Die Vorträge der Diskurswerkstatt im Einzelnen
Vortragende: Prof. Dr. Paul Bellendorf & Franziska Prell, M.A.
Der Vortrag beleuchtet den multidimensionalen Beitrag der Denkmalpflege zur nachhaltigen Entwicklung auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene. Ressourcenschutz, die Nutzung natürlicher Materialien sowie kontinuierliche Wartung und Pflege verdeutlichen nur beispielhaft die komplexe Wechselbeziehung zwischen Mensch, Umwelt und Denkmal. Aktuelle Herausforderungen, wie Klimakatastrophen, Energiekrisen und Kriege, betonen die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem historischen Erbe. Der Vortrag zeigt auf, wie Kulturgüter vor diesen Problemen geschützt und ihre sinnvolle Weiternutzung gesichert werden können.
Vortragende: Jun.-Prof. Dr. Barbara Wittmann
Intensivtierhaltung und die Art und Weise der Nahrungsmittelproduktion sind angesichts ökologischer, klimatischer und tierethischer Problematiken zunehmend in den Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit gerückt. Dabei wird zwar viel über, kaum aber mit denjenigen gesprochen, die selbst in der Intensivtierhaltung tätig sind. Im Vortrag werden Einblicke in qualitative Interviewstudien mit Landwirt:innen gegeben, die starken ökonomischen Druck ebenso wie Resignation, Entfremdungsprozesse und Überforderung mit gesellschaftlichen Erwartungen offenbaren. Welche Lösungsansätze und Perspektiven sich daraus ergeben, wird anschließend gemeinsam diskutiert.
Vortragender: Prof. Dr. Thorsten Staake
Elektrizität aus Sonne und Wind wird immer günstiger, die spezifischen Kosten von Batteriespeichern fallen stetig, und das Stromnetz wird zunehmend „intelligent“. Ist die Sorge wegen hohen Energie- bzw. Stromkosten in Deutschland bald unbegründet? Der Vortrag beschäftigt sich mit den Kosten der erneuerbaren Erzeugung sowie den notwendigen Investitionen entlang des geplanten Entwicklungspfades und bewertet die „Stromlücke“ in unterschiedlichen Szenarien.
Vortragende: Prof. Dr. Markus Behmer & Dr. Gabrielle Mehling
Nachhaltigkeit ist ein Dauerthema in nahezu allen Medien. Der Begriff wird allerdings vielfach diskrepant verwendet, ist teils kaum mehr als ein Schlagwort. Und oft ist die Thematisierung von Nachhaltigkeitsaspekten selbst – nicht nachhaltig. Wie kann, wie sollte adäquate Berichterstattung über Themen des „guten Lebens“ aussehen, wie kann sie eine möglichst breite Öffentlichkeit erreichen? Wo gibt es große Defizite und Desiderate? Dies sind einige Fragen zu Medieninhalten, die im ersten Teil des Doppelvortrags exemplarisch angesprochen werden. Nachhaltigkeit fordert aber auch die Mediennutzenden in vielfältiger Weise – von der direkt ökologischen Dimension des Energieverbrauchs etwa beim Streamen über die ethische Dimension, für welche teils höchst problematischen Inhalte die Konsumierenden durch ihr eigenes Mediennutzungsverhalten eventuell mit verantwortlich sind, bis hin beispielweise zur sozialen Dimension, ob oder inwiefern durch leichtfertig geteilten Content auf Social Media gesellschaftliche Spannungen verstärkt und individuelle Verletzungen herbeigeführt werden können. Diese Dimensionen werden im zweiten Teilvortrag stärker systematisierend in den Blick genommen. So wird insgesamt versucht, Aspekte der journalistischen Ethik und der Publikumsethik in Verbindung zu bringen und damit Nachhaltigkeit im Medienbereich umfassender zu thematisieren und zu problematisieren, als dies in der Verkürzung auf wenige Umweltaspekte bisweilen geschieht.
Vortragende: Prof. Dr. Rasmus Hoffmann & Prof. Dr. Thomas Weißer
Nachhaltige Entwicklung ist ein vieldeutiger Breitbandbegriff. Doch einig scheinen sich die meisten zu sein, dass Nachhaltigkeit mit Gerechtigkeit, abnehmender Umweltzerstörung und Zukunftssicherung verbunden ist. Aus ethischer wie soziologischer Perspektive muss diese Sicht kritisiert und erweitert werden, weil sich soziale und ökologische Ziele nicht nur ergänzen, sondern oft auch widersprechen.
Vortragende: Jans Meckel & Goldman Sachs
Vortragender: Jun.-Prof. Dr. Philipp Sprengholz
Klimatische Veränderungen bedrohen unsere Gesundheit bereits heute. Zunehmende Hitzewellen sowie die Ausbreitung von Krankheitsüberträgern und hochallergenen Pflanzen erfordern die Anpassung menschlichen Verhaltens. Im Rahmen der Veranstaltung wird die psychologische Dimension notwendiger Anpassungsprozesse beleuchtet. Anhand von empirischen Studien wird gezeigt, wie etwa Wissen, Risikowahrnehmungen, soziale Normen und Wirksamkeitsüberzeugungen unser Verhalten beeinflussen und wie geeignete Interventionsprogramme zur Gesundheitsförderung aussehen könnten.
Vortragender: Prof. Dr. Achim Truger, Sachverständigenrat Wirtschaft
Vortragende: Prof. Dr. Andreas Dix & Prof. Dr. Rainer Schreg
Lange galt die Osterinsel als warnendes Beispiel eines Ökozids infolge einer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise. Nach neuen Forschungen steht das Beispiel der Rapa Nui aber eher für die methodischen Herausforderungen einer historischen Umweltforschung und die Risiken eines Ökomythos. Anhand von Beispielen geographischer und archäologischer Forschung überwiegend aus Mitteleuropa zeigen wir die Bedeutung einer historischen Perspektive für die Bewertung von Nachhaltigkeit in der Gegenwart , Der Blick zurück zeigt uns die Notwendigkeit, in langen Zeiten zu denken und Skalengrößen und Energieumsätzen zu bedenken - und er kann Anregungen geben, wie wir Nachhaltigkeit In der Zukunft gestalten können.
Vortragende: Carolin Lochner & Dr. Annika Krahn
Climate anxiety, auf Deutsch: Klimaangst, ist ein Empfinden, das junge Menschen laut aktuellen Studien weltweit zunehmend verspüren. Dies hat auch etwas mit ihrer selbst erlebten Klimaungerechtigkeit oder den heiklen Fragen einer Klimagerechtigkeit zu tun.
Angefangen mit einem kurzen Überblick zu Studien in Bezug auf die Adoleszenz und der Klimaangst und der Klimaungerechtigkeit, ordnen wir den Begriff der (Klima-)Gerechtigkeit theologisch ein. Anschließend wollen wir Ideen entwickeln, wie insbesondere Jugendliche hinsichtlich ihrer Sorgen und Ängste begleitet und unterstützt werden können – spirituell, religionspädagogisch und partizipativ. Wie kann z.B. mit Schuld in Nachhaltigkeitsfragen – auch über Generationen hinweg – umgegangen werden und welchen Beitrag könnten Kirchen und Christ*innen dabei leisten? Wie können Jugendliche motiviert werden, weiterzukämpfen, also ihre Angst überwinden? Mit Hilfe von konkreten Praxisbeispielen aus Schule und kirchlicher Jugendarbeit wie das Bamberger Projekt WELTfairÄNDERN sollen schlussendlich Ansatzmöglichkeiten identifiziert werden.
Vortragende: Prof. Dr. Dr. h.c. Annette Scheunpflug
Vortragende: Dr. Yelva Larsen & Alina Seger
Bereits in der (Grund-)Schule ist die Auseinandersetzung mit Inhalten einer nachhaltigen Entwicklung zentral. Bildung für nachhaltige Entwicklung soll die Lernenden dazu befähigen, Verantwortung für die Gestaltung einer sozial, ökologisch und ökonomisch gerechten Zukunft zu übernehmen. Wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann, ist Thema dieser Veranstaltung. Nach theoretischen Grundlagen als auch Herausforderungen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung werden Einblicke in das Konzept des „FreiDay“ mit beispielhaften Projekten einer Grundschule sowie in das „Wildbienenmonitoring“ gegeben, bei dem SchülerInnen als Teil eines Forschernetzwerks deutschlandweit mit Hilfe von Nisthilfen Wildbienen und Wespen bestimmen und deren Verbreitung kartieren.
Thorsten Glauber
Um 18-21 Uhr in U2/00.25 (An der Universität 2)