Lob und Bitte. Eine systematisch-theologische Untersuchung über das Gebet 

von Eva Harasta

Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2005

Abstract:

Das biblische Beten spiegelt das Wesen der Gemeinschaft mit Gott. Es spricht im Dank von der Stärkung des Vertrauens durch sein Handeln, in der Klage von der bedrückenden Verborgenheit Gottes, in der Bitte von der Zuversicht in seine Begleitung, im Lob von der beglückenden Gegenwart des lebendigen Gottes. Lob, Klage, Bitte und Dank bilden dabei einen besonderen Zusammenhang, dessen Mitte in der Beziehung von Lob und Bitte liegt.

Inhalt:

Der Glaube an den biblisch offenbarten Gott legt einen betenden Ausdruck nahe, der durch den Zusammenhang von Klage, Lob, Dank und Bitte geprägt ist. Das zeigen beispielhaft für den Psalter die Psalmen 15 bis 24, für den neutestamentlichen Gebetsbegriff das Vater Unser. Lob, Klage, Bitte und Dank treten jeweils in spezifischer Gestalt auf: Die Klage ist in den Psalmen auf die Bitte bezogen; so soll den Betern aus ihrem Klagen zur Bitte geholfen werden. Klage und Lob beziehen sich beide auf die Erfahrung der Gegenwart Gottes. Die Klage vermisst diese Erfahrung und behaftet Gott deshalb bei seinem Versprechen, das Vertrauen nicht zu enttäuschen. Das Lob steht demgegenüber in der freudigen Erfahrung der lebendigen Gegenwart Gottes, es bejaht die Gottesbeziehung. Der Dank bezeichnet die Art des Lobes, die sich auf eine vergangene Erfahrung mit Gott bezieht. Dank und Bitte stehen sich in einer anderen Weise gegenüber. Während die Bitte im Vertrauen auf Gott seine Zuwendung in der Zukunft sucht, bringt der Dank einen Rückblick auf ein vertrauensbestärkendes Handeln Gottes zum Ausdruck. Durch das Vater Unser geschieht eine Verschiebung im Gebetsbegriff, weil es die Bitte nachdrücklich ins Zentrum des Gebets stellt. So zeigt sich, dass der Bezug von Bitte und Lob aufeinander für den biblischen Gebetsbegriff zentral ist. Aber wie stehen sie zueinander in Beziehung? Zur Klärung dieser Frage werden zwei biblisch argumentierende theologische Vorstellungen vom Gebet untersucht: Jean Calvin und Karl Barth. Calvin betont das Lob und bezeichnet es als den Zweck, dem letztlich auch die Bitte dient, Barth hingegen betont die Bitte als Verwirklichung der Gotteskindschaft. 

Die Dissertation wurde in der Theologischen Literaturzeitung von Doris Hiller (Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig) besprochen (ThLZ 131, 2006, 1038-1040). Doris Hiller hat ebenfalls über das Gebet promoviert. (Meine Sicht Ihres Ansatzes finden Sie im ersten Kapitel meiner Dissertation.)

Die Dissertation wurde mit dem John Templeton Award for Theological Promise 2007 ausgezeichnet.

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