Porträt von Dorothea Taube mit dem Kulturpreis in der HandDorothea Taube

Dorothea Taube erhält den Kulturpreis Bayern 2022

Die ehemalige Stipendiatin und Mentee der Frauenbeauftragten und des Frauenbüros wird für ihre Promotion ausgezeichnet.

Für ihre Promotion erhält Dorothea Taube (Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik) den Kulturpreis Bayern 2022. Ein wirklich toller Anlass für das Frauenbüro, um noch einmal mit ihr ins Gespräch über ihre Karriere, das Arbeiten in der Wissenschaft und damit einhergehende Herausforderungen zu kommen.


Was war Thema Ihrer Dissertation und was reizt Sie so daran?

In meiner Dissertation im Fach Erziehungswissenschaft habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie Lehrkräfte an weiterführenden Schulen globalisierungsbezogene Themen bearbeiten. Oftmals sind dies Themen wie der Klimawandel, der Welthandel oder auch Fragen nach den Ursachen weltweiter Ungerechtigkeiten. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie oftmals komplex sind und unterschiedliche Perspektiven auf deren Darstellung und den sich daraus ergebenden Handlungsstrategien möglich sind. Darüber hinaus werden explizit und implizit Werte für die Betrachtung bedeutsam, z.B. wenn es um Kaufentscheidungen, um die individuelle Lebensweise oder auch politische Aktivitäten unter der Perspektive von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit geht. Lehrkräften kommt die bedeutsame Aufgabe zu, solche Themen im Unterricht zu bearbeiten und junge Menschen damit auf ein Leben in einer globalisierten Welt vorzubereiten. Wie sie in diesem Kontext mit der Komplexität der Themen umgehen, damit beschäftigt sich meine empirische Studie. Ich fand es sehr interessant, die Handlungspraxis von Lehrkräften in diesem Feld in den Blick zu nehmen. Außerdem erlebe ich, so wie viele Menschen auch, die Komplexität in meinem eigenen Alltag z.B., wenn ich mit meinen Kindern über die unterschiedlichen Positionen zur Bekämpfung der Klimakrise im Gespräch bin und in diesem Kontext Fragen der eigenen Verantwortung diskutiere. Das Thema meiner Arbeit ist damit auch in meinem eigenen Alltag immer wieder präsent!

 

Wie oder warum fassten Sie den Entschluss, zu dissertieren?

Nach meinem Masterstudium habe ich drei Jahre in einem Forschungsprojekt zu kulturellen und historischen Bedingtheiten des Wissenschafts- und Technikverständnisses an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin gearbeitet. In dieser Zeit habe ich gemerkt, wie viel Freude mir das wissenschaftliche Arbeiten macht. Hier habe ich konkret den Entschluss gefasst eine eigene Forschung im Rahmen einer Promotion durchzuführen.

 

Können Sie uns kurz ihre berufliche Laufbahn schildern? Hat der Preis einen Einfluss auf Ihre Zukunftsplanung?

Zum Ende meiner Tätigkeit in Berlin habe ich erste Ideen zu einem eigenen Forschungsprojekt gesammelt und meiner dann späteren Doktormutter Frau Prof. Scheunpflug vorgestellt. Gleichzeitig habe ich mich bei der Bamberg Graduate School of Social Science (BAGSS) um ein Stipendium beworben, um die Finanzierung meiner Arbeit zu ermöglichen. Ich habe dann erst ein Stipendium durch die BAGSS und später auch durch die Frauenbeauftragten (Step by Step) bekommen. Herzlichen Dank dafür! In der letzten Phase der Promotion bin ich dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik gewechselt, wo ich auch aktuell arbeite. Der Preis motiviert mich in jedem Fall weiter in der Forschung aktiv zu sein und macht mir einmal mehr Lust, weiter in der Wissenschaft zu verbleiben.

 

Inwieweit haben Sie die Stipendien oder das Mentoring des Frauenbüros und der Frauenbeauftragten auf diesem Weg unterstützt?

Sowohl die finanzielle als auch ideelle Unterstützung durch das Mentoring-Programm aber auch die zahlreichen Workshops- und Professionalisierungsangebote haben mich sehr auf meinem Weg unterstützt. Ich bin Mutter dreier Kinder, das zweite Kind (mit einem besonderen Förderbedarf) wurde unmittelbar vor dem Beginn der Arbeit an der Promotion geboren, das dritte zum Ende meiner Promotionszeit. Trotz der gleichberechtigen Aufteilung der Betreuungsarbeit mit meinem Mann war es mir nicht möglich, die Dissertation in den erforderlichen Jahren zu schaffen. Eine Anschlussfinanzierung durch die Frauenbeauftragten nach meinem BAGSS Stipendium hat es mir ermöglicht, trotz der Unvorhersehbarkeiten meines familiären Alltags gute wissenschaftliche Arbeit zu leisten und meine Promotion fertigzustellen. Gleichzeitig habe ich im Rahmen der Workshop-Angebote und des Mentorings die Möglichkeit bekommen mein eigenes Profil zu schärfen, meine eigenen Fähigkeiten zu verbessern und vielfältige Kontakte zu knüpfen.

 

Gab es noch weitere Anlaufstellen, bei denen Sie sich Unterstützung geholt haben?

Auch nach Ende der Finanzierung durch die BAGSS konnte ich die Unterstützungsangebote und das Netzwerk der BAGSS als Alumni nutzen. Außerdem war das Lehrstuhlteam bzw. der weite Kreis von Mitpromovierenden und Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls mit dem Lehrstuhl Allgemeine Pädagogik verbunden sind, mir eine große Unterstützung. Vielen Dank an alle und insbesondere an meine Doktormutter Frau Prof. Scheunpflug für ihre geduldige und umsichtige Begleitung!

 

Was würden Sie Studentinnen empfehlen, die überlegen, eine Dissertation zu schreiben bzw. zu promovieren?

Rückblickend bin ich sehr froh, wiederkehrend und mutig den Kontakt zu Unterstützungs- und Netzwerkmöglichkeiten gesucht zu haben. Jeder und Jede trägt in individuell spezifischer Weise ein kleines Päckchen. Es hat mir ungemein geholfen mich mit anderen zu vernetzen, sich gegenseitig zu motivieren und zu unterstützen. Außerdem habe ich über die Zeit gemerkt, dass es für mich wichtig ist, mit mir selbst klare Strukturen und Zeitfenster für das Arbeiten in einer Stipendienfinanzierung zu verabreden. Als Stipendiatin und Doktorandin ist das Arbeiten an der eigenen wissenschaftlichen Forschung unbegrenzt möglich – das schafft Freiheiten aber auch Druck, der neben der Erfüllung der anderen Rollen als Mutter, Freundin, Partnerin u.a. auch belastend sein kann. Meiner Erfahrung nach braucht es eigene Strategien, die zum Alltag passen, um diese unterschiedlichen Rollen ausfüllen zu können und dabei zufrieden zu sein.

Für mich war das Anfertigen der Promotion und das Durchführen meiner eigenen empirischen Studie eine Zeit, die mich sehr geprägt hat und die ich trotz mancher Hürden als sehr erfüllend und spannend empfunden habe. Ich habe so viel gelernt und war mit so vielen interessanten Menschen in Kontakt, habe so viele inspirierende und anregende Gespräche und Diskussionen geführt, die ich nicht missen möchte. Und nicht zuletzt lohnt sich eine eigene Dissertation natürlich auch, weil am Ende eine eigene Forschungsleistung steht. Ich bin sehr stolz, dass ich mit meiner Forschung einen eigenen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion leisten kann und das diese nunmehr mit dem Kulturpreis auch besonders wertschätzt wird.

 

Vielen Dank für das Gespräch und noch einmal Herzlichen Glückwunsch!