Izmailov/Ausschnitt Tagungsplakat

Exorzismus, Doppelgänger, Vampire: Das Spektrum und Figurenarsenal der fantastischen Literatur ist äußerst facettenreich.

Universität Bamberg

Alfonso de Toro von der Universität Leipzig beim Eröffnungsvortrag

Universität Bamberg

Die Organisatoren der Tagung vor E.T.A. Hoffmann (von links): Marco Kunz, Ana María Morales und José Miguel Sardiñas

- Janina Döring

Von den Ursprüngen des Fantastischen

Eine internationale Fachtagung beleuchtete das Spektrum der fantastischen Literatur

Es war sicher eine der größten Fachtagungen für internationale Literaturwissenschaftler, die bisher an der Universität Bamberg ausgerichtet wurde: „Desde los orígenes de lo fantástico“ lautete das Motto des VII. Internationalen Kolloquiums über fantastische Literatur, das vom 3. bis 6. September 2008 rund 80 Forscherinnen und Forscher nach Bamberg lockte.

1999 wurde das „Coloquio Internacional de Literatura Fantástica“ zum allerersten Mal in Kuba veranstaltet. Seither findet es abwechselnd in Amerika und Europa statt, um hispanistischen Literaturwissenschaftlern aus allen Kontinenten die Möglichkeit zu bieten, sich über dieses spezielle Genre auszutauschen und den neuesten Forschungsstand zu präsentieren. So trafen sich dieses Jahr in Bamberg vom 3. bis 6. September rund 80 Spezialisten, die mehr als 60 Universitäten und Institutionen aus über 20 Ländern repräsentierten. Sie widmeten sich der fantastischen Literatur in ihrer ganzen Bandbreite vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Organisiert wurde die Tagung von Prof. Dr. Marco Kunz, Universität Bamberg, Prof. Dr. Ana María Morales, UNAM/Mexiko, und Dr. José Miguel Sardiñas, Casa de las Américas/Kuba.

Die Tagung eröffnete der Gastreferent Prof. Dr. Alfonso de Toro vom Ibero-Amerikanischen Forschungsseminar der Universität Leipzig mit seinem Vortrag über „Das Ende der fantastischen Literatur: Borges, die Hyperrealität im 20. und 21. Jahrhundert“. Die darauf folgenden Referate beschäftigten sich unter anderem mit der Romantik, insbesondere E.T.A. Hoffmann, Julio Cortázar und mit den Analysetechniken der fantastischen Literatur.

Vom Wunderbaren zum Fantastischen

Der zweite Tag verdeutlichte erneut das immense Spektrum dieses Genres. Prof. Dr. Marco Kunz rückte das Thema der „femme fatale“ in den Mittelpunkt. Er verglich die fantastische Erzählung „Die Spinne“ von Hanns Heinz Ewers mit dem Roman „Cero Absoluto“ des Spaniers Javier Fernández. Weitere Vortragsreihen widmeten sich den Gattungen der Gothic Novel, der Fantasy-Literatur, dem Wunderbaren und dem Fantastischen in der Literatur der Antike bis hin zum Mittelalter. Prof. Dr. Ana María Morales beleuchtete den Helden und das Wunderbare in der mittelalterlichen Literatur. Im zweiten Plenarvortrag der Tagung spannte Prof. Dr. Javier Gómez-Montero von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel einen Bogen vom Wunderbaren zum Fantastischen, ausgehend ebenfalls vom Mittelalter. Am Ende des zweiten Tages wurden mehrere Neuveröffentlichungen zum derzeitigen Forschungstand vorgestellt.

Thematisch erstreckten sich die Vortragssektionen des dritten Tages von theoretischen Fragen der fantastischen Erzählung bis hin zur dramaturgischen Umsetzung der fantastischen Literatur. Magischer Realismus und Wunderbares waren zentrale Themen am Nachmittag, ebenso wurden Vampire, Gespenster und Monster analysiert. PD Dr. Markus May von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg richtete in seinem Vortrag „Revenant or Doppelgänger. Postmodernism and the Fantastic“ den Fokus auf das Phänomen der Figuren in der Literatur, die als Tote auf wundersame Weise wiederkehren oder als Doppelgänger ihrer selbst auftauchen.

„Un coloquio fantástico!“

Am vierten und letzten Tag wurden Legenden, die Ursprünge des Fantastischen ebenso wie die jüngste fantastische Literatur unter die Lupe genommen. Die Tagung endete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Leonardo Romero Tobar von der Universidad de Zaragoza, der speziell über die Romantik in Spanien sprach.

Das Organisatoren zogen eine positive Bilanz: „Die große Anzahl an internationalen Nachwuchsforschern, die sich in Bamberg präsentierten, und der große Andrang seitens der bereits renommierten Wissenschaftler sind ein Beweis dafür, dass dieses Thema noch lange nicht ausgeschöpft ist“, sagte Ana María Morales und verabschiedete sich lächelnd mit einem schlichten „Un coloquio fantástico!“