Daniela Nicklas (Foto: Universität Bamberg)

Eine unermüdlich säende Ideengärtnerin

Informatik-Professorin Daniela Nicklas stellt sich vor

Die Universität als Biotop, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Forschungsfragen wie Samen verstreuen und gemeinsam mit ihren Studierenden daraus kräftige Pflanzen ziehen: Daniela Nicklas, TAO-Professorin für Informatik, insbesondere Mobile Software Systeme, fühlt sich wohl in dieser Rolle als unermüdlich säende Ideengärtnerin. Schließlich gibt es in ihren Forschungsgebieten Smart Cities, Smart Factories und maritime Anwendungen noch viel zu entwickeln.

14.15 Uhr an der Schiffsanlegestelle am Kranen: Gerade startet eine Gruppe Touristen ihren Rundgang durch die Stadt. Während sich die einen mit ihrem Stadtführer auf den Weg Richtung Gabelmann machen, erkunden die anderen die Stadt auf eigene Faust. „Jetzt wäre es doch schön, wenn wir den Touristen eine Bamberg-App anbieten könnten, die unter anderem zeigt, wie viel Zeit man für Besichtigungen einplanen muss und welche Touren sich bei welchem Zeitlimit besser oder schlechter eignen“, erklärt Prof. Dr. Daniela Nicklas. „Die notwendigen Daten dazu könnte man zum Beispiel mithilfe von GPS-Sensoren in Handys oder Tablet-PCs, beides Beispiele für mobile Systeme, erfassen.“

Daniela Nicklas ist in ihrem Element. Zwar ist sie erst seit 1. April 2014 Inhaberin des Lehrstuhls für Informatik, insbesondere Mobile Software Systeme an der Universität Bamberg, doch Ideen für Projekte in Bamberg und anderswo hat sie bereits viele.

Unterstützung der TechnologieAllianzOberfranken (TAO)

Neben Smart Cities, also intelligenten Lösungen für Städte und ihre Einwohner, forscht die ehemalige akademische Rätin am Institut für Parallele und Verteilte Systeme der Universität Stuttgart auch zum Pendant im Unternehmensbereich Smart Factory. Und darüber hinaus – vor allem bedingt durch ihre darauffolgende Zeit als Oldenburger Juniorprofessorin für Datenbank- und Internettechnologien – zu maritimen Anwendungen, zum Beispiel die Verarbeitung von Schiffsbewegungsdaten. Überall untersucht sie, wie durch mobile Systeme umwelt- und umgebungsbezogene Daten und Ereignisse wie Standorte, Verkehr, Wetter, Bewegungsfrequenzen, Energieerzeugung oder -verbrauch erfasst und ausgewertet werden können. Ihr Ziel: „Ich möchte das Leben in all diesen Bereichen effektiver und unkomplizierter machen.“

Mit ihren Forschungsschwerpunkten unterstützt Daniela Nicklas nicht nur Forschung und Lehre in Bamberg. Ihr neu eingerichteter Lehrstuhl ist überdies Teil der TechnologieAllianzOberfranken (TAO) und wird aus deren Mitteln finanziert. In dem Verbundprojekt der vier oberfränkischen Hochschulen verstärkt Nicklas den inhaltlichen Schwerpunkt Mobilität und arbeitet an der Entwicklung hochschulübergreifender Lehr- und Studienangebote sowie kooperativer Promotionen mit.

„Wir brauchen Privatsphäre, um frei politisch agieren zu können“

Drei Dinge sind der Informatikerin bei ihren Forschungsarbeiten und Anwendungsentwicklungen wichtig: zum Beispiel Sinnhaftigkeit und Relevanz sowie vertretbare Konsequenzen. „Ich weiß vorher ganz gerne, dass das, was ich erforsche, hinterher auch jemandem nützt und dass die Entwicklung auch zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird“, erläutert sie.

Ein besonderes Anliegen ist ihr auch der Schutz der Privatsphäre. Die Datenerfassung in ihren Forschungsprojekten soll möglichst anonym geschehen. „In einer demokratischen Gesellschaft muss man sich frei bewegen können ohne ständig das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden“, ist Daniela Nicklas überzeugt. „Wir brauchen Privatsphäre, um frei politisch agieren zu können.“

Nach ihrem Informatik-Studium hat sich Daniela Nicklas vor allem deswegen für eine Karriere als Wissenschaftlerin entschieden, weil es für sie unmöglich ist, all ihre Forschungsfragen und Projekte, die ihr jeden Tag in den Sinn kommen, alleine zu untersuchen und zu verwirklichen. „Einen Lehrstuhl zu leiten bedeutet, ich kann eine Art Ideengärtnerin sein, kann Ideen aussäen und erleben, wie meine Doktoranden und Studierenden sich ihrer annehmen und etwas eigenes draus machen. Das ist eine sehr schöne Erfahrung.“

Hilfe zur Selbsthilfe für die Studierenden

Als passionierte Ideengärtnerin weiß Daniela Nicklas, dass Aussaat alleine nicht reicht, um Pflanzen groß zu ziehen und Früchte zu ernten. Die Studierenden, die sich der Ideensamen annehmen, müssen auch in die Lage versetzt werden, sich adäquat um die Pflanzen zu kümmern. Vermitteln möchte sie den Studierenden neben methodischem und inhaltlichem Wissen daher vor allem ein Bewusstsein für Eigenständigkeit und Selbstverantwortung. „Es ist ihr Leben und ihr Studium. Die Studierenden allein entscheiden, was daraus wird. In diesem Sinne möchte ich Hilfe zur Selbsthilfe leisten und sie dabei unterstützen, das wissenschaftlich und beruflich umzusetzen, was sie sich vorgenommen haben.“

Obwohl Daniela Nicklas erst seit ein paar Monaten in Bamberg ist, hat eine ihrer Ideen bereits Wurzeln geschlagen und ist zu einem zarten Pflänzchen herangewachsen. „Ich möchte bald ein sogenanntes Living Lab einrichten, also eine abgesteckte Zone hier auf der ERBA oder auch in der Stadt, in der ständig Daten anonym erfasst werden und mit der man verschiedene Forschungsfragen im Bereich Smart Cities untersuchen kann.“ Neben beruflichem schwingt hier auch privates Interesse mit. Denn: „Als Neu-Bambergerin möchte ich natürlich dazu beitragen, die Lebensqualität meiner neuen Heimat weiter zu verbessern.“

TechnologieAllianzOberfranken (TAO)

In der TechnologieAllianzOberfranken (TAO) arbeiten die vier oberfränkischen Hochschulen, die Universitäten Bamberg und Bayreuth sowie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften Coburg und Hof zusammen. Ihr Ziel ist es, Oberfranken als Wissenschaftsstandort weiter auszubauen. Die Schwerpunkte der Kooperation liegen in den Bereichen Energie, Mobilität und Gesundheit. Hier sichert TAO den Transfer von aktuellen Forschungsergebnissen in die regionale Wirtschaft, unterstützt die Unternehmen bei der Lösung technologischer Herausforderungen, berät im Hinblick auf die Forschungsförderung und entwickelt spezifische Angebote zur Weiterbildung. Im Bereich des Studiums stehen die Entwicklung hochschulübergreifender Lehr- und Studienangebote sowie kooperative Promotionen im Vordergrund. TAO wird aus Mitteln des Freistaates Bayern gefördert.

Hinweis

Diesen Text verfasste Tanja Eisenach für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.