Verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol will gelernt sein. (Foto: runzelkorn/fotolia)

Eltern auf verlorenem Posten?

Online-Kurs „Alkohol im Jugendalter“ beginnt im Oktober

Spätestens wenn die ersten Partys kommen, wird Alkohol für Jugendliche zum Thema. Ein Alkopop hier, ein Drink da und schon ist es passiert: der erste Rausch. Das durchschnittliche Alter dafür liegt laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bei gerade einmal 15,9 Jahren. Jugendliche müssen einen verantwortungsvollen und zurückhaltenden Umgang mit der Alltagsdroge erst noch lernen. Genau darauf zielt ein neuer Online-Kurs für Eltern ab, der am Institut für Psychologie der Universität Bamberg entwickelt wurde, um das Trinkverhalten von Jugendlichen zu beeinflussen.

Einflussmöglichkeiten nutzen

Präventionsmaßnahmen werden ab der Pubertät deutlich schwieriger. Man kann die Jugendlichen kaum mehr erreichen, deswegen suchen Präventionsforscher nach indirekten Möglichkeiten. Neben den Gleichaltrigen, den sogenannten Peers, sind die Eltern ein wichtiger Einflussfaktor. Doch das ist ihnen selbst oft gar nicht bewusst. In der Gesellschaft sei die Vorstellung verbreitet, dass Eltern ab der Pubertät keinen Einfluss mehr auf das Verhalten ihrer Kinder hätten, sagt Dr. Jörg Wolstein, Professor für Pathopsychologie an der Universität Bamberg. Doch wissenschaftliche Untersuchungen zeigen das Gegenteil „Unser Ziel ist es, den Eltern klar zu machen: Ihr seid wichtiger, als ihr bisher gedacht habt!“, so Wolstein. Nur wenn dies den Eltern selbst bewusst ist, sind ihre Erziehungsbemühungen auch erfolgreich. Genau an diesem Punkt setzt der neue Online-Kurs an. Ab Oktober bekommen interessierte Eltern über einen Zeitraum von vier Wochen je eine E-Mail. Diese Briefe sollen sie informieren, zum Nachdenken anregen und ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Bleiben noch Fragen offen, können sich die Eltern während und des Kurses und danach jederzeit an Wolstein und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mara Wurdak, Isabella Dirnberger und Leon Hilpert wenden.

Die Elternbriefe behandeln verschiedene Themen und Fragen: Wie kann ich mit meinem Kind über Alkohol sprechen? Wie sehr soll ich mich einmischen? Wie kann ich Regeln setzen und welche sind sinnvoll? In jedem Brief werden den Eltern zunächst wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt. So erfahren sie beispielsweise, dass nur etwa die Hälfte aller Eltern mit ihren Kindern über das Thema Alkohol spricht – und das, obwohl der Großteil der Jugendlichen solche Gespräche positiv bewertet. Daneben enthalten die Briefe Anregungen, um den eigenen Erziehungsstil zu reflektieren und konkrete Handlungsvorschläge, die den Eltern helfen sollen, auf den Alkoholkonsum ihrer Kinder einzuwirken. Dazu gehört unter anderem, Regeln festzulegen und umzusetzen. Eltern sollten beim Thema Alkohol konsequent bleiben, auch wenn sie damit auf Widerstand stoßen und dafür lieber in anderen Bereichen wie dem Kleidungs- oder Musikgeschmack der Kinder Zugeständnisse machen, empfehlen die Suchtexperten.

Anonym und kostenlos

Ein großer Vorteil der Elternbriefe ist die Anonymität, die sie bieten. „Der Alkoholkonsum der eigenen Kinder ist unter den Eltern stark tabuisiert“, berichtet Wolstein. Elternabende an Schulen zu diesem Thema seien deutlich schlechter besucht als vergleichbare Angebote zu anderen Themen. Der E-Mail-Kurs hingegen ist sehr gefragt – bisher sind bereits mehr als 80 Anmeldungen eingegangen.

Das Projekt „Alkohol im Jugendalter“ ist Teil von Hart-am-Limit (HaLT) in Bayern, einem Präventionsprojekt für Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum. Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und der Krankenkasse AOK. Gesucht werden Eltern von Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren, die am Online-Kurs teilnehmen und kurze Fragebögen, deren Beantwortung circa 10 Minuten dauert, dazu beantworten möchten. Interessierte Eltern mit Kindern zwischen 14 und 18 Jahren können sich bis zum 30. September unter dieser E-Mail-Adresse anmelden: halt-in-bayern(at)uni-bamberg.de. Die Teilnahme ist anonym und kostenlos.

 

Hinweis

Diesen Pressetext verfasste Samira Rosenbaum für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.