Titelblatt des CEWS-Datenreports

CEWS Ranking 2025

Das CEWS-Ranking ist eines der wichtigsten Gleichstellungsrankings für Hochschulen deutschlandweit und wird alle zwei Jahre vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften veröffentlicht. 2025 ist ein neuer Datenreport erschienen. Wir geben einen Überblick über das aktuelle Ranking und stellen dar, wo sich die Universität Bamberg im Vergleich zu anderen Universitäten befindet – und was das für die Gleichstellungsarbeit bedeutet.

Text: Sophia Wagner
Lesedauer: 5 Minuten


Wie funktioniert das CEWS-Ranking?

Das CEWS-Ranking ist ein Datenreport auf Basis quantitativer Kennzahlen zum Anteil von Frauen an verschiedenen Statuspositionen an deutschen Universitäten. Ziel des Rankings ist es, den aktuellen Stand der Geschlechtergleichheit an Hochschulen in einem bundesweiten Vergleich darzustellen. So soll den Universitäten ein Instrument für die Evaluierung und Qualitätssicherung an die Hand gegeben werden. Das Ranking orientiert sich dabei an der Logik des Kaskadenmodells, welches mittlerweile im Gender Monitoring fest etabliert ist. Kaskadenmodell bedeutet: Der angestrebte Frauenanteil auf jeder Karrierestufe soll sich an dem Frauenanteil der darunter liegenden Karrierestufe orientieren. So soll der abnehmenden Repräsentanz von Frauen mit zunehmender Karrierestufe – auch Leaky Pipeline Phänomen genannt – entgegengewirkt werden und sukzessive Gleichstellung auf allen Statuspositionen erreicht werden (Weitere Informationen zu Gender Monitoring und Kaskadenmodell hier).

Das CEWS-Ranking nutzt Daten des Statistischen Bundesamts. Dabei stellt es nicht nur den aktuellen Ist-Zustand dar, sondern bezieht auch die Entwicklung vergangener Jahre mit ein. Durch die Bildung von Ranggruppen lassen sich die Universitäten in Hinblick auf die Resultate ihrer Gleichstellungsarbeit vergleichen. So kann auch für die Universität Bamberg erkannt werden, in welchem Bereich sie besonders gut ist – und wo Verbesserungsbedarf besteht. Auf dieser Basis können wir als Gleichstellungsakteur*innen Ziele für die kommenden Jahre formulieren. Die Methodik der Zuordnung zu den Ranggruppen wurde in diesem Jahr entscheidend überarbeitet. Deshalb wird zunächst die verwendete Methodik genau dargestellt.

Methodik des Rankings

Das CEWS-Ranking bildet Informationen zu den folgenden sieben Indikatoren ab:

1. Studierende
2. Promotion
3. Post-Docs (definiert als Habilitationen und Juniorprofessuren)
4. Hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur (nur mit Promotion)
5. Professuren
6. Veränderungen des Frauenanteils beim hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur
7. Veränderung des Frauenanteils bei den Professuren

Diese Indikatoren bilden sowohl Bestandsgrößen ab, die sich auf den aktuellen Frauenanteil im Verhältnis zur darunterliegenden Karrierestufe beziehen, als auch Trendgrößen, die sich auf die Entwicklung der vergangenen Jahre beziehen. Dabei werden die Universitäten anhand ihrer erzielten Gleichstellungsquoten drei Ranggruppen zugeordnet:  Top-Gruppe, Mittelfeld und Entwicklungsbedarf. Die Zuordnung zu den jeweiligen Ranggruppen erfolgt für alle Indikatoren über Schwellenwerte, nicht wie bisher über Quartile. Das bedeutet, dass sich die Top-Gruppe nicht mehr aus den 25% der besten Hochschulen zusammensetzt, sondern nun theoretisch alle Hochschulen in die Top-Gruppe gelangen können, sofern sie den vom GESIS definierten Schwellenwert von x > 0,8 erreichen (Weitere Informationen zur Methodik und zu den Indikatoren finden sich hier sowie im Schaubild).

Außerdem wird der Indikator für den wissenschaftlichen Mittelbau - „Hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur“ – nur noch für das promovierte Personal, statt wie bisher sowohl für das promovierte, wie für das nicht-promovierte Personal berechnet. So reagieren die Macherinnen des Rankings auf den verstärkten Fokus der wissenschaftlichen Weiterqualifizierung nach der Promotion als Ziel von Gleichstellungspolitik.

Wo steht die Universität Bamberg?

In diesem Jahr landet die Universität Bamberg mit 8 von 12 Punkten in Ranggruppe 5. Damit befindet sie sich im Universitätenvergleich im hinteren Drittel. Innerhalb Bayerns erzielte nur die TU München mit 7 Punkten einen geringeren Rangplatz in Ranggruppe 6. Die restlichen bayerischen Universitäten schafften es mit 9 Punkten in Ranggruppe 4. Einzig die Universität der Bundeswehr in München schaffte es mit 11 Punkten in Ranggruppe 2. Ranggruppe 1 blieb im Ranking unbelegt.

Was bedeutet diese Platzierung? Im bayernweiten Vergleich rutscht Bamberg durch die neue Methodik des Rankings einige Plätze zurück. Daher lohnt es sich, die Zusammensetzung der einzelnen Indikatoren im Detail zu betrachten, um nachzuvollziehen, wie diese Platzierung zustande kommt und wo bestehende Stärken, sowie Bedarf für Verbesserungen besteht.

Gleichstellung an der Universität Bamberg nach Indikatoren

Für die Indikatoren zu Promotionen und zum promovierten wissenschaftlichen Personal erzielte die Universität Bamberg die volle Punktzahl und landete somit in der Top-Gruppe. Demnach sind die Gleichstellungsbemühungen der Universität im Feld der Promovendinnen und des wissenschaftlichen Mittelbaus besonders erfolgreich. Dies zeigt sich auch im universitätseigenen Gender Monitoring: Der Promovendinnenanteil an der Universität lag zwischen 2020 und 2024 konstant über 50%, mit einem Mittelwert von 54,4% der von Frauen eingereichten Promotionen in diesem Zeitraum.

Weniger gute Ergebnisse erzielte die Universität Bamberg dagegen für den Frauenanteil innerhalb der wissenschaftlichen Weiterqualifizierung. Beim Indikator Post-Docs, welcher den Frauenanteil an Habilitationen und Juniorprofessuren im Verhältnis zum Frauenanteil an den Promotionen bezeichnet, landete die Universität nur im Mittelfeld. In universitätseigenen Statistiken liegt der Mittelwert der Habilitationsanteile von Frauen zwischen 2020 und 2024 universitätsweit bei 43,1%, für die Juniorprofessuren liegt dieser Wert bei 51,1%. Von den Habilitationen entfällt ein Großteil auf die Fakultät Huwi, wohingegen an den Fakultäten SoWi und WIAI in den vergangenen fünf Jahren keine Frau habilitiert wurde. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Universität zwar über viele Promovendinnen verfügt, sich aber verstärkt um deren wissenschaftliche Weiterqualifizierung bemühen sollte, um der Leaky Pipeline entgegenzuwirken.

Eine Überraschung mögen hingegen die schlechten Ergebnisse sein, die die Universität im Bereich der Professuren erzielt. Ist Bamberg nicht mit einem Professorinnenanteil von 33% im Jahr 2024 bayernweit an der Spitze? Warum erzielt die Universität im Ranking dann für den Indikator Professuren null Punkte, befindet sich also im Bereich Entwicklungsbedarf? Hier lohnt sich eine Erinnerung an die Berechnungsgrundlage der Indikatoren.

Das CEWS-Ranking berechnet den Indikatorenwert für Professuren als Anteil von Frauen an den Professuren im Verhältnis zum Anteil von Frauen an den Promotionen, was der Logik des Kaskadenmodells folgt. Da Bamberg über einen recht hohen Anteil an weiblichen Promotionen verfügt, sind „nur“ 33% Professorinnen daher vergleichsweise gering, was einen niedrigen Indikatorenwert zur Folge hat. Dadurch, dass Professuren und Promotionen miteinander ins Verhältnis gesetzt werden, können dagegen Universitäten mit einem Professorinnenanteil von gerade über 20% in die Top-Gruppe gelangen, wie das Beispiel der Universität der Bundeswehr zeigt. Obwohl Bamberg daher bayernweit den höchsten Anteil an Frauen an den Professuren hat, schneidet die Universität durch die hohen weiblichen Promotionszahlen im Ranking schlechter ab. Das CEWS-Ranking ist demnach keine Rangordnung der absoluten Frauenanteile, sondern bewertet die Universitäten immer im Verhältnis zu ihrem Frauenanteil auf der jeweils darunter liegenden Karrierestufe.

Mit einem Trendindikator von 2,06% für die Steigerung des Frauenanteils an den Professuren zwischen 2018 und 2023 liegt Bamberg immerhin noch im Mittelfeld. Diese Ergebnisse weisen auf Potenzial für Entwicklungen hin, der der Universitätsleitung und den Gleichstellungsakteur*innen bereits bewusst ist. Insbesondere bei der Besetzung von Professuren wird das verstärkte Werben um Frauen sichtbar. Trotz größter Anstrengungen stagniert der Frauenanteil an den Professuren in Bamberg seit 2020 auf einem Niveau von knapp über 30%, während der Anteil von Frauen an den Juniorprofessuren in diesem Zeitraum sogar von knapp 70% auf 41% gesunken ist. Die größte Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern zeigt sich immer noch bei den W3 Professuren mit einem Frauenanteil von nur 29% im Jahr 2024. Bis hier Geschlechterparität erreicht ist, bedarf es noch einer Menge Arbeit.

Was lässt sich aus dem Ranking lernen?

Gender Monitoring ist ein wichtiges Instrument der Gleichstellungsarbeit, um die Geschlechterverhältnisse an der eigenen Universität darzustellen und zu verfolgen, sowie Ziele zu formulieren. Durch das CEWS-Ranking lässt sich die Situation an der Universität Bamberg mit anderen Universitäten vergleichen. So kann der Forderung nach Frauenförderung in der wissenschaftlichen Weiterqualifizierung und Gleichstellung bei der Besetzung von Professuren mehr Nachdruck verliehen werden.

Dennoch hat eine rein quantitative Auflistung von Gleichstellungsindikatoren auch ihre Grenzen. Das Beispiel des Indikators für Professuren zeigt, dass Zahlen immer hinsichtlich ihrer Berechnungsgrundlage betrachtet werden müssen, um die richtigen Schlüsse aus ihnen zu ziehen. Universitäten mit einem viel geringeren Anteil an Studentinnen, Promovendinnen oder Professorinnen verfügen hier über viel größere Spielräume zur Verbesserung ihrer Gleichstellungsquoten. Der in Bamberg bereits erreichte hohe Anteil an Frauen auf den verschiedenen Statuspositionen lässt hingegen weniger Spielräume für große Sprünge zu. Die konstant hohen Zahlen an Studentinnen, Promovendinnen oder Professorinnen in Bamberg machen hingegen die Anstrengungen der Universitätsleitung und den Gleichstellungsakteur*innen sichtbar, die dazu geführt haben, dieses Niveau über die letzten Jahre zu halten.

Erfolgreiche Gleichstellungsarbeit muss ganzheitlich betrachtet werden und geht über das reine Zählen von Männern und Frauen in ihrem Verhältnis hinaus. Sie erfordert immer auch eine aktive Universitätskultur, in der Gleichstellung und Diversität gelebt und vermittelt werden – sei dies durch Fördermaßnahmen und Preise, Lehrveranstaltungen und Lernangebote oder durch arbeitsorganisatorische Anpassungen. Das nachhaltige Fördern einer gleichberechtigten Universitätskultur sollte sich dann auch in den Zahlen niederschlagen.