Internationale Überwachung ohne Ratifikation
Die Forschung zu den Überwachungspraktiken internationaler Organisationen konzentriert sich weitgehend auf die Frage, wie internationale Organisationen Staaten überwachen, die zugrunde liegende Abkommen ratifiziert haben. Einige internationale Organisationen überwachen jedoch auch das Verhalten von Staaten, die zugrunde liegende Abkommen nicht ratifiziert haben. Wir schlagen eine Erklärung für diese Praktiken vor. Wir nehmen an, dass internationale Organisationen das Verhalten von Staaten, die entsprechende Abkommen nicht ratifiziert haben, dann überwachen, wenn die Präferenzen mächtiger Staaten mit denen der Organisation übereinstimmen, aber dass die Präferenzen der Staaten nur vor dem Hintergrund der Schwächung der state consent Norm verständlich sind. Wir überprüfen unser theoretisches Argument anhand von drei Kurzfallstudien zum Umfassenden Atomteststoppvertrag, zu den Menschenrechtskonventionen der Vereinten Nationen und zum Internationalen Übereinkommen zur Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus. Wir zeigen, dass in jedem Fall sowohl Ratifizierer als auch Nicht-Ratifizierer ein Interesse an der Überwachung von Nicht-Ratifizierern durch internationale Organisationen hatten und zeichnen nach, wie sich die Schwächung der state consent Norm auf die Haltung der Staaten gegenüber dieser Art der Überwachung ausgewirkt hat. Wir gehen auch davon aus, dass das Ausmaß des Widerstands gegen die Überwachung von Nicht-Ratifizieren durch internationale Organisationen durch den Grad der Interessenübereinstimmung mächtiger Staaten beeinflusst wird und dass die untersuchten Überwachungspraktiken reale Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit haben.
Projektmitarbeiter:
Monika Heupel
Barbara Koremenos