Habilitationen
1. Bereits abgeschlossene Habilitation:
- Dr. Hans-Joachim Schott: Der unteilbare Andere. Studien zur literarischen Reflexion psychotischer Grenzerfahrungen. Würzburg 2020.
- Prof. Dr. Hans-Joachim Schott wurde zum 1.10.2020 auf eine Professur an der IUBH Internationalen Hochschule / Duales Studium (Standort Leipzig) berufen.
Dissertationen
1. Bereits abgeschlossene Dissertationen
Navigué Moïse Soro: Die Darstellung afrikanischer Menschen in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart: eine Erziehung zur Globalisierung? Würzburg [erscheint 2023] (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien).
Marina Willinger: „Ein ewiges Räthsel bleiben will ich mir und Anderen.“ Mediale Repräsentationen der Kaiserin Elisabeth von Österreich und des Königs Ludwig II. von Bayern. Bamberg 2020 (= Bamberger Studien zu Literatur, Kultur und Medien. Bd. 30).
Martin Georg Kraus: Literaturskandale in der Weimarer Republik. Bamberg 2021 (= Bamberger Studien zu Literatur, Kultur und Medien. Bd. 34).
Kathrin Geist: Berg-Sehn-Sucht. Der Alpenraum in der deutschsprachigen Literatur. Paderborn 2018 (=inter/media. Bd. 8)
Guofeng Meng: Begegnung mit dem Eremiten. Zur Thematik des Einsiedlertums im Werk Hermann Hesses. Bamberg 2019 (= Bamberger Studien zu Literatur, Kultur und Medien. Bd. 25).
Alexa Ruppert: Der Autor und seine Kritiker. Narrative Identität im Spannungsfeld von Lektorat und Literaturkritik. – Ein besonderes Verhältnis. Literaturkritik und Lektorat als Identitätskritik. Würzburg 2019 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien. Bd. 25).
Nora Böckl: Wirklichkeit als Versuchsanordnung. Postavantgardistisches Schreiben in der österreichischen Gegenwartsliteratur des Postmillenniums am Beispiel von Thomas Glavinic. Würzburg 2015 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien. Bd. 13).
Ulrike Kellner: Die conditio absurda in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Eine Konkretisierung von Albert Camus' philosophischen Reflexionen am Beispiel der Romane von Uwe Timm, Wolfgang Hilbig und Charlotte Roche. Würzburg 2016 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien. Bd. 18).
Kathrin Reichold: Arbeit an der Erinnerung. Die Bewältigung der Vergangenheit in der deutschen und spanischen Literatur der Gegenwart. Würzburg 2014 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien. Bd. 6).
Heike Quissek: Das deutschsprachige Operettenlibretto. Figuren, Stoffe, Dramaturgie. Stuttgart / Weimar 2012.
Marta Famula: Fiktion und Erkenntnis. Dürrenmatts Ästhetik des 'ethischen Trotzdem'. Würzburg 2014 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien. Bd. 3).
Stefan Bronner: Vom taumelnden Ich zum wahren Übermenschen. Das abgründige Subjekt in Christian Krachts Romanen "Faserland", "1979" und "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten. Tübingen 2012.
Hans-Joachim Schott: "Unterm Kleid seid ihr nämlich alle nackt..." Kynismus, Ideologiekritik und Interpretationismus beim jungen Brecht (1913-1931). Würzburg 2012 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Medien. Bd. 2).
Stefanie von Steinaecker: „A Little lower than the Angels“. Vicki Baum und Gina Kaus: Schreiben zwischen Anpassung und Anspruch. Bamberg 2011 (= Bamberger Studien zu Literatur, Kultur und Medien, Bd. 1).
Yvonne Hörmann: Die Musikerfiguren E. T. A. Hoffmanns: Ein mosaikartiges Konglomerat des romantischen Künstlerideals. Würzburg 2008 (= Epistemata. Literaturwissenschaft. Bd. 653).
Nadja Hadek: Vergangenheitsbewältigung im Werk Martin Walsers. Augsburg 2006 (= Germanistik und Gegenwartsliteratur. Hg. v. Andrea Bartl. Bd. 3).
2. Derzeit laufende Dissertationsprojekte
Isabell Thierauf: Die drei Fragezeichen als All-Age-Titel. Eine qualitative Analyse mehrfachadressierender Verfahren zur vermeintlichen Zielgruppenspezifik. (Arbeitstitel)
Harry Potter verzauberte ein Millionenpublikum, Edward und Bella kletterten an die Spitze der Bestsellerlisten. Über sämtliche Generationen hinweg haben sich seit den 2000ern nie zuvor Jugendbücher und -filme so gut verkauft wie in den vergangenen Jahren. Vor allem Erwachsene greifen immer mehr zu Kinder- und Jugendbüchern oder schauen Filme und Serien, die eigentlich gar nicht ihrer intendierten Zielgruppe entsprechen. Die tatsächlichen Leser- und Hörer:innen der Krimiserie Die drei Fragezeichen sind ebenfalls überwiegend Erwachsene anstatt Kindern. Doch warum eigentlich? Ist die reine Nostalgie der Motor des generationenübergreifenden Erfolgs?
Wenn ein literarischer Stoff gleichermaßen von Erwachsenen als auch von Kindern bzw. Jugendlichen konsumiert wird, arbeitet der (Hör-)Text immer mit sowohl inner- als auch außertextuellen Verfahren, die mehrfachadressierend wirken, wodurch eine möglichst breite Zielgruppe erreicht werden soll. Im Rahmen von Metaisierungsverfahren beispielsweise werden ironische Bemerkungen gemacht oder auf ein spezielles Hintergrundwissen angespielt, das nur ältere Leser- bzw. Hörer:innen verstehen können, wobei die Szene für das jüngere Publikum dennoch decodierbar bleibt. Diese und weitere Verfahren sollen in der Dissertation ergründet, in einem Analyseraster zusammengetragen und am Beispiel der Drei Fragezeichen aufgespürt werden, um eine kriteriengeleitete Neupositionierung der vermeintlichen Kinderkrimiserie in die Sparte der All-Age-Literatur vornehmen zu können.
Karin Bärnreuther: Tierphilosophische Fragestellungen in Comics der Gegenwart (Arbeitstitel)
Tiere sind in Comics allgegenwärtig. Während bereits Wilhelm Busch den menschlichen Umgang mit Tieren thematisierte (freilich aus einer anthropozentrischen Perspektive heraus), etablierten spätestens die Krazy Kat-Strips Herrimans das anthropomorphisierte funny animal als eine der erfolgreichsten Traditionen der Comicgeschichte. In Comicpublikationen der Gegenwart ist nun zu beobachten, dass nicht mehr das anthropomorphisierte „literarische Nutztier“ im Vordergrund steht, sondern - auf den tierphilosophischen und -ethischen Fragestellungen der jüngsten Zeit fußend - vermehrt die Beziehungen zwischen Menschen und Tieren hinterfragt werden. So werfen beispielsweise die Werke Grant Morrisons, Adam Hines´ Duncan the Wonder Dog, Gerry Alanguilans Elmer, Nick Abadzis´ Laika, Bill Willinghams Fables und verschiedene aktuelle Superhelden-Comics die Frage nach einem ethisch korrekten Umgang mit Tieren auf und betreiben auch visualisierend die Auflösung der philosophisch lange vorherrschenden Mensch-Tier-Dichotomie. Das Dissertationsvorhaben soll sowohl die inhaltlich vorherrschenden tierphilosophischen und –ethischen Grundlagen der Werke als auch die bildgestalterische Umsetzung derselben herausarbeiten und stellt damit sowohl einen Beitrag zur Comicforschung als auch zum Gebiet der Human-Animal-Studies dar.
Yvonne Dauer: Die Kunst und die Revolution. Der kulturelle Wandel in den USA in den 1960er und 1970er Jahren im Spiegel zeitgenössischer Literatur.
In den 60er Jahren unterlag sowohl die amerikanische als auch die deutsche Gesellschaft einem radikalen Paradigmenwechsel, der Resultat unterschiedlichster politischer, soziologischer und philosophischer Einflüsse war. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse kam der Kunst eine elementare Bedeutung zu, da sie gleichsam als genuin revolutionäres Medium und Spiegelbild ergo Kommunikant des Zeitgeschehens fungierte. Diese Wechselwirkungen mündeten in einer Metamorphose der Kunst, die sich zwanglos interdisziplinär und intermedial vollzog und somit schließlich die politisch-gesellschaftliche Revolution zu einer kulturellen machte. Die Dissertation nähert sich diesem Forschungsgegenstand, respektive den tief greifenden kulturellen Veränderungen in den USA und deren Rezeption in Deutschland, von zwei Seiten: Zum einen werden gesellschaftliche Ereignisse sowie zeitgenössische theoretische sozio-philosophische Positionen, wie z. B. Adorno, Horkheimer, Benjamin oder Marcuse, diskutiert, um deren potenzielle Auswirkung auf die Kunst aufzuzeigen, zum anderen liegt der Fokus auf der kritischen Analyse literarischer Texte, um so Rückschlüsse auf sozio-kulturelle Änderungen zu ermöglichen. Anhand von Werken der zeitgenössischen Kunstkritiker und Künstler Nik Cohn, Greil Marcus, Helmut Salzinger und Nicolas Born soll der kulturelle Wandel in den USA möglichst unmittelbar erschlossen werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der deutschen Rezeption dieser amerikanischen Entwicklungen. Wie wurden diese im Rahmen des eigenen sozialen, politischen und kulturellen Kontextes verarbeitet? Inwiefern differierten deutsche und amerikanische Standpunkte? Wie beeinflusst waren deutsche Künstler ‚wirklich’ von den amerikanischen „Vorbildern“? Darüber hinaus ist es Ziel der Arbeit, durch intermediale und interdisziplinäre Verknüpfungen relevante Paradigmenwechsel aufzuzeigen, mit eindimensionalen Perspektiven zu brechen und somit nicht zuletzt einen wichtigen Beitrag zu den literaturwissenschaftlich bisher noch immer zu wenig ausgeführten, jedoch viel versprechenden Inter Art Studies zu leisten.
Niklas Schmitt: »Delirien der Negativität« Hass in den Werken von Thomas Bernhard, Rolf Dieter Brinkmann und Rainald Goetz
Dass die Diktatur der Schrift ein Reich der Finsternis regiere, sei eine Urwahrheit, die bereits Thomas Bernhard in seiner Büchnerpreisrede formuliert habe, so Rainald Goetz in seiner eigenen, 2015 gehaltenen: »Was muss ich denken, um richtig zu verstehen, was ich fühle, wenn ich sehe, was passiert? Gar nichts, Haß, Delirien der Negativität.« Thomas Bernhard, Rolf Dieter Brinkmann und Rainald Goetz sind Außenseiter und Weltbeobachter. Ihre Reaktion auf die Gesellschaft ihrer jeweiligen Gegenwarten, auf die (Massen)Kultur und Politik ihrer Zeitläufte und die zeitgeistlichen Strömungen des Literaturbetriebes ist Hass – zumindest inszenieren sie ihre Ich-Erzähler als inbrünstig hassende und sich selbst als mit diesen identifizierbar. In dieser Dissertation werden einerseits die autorspezifischen Themen, also Ziele (und Opfer) des Hasses untersucht, andererseits aber vor allem deren literarische Inszenierung, zu der auch die den Text authentifizierende Selbstinszenierung gehört. Der Hass ist dabei ebenso Erzählanlass für und Poetisierungsverfahren der jeweiligen Beobachtungen, wie ein Mittel zur Äußerung von Kritik jenseits aller Krisen und Utopien, aber doch gegen die jeweilige gesellschaftliche, politische, mediale und literarische Gegenwart. Die Arbeit soll ein Beitrag zu zentralen, diese Werke konstituierenden, zwar beiläufig erkannten, bisher aber noch nicht systematisch aufgearbeiteten literarischen Techniken dieser sogenannten ›Hassliteraten‹ sein.
Wilfried Dally: Postkoloniales Schreiben im politischen Roman im deutsch-afrikanischen Kontext: eine vergleichende Studie.
Die Auseinandersetzung mit der Thematik des postkolonialen Schreibens im politischen Roman erfolgt mit dem Bedürfnis, das politische Potenzial im Postkolonialismus – als Ideologienkonzept – und seine dynamische Dimension herauszuarbeiten. Die Untersuchung wird besonders in einer interkulturellen und ästhetisch-literarischen Perspektive und anhand von ausgewählten Texten aus der Literatur des deutschen Realismus und der afrikanischen Nachunabhängigkeitszeit durchgeführt. Dabei steht (unter Nutzung des Ansatzes der postkolonialen Literaturkritik) u.a. ein Vergleich der Erzählverfahren im Fokus, um aus heutiger Sicht wechselseitig die Frage nach der politischen Potenz von Literatur zu stellen. Außerdem möchte das Dissertationsprojekt zum Diskurs über Literatur und Postkolonialismus, Postkolonialismus und Politik sowie Politik und Literatur beitragen und somit eine „Friedenspoetik“ reflektieren.
Jasmin Kimmig: Die Interaktion von Identität und Geschichte als Thema der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur – erläutert am Beispiel zweier Romane sowie einiger Kurzgeschichten von Rafik Schami
Die jahrhundertelange Faszination der mündlichen Erzählkunst, die im Orient zu einer beispiellosen Blüte kam, erreichte mit der Verbreitung von „1001 Nacht“ ihren Höhepunkt. Scheherazades Geschichten trugen zu einer weiteren Mystifizierung des Orients bei, der ab dem 18. Jahrhundert als eine exotische Traumwelt galt, die das Verständnis der Länder von Ägypten bis China veränderte. Im Laufe der Jahre verlor dieses mündlich tradierte Erzählen an Bedeutung - die Faszination jedoch blieb. Der 1971 aus Syrien ausgewanderte Rafik Schami gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart. Als Scheherazades Bruder im Geiste erzählt er nicht um sein eigenes Leben, sondern um das einer uralten Erzählkunst. Diese Dissertation geht der Frage der eigenen Identität nach, die sich durch Mündlichkeit offenbaren und entwickeln kann und geprägt ist durch ihre Beziehung zur Geschichte, wobei Geschichte nicht nur als Zusammenfassung von historischen Ereignissen, sondern auch als Erzählung selbst definiert wird. Eine Analyse von Rafik Schamis Romanen „Sami und der Wunsch nach Freiheit“ und „Die Sehnsucht der Schwalbe“ sowie einiger Kurzgeschichten zeigt, wie Identität nicht nur durch historische Rahmenbedingungen wie Krieg, Flucht oder Vertreibung geprägt wird, sondern auch durch Narration und märchenhafte Elemente, die das eigene Biographieverständnis formen. Identität und Geschichte interagieren miteinander.