Autumn School des Doktorandenprogramms „Biopsychologie von Schmerz und Emotionen“: Pain & Fear Days

mit nationalen und internationalen Referenten

am 6. und 7. November 2009 in Erlangen und Bamberg

Das Doktorandenprogramm „Biopsychologie von Schmerz und Emotionen“ feierte sein einjähriges Bestehen mit einer Autumn School, die Pain & Fear Days. Während die Spring School von der Universität Würzburg (Prof. Paul Pauli) veranstaltet worden war, durfte am 6. und 7. November die Bamberger Universität (Prof. Stefan Lautenbacher) ihr organisatorisches Geschick beweisen. Die tagkräftige Unterstützung durch die Doktoranden beider Universitäten ließ das Wagnis in dieser Hinsicht gering sein. Die besonders attraktiven Rahmenbedingungen und die illustre Referentenliste waren nur zu ermöglichen, weil auch die Klinische Forschergruppe der DFG zum Thema „postoperativer Schmerz“ (Universitätsklinik Erlangen), das Institut für Schmerztherapie München  und das Centrum für Integrative Psychotherapie (CIP, Bamberg)  unterstützten. Das Ganze war daher auch wieder eine große Werbung für die Vorteile kooperativen Schaffens.

    

Pain Day, 6. November 2009, Erlangen

Der Pain Day startete mit einem praxisnahen Vortrag von Frau Dr. Anke Pielsticker (München), der sich vor allem mit den neuesten Entwicklungen in der Schmerzpsychotherapie beschäftigte und vieles über beeindruckende Fallbeispiele illustrierte. Frau Prof. Madelon Peters (Maastricht, Niederlande) als besonderer und internationaler Gast des Doktorandenprogramms stellte die Ergebnisse einer Reihe von prospektiven Längsschnittstudien zum Thema „postoperativer Schmerz“ der Universität Maastricht vor. Im Mittelpunkt dieser sehr gelungenen Präsentation stand die Erforschung von psychologischen Prädiktoren der Chronifizierung von postoperativen Schmerzen wie das „Katastrophisieren“ und der „Optimismus“.  Nach der Mittagspause führte Prof. Thomas Weiß (Jena) die Zuhörer in die Tiefen der Neuromatrix der Nozizeption ein. Er erläuterte das komplexe und höchst plastische Zusammenspiel vieler Gehirnteile sowie von individuellen und situativen Einflussfaktoren bei der Schmerzverarbeitung. Der letzte Themenblock beschäftigte sich mit dem operanten Lernen von Schmerzerleben und -verhalten. Dr. Miriam Kunz (Bamberg, Montreal) berichtete neueste Ergebnisse zur Frage, ob man mimische Schmerzreaktionen durch Konditionieren verstärken oder abschwächen kann. Zum Abschluss des Pain Days präsentierte Frau Dr. Susanne Becker (Mannheim) ihre Daten zum operanten Konditionieren der Schmerzempfindlichkeit und zeigte, dass Sensibilisierung und auch Habituation bei gesunden Personen operant gelernt werden kann, das chronische Schmerzpatienten aber im Vergleich zu Gesunden beim Lernen immer eine Tendenz zur Sensibilisierung zeigen.

Fear Day, 07. November 2009, Bamberg

Nach dem „Pain Day“ am Freitag stand nun der Samstag ganz im Zeichen der Angst, wobei durch interdisziplinär abwechslungsreiche Vorträge sehr verschiedene Aspekte dieser Emotion beleuchtet wurden. Die Einleitung des Tages übernahm Dr. Stefan Schulz aus Würzburg, der über Mediatoren sozialer Angst sprach; er konnte zeigen, dass bei sozial ängstlichen Personen vor allem negative Gedanken über die eigene Person und das Vorliegen von Stresssituationen wie Vorträge vor Publikum von zentraler Bedeutung sind.

Einen ganz anderen Aspekt der Angstforschung betonte Dr. Angelika Schmitt, Biologin aus Würzburg, indem sie den Einfluss bestimmter Gene auf die Ausprägung der Ängstlichkeit darstellte. In ihrer Arbeit mit so genannten „Knock-Out“-Mäusen, bei welchen bestimmte Gene deaktiviert wurden, fand sie vor allem einen Zusammenhang zwischen dem Fehlen des Serotonin-Transporter-Gens (5-HTT) und erhöhter Ängstlichkeit.  Daran anknüpfend sprach Dr. Almut Weike aus Greifswald über „Furchtregulation durch assoziatives Lernen“, wobei sie verschiedene Lernexperimente präsentierte; ihre Forschung zeigte, dass bei dem Lernen von Furchtreaktionen auch bei Menschen bestimmte genetische Polymorphismen eine Rolle spielen. Den Abschluss des Tages bildete Dr. Jan Wacker aus Marburg mit seinem Vortrag über die Unterscheidbarkeit verschiedener Emotionen wie Angst, Furcht und Ärger anhand physiologischer Parameter. So zeigen sich einige körperliche Unterschiede, zum Beispiel zwischen Ärger und Angst, vor allem in Maßen der Herztätigkeit.

Das offene Format der Atumn School ermöglichte nicht nur den Mitgliedern des Doktorandenprogramms, sondern auch weiteren Gästen (Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten) von den „Days“ sich aus- bzw. weiterzubilden und hinterließ einen sehr positiven Gesamteindruck.