○ Forschende Frauen 2013

Am 29. Mai 2013 fanden sich unsere FORSCHEnden Frauen zusammen.


Kolloquium der Forschenden Frauen 2013

Fördern, vortragen, publizieren und vernetzen. Das sind die vier Schlüsselworte unter denen das alljährliche Kolloquium der Forschenden Frauen stattfindet. Die Forschenden Frauen sind eine Initiative der Universitätsfrauenbeauftragten der Universität Bamberg. Innerhalb des Kolloquiums haben Nachwuchswissenschaftlerinnen die Möglichkeit, ihr Promotionsthema und ihre Ergebnisse vorzustellen und sammeln nebenbei wichtige Vortragspraxis.

Aus einem breit gefächerten Themenspektrum bieten dabei die jungen Forscherinnen einen Einblick in ihre jeweiligen Forschungsgebiete und stellen sich kritischen Fragen des Publikums.

Den Auftakt beim diesjährigen Kolloquium machte Claudia Lamm mit ihrem Vortrag über die Besonderheit der Unternehmerpersönlichkeit in genossenschaftlichen Gründungen. Kern des Vortrags waren ihre aktuellen Forschungsergebnisse. Dabei untersucht Lamm im Rahmen ihrer Dissertation, ob Gründer von Genossenschaften systematisch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Spezielle Eigenschaften, wie eine Neigung zur Verbesserung und Behebung eines gesellschaftlichen Defizits, in dem der Gewinn nicht nur finanzieller Natur ist, fallen in diesem Zusammenhang häufig auf. Ebenso fühlt sich die Person des Genossenschaftsgründers sich für eine bestimmte Sache in den Dienst genommen und ist dazu in der Lage, aktive Mitstreiter sowie finanzielle und materielle Unterstützer zu gewinnen.

Die Unterschiede solcher Genossenschaftspersönlichkeiten werden am Beispiel der Energiegenossenschaft in Oberfranken aufgezeigt und typisiert. Ihr Forschungsthema stellt damit eine Besonderheit dar, denn zu diesem Thema gibt es bisher noch keine vergleichbaren Untersuchungen oder Literatur.

Zu einem völlig anderen Thema referierte Hanna Gutzeit. Sie entführte die Zuhörer in die mittelalterliche Welt der Rätsel um das Altarbild des Marientodes. In dieser Epoche war es für das Ableben eines Menschen „nicht wichtig wann man stirbt, sondern wie man stirbt“, wie Gutzeit erklärt.

Das Bild des Marientodes findet sich in der Marienkapelle eines Klosters in der Nähe von Brügge. Es wird vermutet, dass in dieser Kapelle regelmäßig Seelenmessen für die verstorbenen Mitbrüder stattfanden und für das eigene Seelenheil gebetet wurde. Aufgrund dieser Vermutung und der ungewöhnlichen Darstellung des Motivs wird damit die traditionelle Darstellung in den Kontext der ‚Kunst des Sterbens‘, genannt ‚Ars moriendi‘, gerückt. Weshalb das Bild so besonders ist und wie es sich einordnen lässt, stellte Gutzeit in ihrem Vortrag einleuchtend dar.

Giulia Ferro Milone beschäftigte sich mit dem Werk E.T.A. Hoffmanns der Perspektive der Genderforschung. Im Besonderen interessierte sie die Repräsentation von Weiblichkeit und Tod in Hoffmanns Märchen „Meister Floh“. Das Märchen handelt von der Ermordung einer schönen Frau, dessen (männliches) Trauerns über ihren Leichnam und der Operationen, die zur Reanimierung ihres Körpers führen. Die Grundlage ihrer Arbeit bildet eine umfangreiche Studie der renommierten Genderforscherin Elisabeth Bronferns über Tod, Weiblichkeit und Ästhetik. In ihrer Dissertation lotet sie die Verbindung zwischen der Gestaltung ihres Todes und den Legenden, die sich um ihre Leiche ranken, aus.

Erfundenes hat auch im Vortrag von Alicia Urquidi eine Rolle gespielt. Sie setzte sich in ihrem Beitrag mit den Metaphern in spanischen Wirtschaftsnachrichten auseinander. Metaphern sind im täglichen Leben zu finden und für nicht Muttersprachler oft verwirrend. So wird beispielsweise eine Zeit- zu einer Ortsangabe, wenn man sagt „Bis zum Juni ist es nicht mehr weit.“. – Dabei ist das Wörtchen ‚weit‘ eigentlich eine Ortsangabe und wird in diesem Zusammenhang eine Metapher für die ‚nahe Zukunft‘. Die sogenannte Korpuslinguistik ist ein Feld der Sprachwissenschaft, welches sich mit dem Finden solcher und ähnlicher Metaphern beschäftigt. Urquidi beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der Findung von Methoden die Erscheinung von Metaphern in spanischen Texten zu untersuchen. Neben den Beiträgen und Grenzen, dieser Forschungsdisziplin stellte die Referentin anschließend eine mögliche Vorgehensweise vor.

Mariam Dopslaf untersucht die interkulturellen Aspekte im Supply Chain Management, also der Verarbeitungskette eines Produkts. Dabei hat sie sich zum Ziel gesetzt, größte interkulturelle Hindernisse für eine erfolgreiche Versorgungskette zu erkennen. In ihrem auf Englisch gehaltenen Vortrag schaffte sie es, den Zuhörern ihr Thema verständlich und anschaulich zu vermitteln.

Nach jedem der Vorträge gab es die rege genutzte Möglichkeit, mit den Referenten über ihr jeweiliges Forschungsthema zu diskutieren. Wie jedes Jahr werden auch die Beiträge der Forschenden Frauen nochmals in Buchform der University Press erscheinen.

 

Dieser Bericht wurde verfasst von Sarah Fischer.