostes

Das literaturwissenschaftliche Forschungsprojekt „Rhetoriken des Trostes“ knüpft an interdisziplinäre Forschungen zur Empathie (Breithaupt / Gallese / Tomasello / Rifkin) sowie an den zeitgenössischen philosophisch-ethischen „turn to literature“ (Nussbaum / Rorty / Antonaccio) an und denkt diese Forschungspositionen auf den Bereich des Trostes hin weiter. Trost ist in der Antike ein kanonisierter Teil der Rhetorik und des philosophischen und literarischen Diskurses und er konnte sich, vermittelt durch die christliche Theologie, bis in die Neuzeit hinein als produktiver Traditionsstrang halten. Für das 20. Jahrhundert wird immer wieder der Bruch mit bestehenden Trostformen konstatiert. Mit der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung und dem zunehmenden Auseinanderdriften verschiedener Realitätskonstruktionen in der Moderne begann auch der Trost sich zu partikularisieren. „Ganz offensichtlich wird es in einer Welt zunehmender Komplexität und Bedrohung immer schwieriger authentisch Trost zuzusprechen“ (Stammköter 1998, 372; vgl. ebenso Langenhorst 2000, 21ff. und Bickmann 1998, 268ff.) – in diesem Spannungsfeld aus Trostbedarf einerseits und der zunehmenden Schwierigkeit, Trost auszusprechen, stellt das geplante Projekt die Frage nach dem Fortbestehen des historischen Trost-Diskurses: Sind wir, mit Blumenberg gesprochen, tatsächlich unfähig geworden über das große historische Arsenal an Instrumenten des Trostes zu verfügen (vgl. Blumenberg 2006, 628) oder wurde das historische Arsenal durch neue Figurationen oder gar Rhetoriken des Trostes abgelöst?

Das Projekt wird zusammen mit dem Mediävisten Prof. Dr. Meinolf Schumacher von der Universität Bielefeld durchgeführt.
 

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Ein weiteres Projekt basiert auf dem Nachlass Hans Wollschlägers, der sich in der Staatsbibliothek Bamberg befindet und zur Zeit bearbeitet wird. Nähere Informationen werden folgen.

 

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Vergangene Projekte beschäftigten sich mit der Stadtentwicklung und dem Theater in Tokyo, Seoul und Berlin, der Ästhetik des Schmerzes in Literatur, Psychoanalyse und Musik, der Prosa Else Lasker-Schülers.

 

Daraus entstandene Publikation

Iris Hermann/ Soichiro Itoda/ Ralf Schnell/ Hi-Yong Song (Hg.): Deutschsprachige Literatur und Theater seit 1945 in den Metropolen Seoul, Tokio und Berlin. Studien zur urbanen Kulturentwicklung unter komparatistischen und rezeptionsgeschichtlichen Perspektiven. Bamberg: University of Bamberg Press 2015 (= Bamberger Studien zur Literatur, Kultur und Medien, 13).