Mehr Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche bietet das Projekt Netzgänger (Grafik: Lisa Gäbelein)

Das Netzgänger-Team: Julia Finmans, Andrea Tisch, Kerstin Helfrich, Isabella Dirnberger, Jörg Wolstein (Foto: Projekt Netzgänger)

Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2009

Netzgänger gegen Internetsucht

Präventionsprojekt von Bundes-Drogenbeauftragter ausgezeichnet

Das Projekt „Netzgänger“ wurde schon 2009 ins Leben gerufen, als immer häufiger Probleme beim Internetgebrauch von Kindern und Jugendlichen in Erscheinung traten. Dazu gehören zum Beispiel Verhaltensweisen, die an eine Abhängigkeit erinnern, aber auch psychische Belastungen durch Mobbing in sozialen Netzwerken. Daher wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die Kinder auf eine risikoarme Nutzung des Internet vorzubereiten, statt sie ihnen ganz zu verbieten.

Das Projekt setzt dafür auf die sogenannte „Peer-Prävention“:  Studierenden am Institut für Psychologie bilden ältere Schülerinnen und Schüler zu Multiplikatoren aus. Diese werden dann als Tutoren für ihre jüngeren Mitschüler eingesetzt, ihrer „peer-group“ also, denn sie sind für diese häufig glaubwürdigere Ansprechpartner als Eltern oder Lehrkräfte. Die älteren Schülerinnen und Schüler wurden also erst selbst in den Themenbereichen Virtuelle Spielewelten, Soziale Netzwerke und Cybermobbing geschult und dann darauf vorbereitet, ihr Wissen an die Unterstufenschüler weiterzugeben. Insgesamt konnten im Jahr 2013 etwa 550 Peers ausgebildet werden, die wiederum Workshops mit 3.500 jüngeren Schülerinnen und Schülern an fast 30 Schulen in Nordbayern durchführten.

Einige Bausteine des Ausbildungsplans weckten das Interesse der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler besonders: „Virtuelle Spielewelten“ und „Soziale Netzwerke“. Sie ernannte die Netzgänger deshalb zum Projekt des Monats Februar. „Nach neuesten Studien wird die Internetabhängigkeit auf etwa ein Prozent der Bevölkerung geschätzt, Tendenz steigend“, erklärt Mortler. „Diejenigen, die einen solchen riskanten Umgang mit Computern und dem Internet haben, flüchten sich oftmals in virtuelle Welten, in denen sie sich Ablenkung, Anerkennung oder Belohnung erhoffen, und dabei verlieren sie den Kontakt zur realen Welt. Soziale Kontakte, Schule oder die Arbeitswelt werden vernachlässigt.“ Das Netzgänger-Projekt ist eine Möglichkeit, dieser relativ jungen Sucht zu begegnen und vorzubeugen, dass sich Kinder und Jugendliche in sozialen Netzwerken und virtuellen Realitäten verlieren.

Vertrauen als Basis des Erfolgs

Die Peers stehen auch nach den Workshops als Ansprechpartner zur Verfügung. Dies führt zu einer hohen Nachhaltigkeit des Präventionsprojektes. „Eine Stärke des Projekts liegt darin, dass die Peers für die Zielgruppe Vorbildcharakter haben, sich bestens im Umgang mit den sich rasch ändernden Medien auskennen, authentisch sind, und dass die Schwelle, sich bei ihnen Unterstützung zu holen, niedrig ist“, sagt Julia Finmans, Mitarbeiterin an der Professur für Pathopsychologie. „Wir gehen davon aus, dass die positiven Effekte des Projekts zu einem großen Teil auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den älteren und den jüngeren Schülerinnen und Schülern aber auch mit den Studierenden zurückzuführen sind.“ Das Team der Universität Bamberg ist in allen Projektphasen Ansprechpartner für Peers und Schulen. Projektleiter Prof. Dr. Jörg Wolstein bekannte: „Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut. Wir wollen jetzt das Projekt verstetigen. Diese öffentliche Anerkennung wird dabei bestimmt helfen.“

Auch Studien der Psychologen haben die Wirksamkeit der „Netzgänger“ bestätigt: Von Mai 2012 bis Mai 2013 wurden Schülerinnen und Schüler an zwölf am Projekt teilnehmenden Schulen mehrfach befragt. Durch die Projektteilnahme kam es zu einem deutlichen Zuwachs an Sachkompetenz und Selbstwirksamkeit. Die Ergebnisse waren sowohl für Mädchen als auch Jungen positiv und blieben über die Zeit stabil. In einer Kontrollgruppe, die nicht am Projekt teilnahm, kam es während der Wartezeit zu keiner signifikanten Veränderung in diesen beiden Bereichen. 90 Prozent gaben an, Neues über ihr Verhalten im Internet gelernt zu haben und 85 Prozent fühlten sich nach dem Projekt sicherer im Internet.

Das Projekt

Netzgänger wird seit 2009 von der Universität Bamberg in enger Kooperation mit den Medienpädagogisch-informationstechnischen Beratern (MiB) in Bayern durchgeführt und fortlaufend weiterentwickelt. Das Projekt wurde 2011 als herausragendes Internetprojekt für den Klicksafe-Preis nominiert. Netzgänger wird im Zuge der Medienkompetenzförderung in Bayern vom Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gefördert.

Die Projektkoordination und wissenschaftliche Begleitung liegt beim Lehrstuhl für Pathopsychologie der Universität Bamberg:

Prof. Dr. Wolstein (Projektleitung)
Tel. 0951-863-2045

Julia Finmans (Forschung, Konzeptentwicklung)
Tel. 0951-863-1791

Markusstraße 8 a
96047 Bamberg
netzgaenger(at)uni-bamberg.de

Weitere Informationen:

Internetseite des Projektes: www.netzgaenger.org

News der Universität Bamberg zum Netzgänger-Projekt: www.uni-bamberg.de/kommunikation/news/artikel/netzgaenger

Hinweis

Diesen Text verfasste Katja Hirnickel für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de Tel: 0951-863 1023.