▼ Die Gleichstellungsbeauftragten in der Wissenschaft stellen sich vor: Prof. Dr. Ute Schmid

Wir stellen uns vor! Heute lernen wir die Fakultätsgleichstellungsbeauftragte in der Wissenschaft der Fakultät WIAI Prof. Dr. Ute Schmid kennen.

Der lange Name „Gleichstellungsbeauftragte in der Wissenschaft“ wird im Folgenden mit GbWiss abgekürzt. Was es mit der neuen Bezeichnung auf sich hat, erklären wir auf Instagram.


Erzählen Sie uns doch erstmal etwas über sich. Wer sind Sie, welche Pronomen benutzen Sie, was haben Sie studiert?

Hallo, mein Name ist Ute Schmid (sie/ihr). Ich bin Professorin für Kognitive Systeme an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI). Ich habe neben einem Diplom-Abschluss in Informatik, auch einen in Psychologie. Promoviert habe ich zum Dr. rer.nat. am Fachbereich Informatik der TU Berlin und dort auch habilitiert. In Bamberg bin ich seit 2004 und habe mich dann – damals als einzige Frau im Kollegium – angeboten, das Amt der Fakultätsfrauenbeauftragten zu übernehmen. Das Amt habe ich seit dieser Zeit behalten – nur unterbrochen durch meine zweijährige Zeit als Dekanin der Fakultät.

Was genau machen eigentlich GbWiss? Was ist Ihre Aufgabe an der Universität Bamberg?

Die Aufgaben der GbWiss sind im Bayerischen Hochschulgesetz definiert und es geht im Wesentlichen um die Vermeidung von Nachteilen für Wissenschaftlerinnen, weibliche Lehrpersonen und Studentinnen. Etwas allgemeiner unterstützten, die GbWiss eine gendersensible Umsetzung des akademischen Miteinanders in Forschung, Lehre und Selbstverwaltung. Die Fakultäts-GbWiss arbeiten mit den Universitäts-GbWiss im Gleichstellungsbeirat Wissenschaft zusammen. Ihr Fokus ist die Gleichstellung im Kontext der jeweiligen Fakultät. An der WIAI sind die Anforderungen hier etwas anders als an den anderen Fakultäten der Uni: Wir sind die einzige Fakultät, bei der der Anteil von Studentinnen deutlich geringer ist als der von Studenten. Entsprechend setzen wir einen Schwerpunkt auf Maßnahmen, um Schülerinnen die Möglichkeit zu geben, ihre Neigungen und Fähigkeiten im Bereich Informatik zu entdecken. Außerdem bieten wir verschiedene Aktivitäten für Studentinnen an, wie den Ada-Treff, Coaching und Exkursionen zu Unternehmen. Außerdem sind wir an einem EU-Netzwerk zum Thema "Gender Balance in Informatics" (EUGAIN) beteiligt und arbeiten daran, zu identifizieren, welche Barrieren gerade Studentinnen haben, um ihr Studium erfolgreich abzuschließen oder auch sich für eine Promotion zu entscheiden.

Warum sind Sie GbWiss geworden? Warum ist diese Stelle wichtig für den Universitätsalltag?

Da ich 2004 die einzige Professorin an meiner Fakultät war, fand ich es einfach angemessen, dass ich das Amt übernehme. Mir sind im universitären Kontext vor allem zwei Dinge wichtig: (1) Dass jede Person die Chance hat, sich für ein Studienfach zu entscheiden, das ihren Begabungen und Interessen entspricht – und da ist es eben nach wie vor so, dass Mädchen den Bereich Informatik oft aus Mangel an Erfahrung gar nicht in Betracht ziehen – und (2) dass jede Person sich unabhängig von Geschlecht und Herkunft an unserer Fakultät wohlfühlen kann und mit Freude dort lernen und arbeiten kann.

Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?

An der WIAI arbeiten wir in einem sehr engagierten Team zusammen: Meine Kollegin Professorin Daniela Nicklas sowie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Caroline Oehlhorn sind stellvertretende Fakultäts-GbWiss. Wir finanzieren zudem eine halbe Stelle im WIAI-Frauenbüro. Hier unterstützt uns Franziska Paukner bei den vielfältigen Aktivitäten – von Workshops für Schülerinnen über Meet-Ups für Studentinnen bis hin zum Austausch mit verschiedenen Organisationen wie beispielsweise dem Arbeitskreis Women in Informatics Research and Education (WIRE) der Informatics Europe. Außerdem unterstützen uns immer zahlreiche studentische Hilfskräfte äußerst engagiert von der Begleitung der Workshops bis zur Präsentation als Role Models in Schulen. Mit unserer Arbeit möchten wir Mädchen zeigen, wie vielfältig und spannend Informatik ist, Studentinnen an unserer Fakultät unterstützen, sowie das gesamte weibliche wissenschaftliche Personal der Fakultät sichtbar machen und vernetzen.

Wer motiviert oder inspiriert Sie? Haben Sie ein feministisches Vorbild? Haben Sie vielleicht ein Lieblingszitat, das Sie mit uns teilen möchten?

Mich motivieren und inspirieren alle Menschen, die sich für eine Sache ernsthaft, leidenschaftlich und langfristig engagieren – egal ob in der Wissenschaft oder in anderen Bereichen wie Kunst, Gesellschaft oder Politik. In der Wissenschaft ist sicher Marie Curie so ein Mensch. Ein Zitat, das mich immer wieder motiviert, stammt von Rosa Luxemburg: "Dann sieh, daß Du Mensch bleibst: Mensch sein ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt: fest und klar und heiter sein, ja heiter trotz alledem und alledem, denn das Heulen ist Geschäft der Schwäche."

Haben Sie eine Buch- oder Filmempfehlung für uns? Wenn ja, welche?

Es gibt viele tolle Schriftstellerinnen. Ich war gerade im Jane-Austin-Museum und finde es beachtlich, wie sie sich in einer Zeit, in der das für Frauen so gar nicht vorgesehen war, auf das Schreiben konzentriert hat – Emma und Stolz und Vorurteil sind absolut lesenswerte Klassiker der englischen Literatur. Virgina Woolf – beispielsweise Orlando‘s Reise durch Zeit und Geschlechter – und, weniger bekannt, Elisabeth Gaskell mit ihren sozialkritischen Romanen sind ebenfalls absolut lesenswert. In der jüngeren Literatur hat mich Das achte Leben (Für Brilka) von Nina Haratischwili sehr gefesselt – die Geschichte der Frauen einer Familie über acht Generationen von der Zarenzeit bis heute. Intelligente Kriminalliteratur haben Dorothy Sayers – ich empfehle vor allem Gaudy Night, dass in einem Frauen-College in Oxford spielt – und Amanda Cross – hier Death in a Tenured Position, das den Mord an der ersten Professorin am English Department in Harvard zum Thema hat.

Was möchten Sie der Welt unbedingt noch mitteilen?

Ich persönlich habe das Glück, genau den Beruf ausüben zu dürfen, den ich ausüben mag – sowohl was mein Forschungsgebiet Künstliche Intelligenz angeht als auch das akademische Miteinander in Lehre und Forschung. Wir GbWiss sollten uns immer bewusst sein, dass unsere Arbeit einen wichtigen Beitrag dazu leisten kann, dass Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen ihren Weg in ein erfülltes Berufsleben finden.

 

Vielen Dank für Ihre Antworten und Ihr wichtiges Engagement!

 

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Ute Schmid und Ihrem Team befinden sich auf der Seite der Gleichstellungsbeauftragten an der Fakultät WIAI.