Die Fakultät Humanwissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und das Institut für Erziehungswissenschaft trauern um Prof. Dr. Heinz S. Rosenbusch.

Heinz Rosenbusch hatte von 1991 bis 1997 den Lehrstuhl für Schulpädagogik inne und leitete von 1995 bis 2006 die von ihm gegründete „Forschungsstelle für Schulentwicklung und Schulmanagement“ der Universität Bamberg.

Er begann seine Karriere als Volksschullehrer. Nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule und dem Vorbereitungsdienst war er zunächst einige Jahre als Lehrer tätig, bevor er zum Schulleiter berufen wurde, eine Rolle, die er sieben Jahre lang wahrnahm. Parallel studierte er nochmals Erziehungswissenschaft. Im Jahr 1972 wurde Heinz Rosenbusch mit einer Arbeit mit dem Titel „Die deutsche Jugendbewegung in ihren pädagogischen Formen und Wirkungen“ bei Wolfgang Sünkel an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg promoviert. 1980 erfolgte die Habilitation an der Universität Oldenburg bei Hilbert Meyer zum Thema „Nonverbale Kommunikation im Unterricht“. Heinz Rosenbusch wechselte von der schulischen Tätigkeit in die Lehrkräftebildung und wurde Assistent des renommierten Schulpädagogen Hans Glöckel in Nürnberg. Von 1976 bis 1991 vertrat Heinz Rosenbusch den Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Universität Bamberg, dessen Inhaber Siegfried Oppholzer zum Rektor der Universität gewählt worden war. Mit der Entpflichtung von Oppholzer wurde Heinz Rosenbusch auf den Lehrstuhl für Schulpädagogik berufen, den er bis 1997 innehatte.

Heinz Rosenbusch hat sich um die Schulpädagogik vielfach verdient gemacht. Er wurde in mehreren Themenfeldern zum Vorreiter einer empirisch ausgerichteten und über die Allgemeine Pädagogik hinausweisende Schulpädagogik. Mit seiner Habilitationsschrift wurde eine Fundierung der Schulpädagogik im Hinblick auf die nicht-intentionalen Formen des Lehrens gelegt. Mit seinen Studien zur Körpersprache im Unterricht hat er Standards gesetzt. Gemeinsam mit Theo Diegritz und Hanns-Dietrich Dann legte er die erste empirische Studie zu den Effekten unterrichtlicher Gruppenarbeit vor. Mit diesen empirischen Studien trug er dazu bei, dass sich der Blick der Schulpädagogik von der Allgemeinen Didaktik auf die empirischen Effekte des Unterrichtens weitete und bereitete damit die empirische Wende in der Erziehungswissenschaft mit vor. 1988, zehn Jahre nach der Einführung der neuen Lehramtsprüfungsordnung in Bayern, führte er gemeinsam mit Werner Sacher und Harald Schenk eine der ersten empirischen Studien zu Lehrkräftefortbildungen mit dem sprechenden Titel „‘Schulreif?‘ Die neue bayerische Lehrerbildung im Urteil ihrer Absolventen“ durch. Auch in diesem Feld gelang ihm mit seinen Mitautoren eine der frühen Studien zur Lehrkräfteprofessionalisierung.

Der Schwerpunkt seines Wirkens lag in der von ihm begründeten Organisationspädagogik. Ausgehend von seiner eigenen Erfahrung befasste sich Heinz Rosenbusch systematisch mit dem Wirken der Schulleitung. Zwar gäbe es in Deutschland mindestens 70.000 mit schulleitenden Aufgaben befasste Pädagogen, diesen „gelte jedoch kein gesondertes Erkenntnisinteresse, weil sie als eine spezielle pädagogische Variante verstanden und zwischen Kultusverwaltung und praktizierender Pädagogik stehend weder von der Verwaltungs- noch von der Erziehungswissenschaft in Deutschland wahrgenommen würden“ (Rosenbusch 1989, S. 8). Entsprechend forderte Rosenbusch mehr Forschung zu diesem Thema.

1988 begründet er das „Bamberger Schulleitungssymposium“, eine alle zwei Jahre stattfindende namhafte Veranstaltung für den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis auf dem Gebiet der Schulleitungsforschung. Im Oktober 2023 wurde das Bamberger Schulleitungssymposium nun bereits zum 16. Mal durchgeführt.

Neben den Tagungen sind es die eigenen Untersuchungen von Heinz Rosenbusch zu diesem Thema, die die Forschung zur Schulleitung in Deutschland begründeten. Große Resonanz erhielten die 1992 vorgelegte empirische Studie zum Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schulaufsicht, die Studie aus dem Jahr 2001 zu Qualifizierungsmaßnahmen für den Beruf der Schulleitung sowie die gemeinsam mit Julia Warwas und Susanne Braun-Bau im Jahr 2006 publizierte Studie zur Schulleitungstätigkeit an Grund-, Haupt- und Realschulen. Bundesweit begleitete Heinz Rosenbusch verschiedene Schulreformprozesse.

Diese Einzelstudien formten sich über die Jahre zu einer Theorie der Organisationspädagogik. Darunter fasst Heinz Rosenbusch in eigenen Worten einen „Arbeitsbereich der Pädagogik, der Voraussetzungen, Normen, Gestaltungsprinzipien, Wirkungen der Organisiertheit von Schule und Unterricht im Hinblick auf den Einzelnen und die Schule als System zum Thema hat“ (Rosenbusch 2005, S. 6). Zentral ist die „fundamentale organisationspädagogische Doppelfrage“: „Welche pädagogischen Wirkungen haben Bedingungen und Beschaffenheit des Systems Schule auf Einzelne oder Gruppen des Systems – und umgekehrt, welche Wirkungen haben Bedingungen und Beschaffenheit von Einzelnen oder Gruppen auf das System Schule als Ganzes und andere Teilsysteme?“ (ebd.). Für die Organisationspädagogik machte Rosenbusch den Begriff der „Anerkennung“ als „normative Prämisse organisationspädagogischen Handelns“ (Rosenbusch 2005, S. 23ff), einen systemischen Blick auf die Schule und die Idee der „pädagogischen Führung“ (ebd., S. 77 ff.) fruchtbar. Noch 2018 hat er gemeinsam mit Stephan Huber einen umfassenden Aufsatz zu „Schulen als Orte organisationspädagogischer Forschung und Praxis“ im Handbuch für Organisationsforschung veröffentlicht. Dass dieses Verständnis schulleitender Tätigkeit für die Erziehungswissenschaft bedeutsam wurde, zeigte sich spätestens im Jahr 2005, als in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft die Kommission „Organisationspädagogik“ gegründet wurde, in die Heinz Rosenbusch von Anfang an beratend involviert war.

Heinz Rosenbusch hat sich auch in der universitären Selbstverwaltung große Verdienste erworben. Er diente eine Legislaturperiode als Vorsitzender der „Konferenz bayerischer Universitätspädagoginnen und Universitätspädagogen“ sowie als Dekan der Fakultät Pädagogik, Philosophie, Psychologie. Sein ausgleichendes Wesen im Fakultätsrat hat zur Integration und Kohärenz der Fakultät überaus beigetragen. Als Kollege war er beliebt und sein Rat hochgeschätzt. Heinz Rosenbusch erhielt 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein „jahrzehntelanges unermüdliches Wirken um das Gemeinwohl“ auf dem Gebiet der Schule, so der damalige Minister Ludwig Spaenle in seiner Laudatio.

Prof. Dr. Heinz Rosenbusch ist am 17.10.2023 im Alter von 92 Jahren verstorben. Die Fakultät und das Institut werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.