„Die Frau in mir – eine Spurensuche in Text, Bild und Ton“ – Konzeption eines interreligiösen Workshops für Frauen

Ein Projekt von Janina Schubert (SoSe21)

Wie lassen sich wissenschaftliche Forschungsergebnisse im Alltag erfahrbar machen?

In einer zunehmend säkularen Welt scheinen sich die Menschen immer mehr vom Glauben zu entfernen. Dem einen oder anderen mag es so vorkommen, als würden eher Gräben zwischen den Religionsgemeinschaften entstehen als Brücken gebaut werden. Insbesondere Diskussionen um die Stellung der Frau gehören regelmäßig zum Tagesgeschäft.

Dieses wissenschaftliche Projekt aus dem Masterstudiengang „Interreligiöse Studien“ hat es sich zum Ziel gesetzt, Verbindung zu schaffen. Es entstand ein kulturpädagogischer Workshop für Frauen mit christlichem und jüdischem Hintergrund.

Was stärkt Frauen in Christentum und Judentum?

Im Zentrum des Workshops sollten die Teilnehmerinnen mit ihren individuellen Lebensweisen und Erfahrungen stehen. Daher lag es nahe, den Ausgangspunkt der Konzeption dort anzusetzen.

Unter dem Titel „Die Frau in mir – eine Spurensuche in Text, Bild und Ton“ wurden Frauen mit der Bitte kontaktiert, eine erste Assoziation zum Thema einzureichen. Diese sollte ihr individuelles Frauenbild auf Basis des Glaubens aufgreifen. Die Wahl des Mediums blieb offen gestellt. So kamen eine Reihe von Texten, Zitaten, Bildern und Liedern zusammen. Zwölf Frauen mit christlichem und drei mit jüdischem Hintergrund beteiligten sich. Die Altersspanne reichte von Anfang 20 bis ins Rentenalter.

 

„Zur gleichen Zeit nahm die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, die Pauke in ihre Hand und alle Frauen zogen hinter ihr her, mit Pauken und Tanz. Und Mirjam sang ihnen vor: Singet dem Ewigen, der hoch erhaben sich zeigt, Ross und Reiter stürzte er ins Meer.“ - 2. Buch 15, 20 f.
Einer der eingereichten Texte.

„Lilith“ - Selbstgemaltes
Bild einer der Frauen

(Inter-)religiöses Seminarwochenende für Frauen

Im Rahmen der Jugendarbeit der Abtei Münsterschwarzach finden an Ostern, Pfingsten und Silvester Kurse für junge Erwachsene statt. Sie umfassen neben einem Rahmenangebot auch Zeit in Kleingruppen. Angelehnt an dieses Modell entstand die Konzeption für ein Seminarwochenende mit drei großen Workshopeinheiten sowie Alleinzeit und Gelegenheit zum Dialog.

Die Räumlichkeiten sollten zunächst unabhängig von der religiösen Einstellung gehalten werden. So fiel die Wahl auf eine Burg mit Gästezimmern und Seminarräumen. Im Rahmen des Projekts entstanden u.a. eine Kostenkalkulation, das Design für Materialien, Rechnungen oder Werbemittel, sowie die inhaltlichen Module.

Methodik und Zielsetzung der Einheiten

Die verschiedenen Bild-, Ton- und Textbeispiele wurden in einer Mischung aus religions- und theaterpädagogischen Elementen verarbeitet. Die Frauen sollen sich so:

  • in einem wertfreien Raum selbst näherkommen und ggf. besser oder neu kennenlernen,
  • lernen, bewusst einen Platz als Frau in ihrem jeweiligen Glauben zu finden,
  • neue Impulse aus der eigenen und fremden Religion erhalten,
  • und in einen gegenseitigen Austausch kommen.

Alleinzeit und Gruppenphasen wechseln sich ab. Ruhe und Aktion gehen Hand in Hand. Die Teilnehmerinnen erhalten Einblicke in Frauenbilder beider Religionen. Sie haben die Möglichkeit, zu träumen und Wünsche an die Zukunft zu äußern.

Wie kann interreligiöse Begegnung konkret aussehen?

Von Improtheater über Tanz bis hin zur Arbeit mit Ton und verschiedenen Farben, die Möglichkeiten kreativer Begegnung kennen keine Grenzen. Doch wie kann die Verbindung dieser Methoden mit religionswissenschaftlichen Inhalten aussehen?

Die folgende Übung steht beispielhaft für die Inhalte des Wochenendes. Sie bildet den Tagesabschluss am Samstag:

An einer Seite des Raums steht eine Schale mit Wasser. In der Mitte eines Sitzkreises liegen Schwimmkerzen. Jede Frau darf sich nach und nach eine Kerze nehmen, diese anzünden und in der Schale schwimmen lassen. Die Kerze, das Wasser und Licht dürfen als Symbole gesehen werden, den Tag abzurunden, das Schwere loszulassen und gestärkt in den Abend gehen zu können. Die Symbolik von Licht und Wasser kommt in beiden Religionen an verschiedenen Stellen des Lebenskreises zum Tragen, so z.B. bei Taufe oder Fußwaschung, in Kirchen, der Mikwe, an Chanukka oder in Form der Sabbatkerzen. Begleitet wird die Übung von hebräischer Musik.

Wie geht es weiter?

Die Einschränkungen während der Pandemie ließen leider keine praktische Durchführung des Projekts zu. Eventuell wäre es eine Möglichkeit, das Seminar an die Ausbildung von Lehrerinnen oder religionspädagogische Einrichtungen anzugliedern.

Auffallend war, dass viele der eingereichten Beiträge das Motiv von „Beziehung“ beinhalteten. Dies legt die These nahe, dass die individuelle Meinung zur Stellung/Aufgabe der Frau in Judentum und Christentum vom persönlichen Bild von „Beziehung“ beeinflusst ist. Dieser These soll nun in der Masterarbeit nachgegangen werden.

Janina Schubert ist Pädagogin und Theater- und Medienwissenschaftlerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem theaterpädagogischen Arbeiten. Das Projekt entstand im dritten Semester des Masterstudiengangs „Interreligiöse Studien – Judentum, Christentum und Islam“.