Workshop / Lecture Bernd Wollschlaeger

Workshop Wollschlaeger

In preparation for Bernd Wollschlaeger’s talk on January 21, 2015, Prof Iris Hermann, Prof Christoph Houswitschka and Prof Pascal Fischer teach a workshop dealing with Mr Wollschlaeger’s autobiography A German Life. The class discusses issues of German, American, and Jewish identities and does a thorough reading of selected textual passages.

Students from this course will then get the opportunity to ask questions to Mr Wollschlaeger following his talk on January 21, which is also organized in cooperation with the German and English Departments of the University of Bamberg.

 

Dates for the workshop

December 18, 2014, 5-7 p.m. and January, 15, 2015, 4.30-6 p.m. in room U5/01.18

 

Bernd Wollschlaeger’s lecture will be given in German

January 21, 2015, 7.30 p.m. (admission from 7 p.m.), in the VHS Bamberg (altes E-Werk, Großer Saal).

Background Information in german

MEIN JÜDISCHER WEG

Ein Bamberger tritt aus dem Schatten des Nationalsozialismus

Bernd Wollschlaeger berichtet

Wo er auch auftritt, leidenschaftliche Plädoyers gegen Rassenhass und für eine Verständigung zwischen den Völkern sind überall Bernd Wollschlaegers Thema. Die Basis dafür ist seine eigene, unglaubliche Geschichte, und die will er jetzt dort erzählen, wo sie vor über 30 Jahren begonnen hat: in Bamberg. Er unternimmt damit eine Reise in eine dunkle Vergangenheit, mit der er für sich einen Kreis schließen will. Doch wie wird er aufgenommen werden von einer Gesellschaft, in der der von Schuldgefühlen gegenüber den Opfern des Holocausts geprägte Philosemitismus der jungen Bundesrepublik oft einem neuen Antisemitismus gewichen ist? Und warum ist er überhaupt selbst Jude geworden?

Bernd Wollschlaeger ist im friedlichen Nachkriegsdeutschland der Sechziger Jahre zunächst ein Junge wie jeder andere. Einzig die Besuche der Kriegskameraden seines Vaters, in denen die „gute alte Zeit“ beschworen wird, kommen ihm merkwürdig vor. Als er in der Schule das erste Mal vom Holocaust hört, beginnt er Fragen zu stellen – und bekommt Antworten, die ihn erschüttern. Bernds Vater war ein Panzerkommandant, Ritterkreuzträger, und ist einst mit voller Überzeugung „dem Führer“ in den Krieg gefolgt. Er war überall an vorderster Front dabei: beim Einmarsch in Polen, der Besetzung Frankreichs, der Invasion Russlands. Das Ritterkreuz, das Hitler ihm angeheftet hatte, sollte er auch nach Kriegsende wie ein Heiligtum hüten.

Mit dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 beginnt Wollschlaeger sich für Juden zu interessieren - diese Juden, gegen die sein Vater so viele Vorurteile hatte. Bernd knüpft Kontakte zur damals noch sehr kleinen jüdischen Gemeinde in Bamberg. Sie wird seine zweite Familie neben dem Elternhaus. Dann aber stellt ihm sein Vater ein Ultimatum: „wir oder sie“. Der junge Bernd Wollschlaeger entscheidet sich für Letzteres, tritt zum Judentum über, emigriert nach Israel, geht ins Medizincorps der israelischen Armee, wird Arzt und gründet eine Familie, mit der er in die USA zur Facharztausbildung weiterwandert. Seine eigene Familiengeschichte bleibt dabei zunächst Tabu. Doch eines Tages bricht er das Schweigen, und als daraufhin sein 14-jähriger Sohn in der jüdischen Schule, die er in Miami besucht, mit der „coolen story“ prahlt, dass sein Opa ein Wehrmachtsoffizier war, rufen Schuldirektor und Rabbiner den Vater zu einem Gespräch. „Diese Geschichte“, sagt der Rabbiner danach überwältigt zu Wollschlaeger, „darfst Du nicht für Dich behalten.“

„A German Life“ („Ein deutsches Leben“) nennt Bernd Wollschlaeger seine bewegende Autobiografie, die er in englischer Sprache schrieb und publizierte, und die ins Hebräische übersetzt wurde. Er tritt für die Verständigung zwischen Juden und Arabern ein und kämpft gegen Vorurteile, Rassismus und natürlich auch Antisemitismus. Und seit Jahren erzählt er seine Geschichte in der ganzen Welt: vor Holocaustüberlebenden in Israel, an Universitäten in den USA, Kanada, Südafrika und Europa. Doch bisher nie in Deutschland. Jetzt, fast 70 Jahre nach dem Holocaust, in Tagen, in denen überall in Europa ein neuer Antisemitismus ausbricht, will Bernd Wollschlaeger in seine Heimatstadt Bamberg zurückkehren.

Die Idee zu der Reise nach Deutschland begann, als der deutsch-israelische Filmemacher und Journalist Uri Schneider auf den Mitschnitt eines Vortrags Bernd Wollschlaegers vor Überlebenden des Holocausts in New York stieß. Fasziniert von der Biografie und dem Charisma Wollschlaegers wandte sich Schneider an die ARD mit dem Vorschlag, eine Reise Wollschlaegers nach Deutschland mit der Kamera zu begleiten.

Hierzu kommt es nun. Während Schneiders Recherchebesuch im letzten Sommer, bei dem auch Bernd Wollschlaeger zu Gast in Bamberg war, trat der Filmemacher an die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg heran – der Ort, an dem Bernd Wollschlaegers jüdischer Weg begann. Umgehend wandte sich die IKG Bamberg an die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg, die sich nicht nur für Bernd Wollschlaegers Faszination für den deutschen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs, sondern auch für sein bildungspädagogisches Engagement gegen Rechtsextremismus und Rassismus sehr empfänglich zeigte.

Die Willy-Aron-Gesellschaft und die Israelitische Kultusgemeinde - mit dem ihr angegliederten Jüdischen Lehrhaus - veranstalten nun gemeinsam Bernd Wollschlaegers ersten Vortrag vor einem Publikum in Deutschland. Wollschlaeger wird am Abend des 21. Januar im großen Saal der Bamberger Volkshochschule vors Publikum treten. Die Veranstaltung findet außerdem in Kooperation mit den Instituten für Anglistik und Germanistik der Universität Bamberg statt. Im Anschluss an den Vortrag treten Studenten und Gäste in ein Gespräch mit dem Referenten.

Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg & Israelitische Kultusgemeinde Bamberg / Jüdisches Lehrhaus Bamberg in Kooperation mit den Instituten für Anglistik und Germanistik der Universität Bamberg

Bamberg, 21. Januar 2015 um 19:30 Uhr (Einlass ab 19:00 Uhr), freier Eintritt. Ort: VHS Bamberg im alten E-Werk (Großer Saal)

Uri Schneiders Fernsehdokumentation soll um den 70. Jahrestag des Kriegsendes in der ARD ausgestrahlt werden.