Fotografie Ingeborg Limmer (1920-2001). Leider war es uns nicht möglich, die Rechtesituation zu klären; selbstverständlich sind wir bereit, berechtigte Ansprüche abzugelten.

Nachruf auf Prof. Dr. Werner Huß

Mit Professor Dr. Werner Huß (geboren am 8. September 1936), der am 21. April 2023 im Alter von 86 Jahren verstorben ist, verliert die Universität Bamberg nicht nur den ersten Inhaber des Bamberger Lehrstuhls für Alte Geschichte, sondern auch einen national wie international hochangesehenen Gelehrten, der auf seinen Spezialgebieten – der Geschichte der Karthager und der hellenistischen Geschichte – Standardwerke verfasst hat, die bis heute nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt haben. Als klassischer Philologe, in München promovierter Theologe und ebendort habilitierter Althistoriker beherrschte Huß eine Vielzahl alter und moderner Sprachen, die ihn zu dem befähigten, was in seinen Augen den Kern altertumswissenschaftlicher Arbeit ausmacht: akribisches Quellenstudium, sorgfältiges „Sammeln und Sichten“ des Materials (so Huß in seinem Vorwort zu seiner monumentalen, 2001 bei C.H. Beck publizierten Geschichte Ägyptens in hellenistischer Zeit) und eine faire, aber in der Sache klare und stets wohlbegründete Auseinandersetzung mit den einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten. Huß besaß den notwendigen langen Atem und eine bewundernswerte Disziplin sowie eine geradezu herkulische Arbeitskraft, um auf den ebenfalls von ihm selbst in seinem Ägypten-Buch herausgestellten, notwendigen „kairós“ hinzuarbeiten: den Zeitpunkt, an welchem eine große Synthese erstellt und der kritischen Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Dies leistete Werner Huß als markanter Vertreter der ‚alten Schule‘ in bester altertumswissenschaftlicher Tradition: ohne Drittmittel, ohne Forschungsverbünde, ohne Datenbanken.

In Bamberg war Huß ein Mann der ersten Stunde: Als aus der 1972 etablierten Gesamthochschule im Jahr 1979 wieder eine Universität wurde, gehörte Huß als 1978 ernannter, erster Bamberger Ordinarius für Alte Geschichte der Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften an, der er in der Folgezeit unter anderem als Dekan und Prodekan diente. Und als er im Jahr 2001 im Rahmen einer großen akademischen Festveranstaltung feierlich emeritiert wurde, bekundeten (auch viele angereiste) Kolleginnen und Kollegen dem Jubilar ihre Hochachtung und Studierende ihrem langjährigen akademischen Lehrer Respekt und Dankbarkeit. Unmittelbar danach zog sich Werner Huß wieder in seine alte akademische Heimat München zurück und blieb auch dort ein produktiver Althistoriker: Er fügte seinen reichen Publikationen in den Jahren 2011, 2012 und 2019 gleich drei weitere Bücher zum ptolemäischen Ägypten hinzu, die sämtlich in der von Huß seit vielen Jahren mitherausgegebenen, hochangesehenen Reihe der „Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte“ erschienen.

Die Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften, das Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie sowie die Bamberger Althistorie werden Werner Huß ein ehrendes Gedenken bewahren.

Prof. Dr. Hartwin Brandt