Die Rezension. Aktuelle Tendenzen der Literaturkritik.

Hg. von Andrea Bartl und Markus Behmer

 

Rezensentenschelte gibt es so lange, wie es Rezensionen gibt. Michael Ende etwa verzerrte Marcel Reich-Ranicki zum monströs-miesepetrigen „Büchernörgele“ oder Hans-Magnus Enzensberger sah die belletristischen Buchbesprecher auf die ökonomisch fixierte Rolle von Zirkulationsagenten reduziert. „Die Kritik ist tot“, war gar vor rund 50 Jahren im „Kursbuch“ zu lesen. Und heute? Abgesehen von gelegentlichen Skandälchen fristet die Literaturkritik eher ein Nischendasein in Fernsehen wie Hörfunk und die Anzahl der Literaturbesprechungen ist in den großen Zeitungsfeuilletons stark zurückgegangen. Krise also der etablierten Kritik – während gleichzeitig im Netz mehr Buchbesprechungen zu finden sind als je zuvor? Oft sind es Laien, die (etwa bei Online-Versandhändlern) Bücher bewerten oder auf Literatur-Blogs Lektüretipps bieten – von Lesern für Leser. Bei vielen Buchempfehlungen in neuen Foren verschwimmt gar die Grenze zu PR und Marketing.
Wo steht das Rezensionswesen heute? Literatur-und Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler liefern knappe Bestandsaufnahmen und fokussierte Detailanalysen; Kritiker, Autorinnen und Vertreterinnen des Buchhandels werfen Schlaglichter auf ihre Branchen. So bietet der Band ein Panoptikum zum Themenfeld „Buchkritik heute“ – keine vorschnelle Bestandsaufnahme, sondern spannende Einblicke in eine lebendige Szene im Wandel.