Universität trauert um Wolfgang Becker

Der ehemalige Lehrstuhlinhaber für BWL, insbes. Unternehmensführung und Controlling ist nach kurzer, schwerer Krankheit am 29. April 2023 verstorben

Nach kurzer schwerer Krankheit ist Prof. Dr. rer. pol. Dr. habil. Wolfgang Becker am Samstag, 29. April 2023, im Alter von 69 Jahren verstorben. Er hatte von 1992 bis 2019 den Lehrstuhl für BWL, insbesondere Unternehmensführung und Controlling in der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften inne.

Wolfgang Becker, Jahrgang 1953, wurde in Hamm in Westfalen geboren. 1973 legte er sein Abitur am Freiherr von Stein-Gymnasium ab. Zunächst schrieb er sich 1974 für ein Studium der Chemietechnik an der Technischen Universität Dortmund ein. Schon während dieses Studiums merkte er jedoch, dass sein Herz primär auch für die Betriebswirtschaftslehre schlug. So studierte er dann auch zusätzlich Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Rechnungswesen, Unternehmensführung und Marketing an derselben Universität. Im Studium kam er dann bereits mit zwei Hochschullehrern in Kontakt, die das spätere Leben und Wirken von Wolfgang Becker nachhaltig prägen sollten: Prof. Dr. Wolfgang Männel und Prof. Dr. Wilfried Krüger. Letzterer löste in ihm die Freude an der Beschäftigung mit Unternehmensführung und Organisation aus. Wolfgang Männel, als Schüler von Prof. Dr. Paul Riebel in den 70er und 80er Jahren neben Prof. Dr. Wolfgang Kilger einer der prägenden Köpfe des internen Rechnungswesens in Deutschland, begeisterte Wolfgang Becker für das interne und externe Rechnungswesen.

Wahrscheinlich hatte Wolfgang Becker nicht damit gerechnet, einen Großteil seines Lebens in Franken zu verbringen. Da sein akademischer Lehrer jedoch einen Ruf weg von der Universität Dortmund und an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg annahm, verlagerte sich der akademische Schwerpunkt und später auch der Lebensmittelpunkt von Wolfgang Becker und seiner Familie nach Franken. 1990 war Wolfgang Becker bereits als Lehrbeauftragter für Controlling an der Sommeruniversität der Universität Leipzig. 1992 erhielt er dann Rufe an den Universitäten Osnabrück, Münster und Bamberg. Die Umwidmung des damaligen Bamberger Lehrstuhls des verunglückten Prof. Dr. Eduard Gabele, der einen Lehrstuhl für Unternehmensplanung und Managementinformatik gehabt hatte, zu einem Lehrstuhl für Unternehmensführung und Controlling, stellte sich für die Universität Bamberg und Wolfgang Becker als Glücksfall heraus, da es mit den Neigungen und Interessen von Wolfgang Becker komplett passte.

Wolfgang Becker hat sich in seiner noch andauernden Zeit als Hochschullehrer stets auch in der akademischen Selbstverwaltung engagiert: Von 1998 bis 2006 war er Mitglied im Fachbereichsrat der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Bamberg. Von 2001 bis 2004 war er Mitglied im Gründungsausschuss der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik der Universität Bamberg. 2004 bis 2006 fungierte er als Dekan der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Bamberg, Mitglied der Erweiterten Universitätsleitung der Universität Bamberg und Mitglied des Beirats des Rechenzentrums der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. 2006 bis 2011 war er Mitglied des Senats der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Mitglied des Universitätsrats der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Von 2006 bis 2017 leitete er den Promotionsausschuss der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Wolfgang Becker war in seinen Tätigkeiten der Unternehmenspraxis stets sehr verbunden. Lehre und Forschung waren praxisorientiert gestaltet. Als Meilensteine sind sicherlich die Gründung der Scio GmbH Professor W. Becker und das 2016 zusammen mit Deloitte gegründete Deloitte Mittelstandsinstitut an der Universität Bamberg zu sehen. Wolfgang Becker war ein Mensch, der verschiedene Sichtweisen in sich vereint. Ein Verdienst von ihm ist es, den Wertschöpfungsbegriff in der deutschen BWL wieder salonfähig gemacht zu haben. Er hat Wertschöpfung nie nur als Wert oder Werte, sondern stets als mehrdimensional verstanden und die Facetten Bedarfsdeckung, Entgelterzielung und Bedürfnisbefriedigung unterschieden.

„Wolfgang Becker war mit seinem großen Engagement in Forschung und Lehre und der hohen Praxisorientierung nicht nur ein Mentor für seine Schülerinnen und Schüler, sondern auch ein Vorbild für zukünftige Forschergenerationen“, so Prof. Dr. Patrick Ulrich, sein ehemaliger Habilitand und jetziger Privatdozent am jetzigen Lehrstuhl des Nachfolgers von Wolfgang Becker, Prof. Dr. Frank Schiemann.

Die Universität, ihre Angehörigen und insbesondere die langjährigen Weggefährten werden Wolfgang Becker im Gedächtnis behalten und ihm ein Andenken bewahren!

 

Bamberg, im Juni 2023

 

Prof. Dr. Frank Schiemann und Prof. Dr. Patrick Ulrich