Nur Dekor? – Die abbasidischen Stuckarbeiten von Samarra. Vergleichende transregionale, material- und medienübergreifende Analyse
Stuck gehört zu einem der meist verbreiteten Baudekore der islamischen Welt. Der oft reich
verzierte Dekor, dessen Ornament bis heute einen bedeutenden Stellenwert in der islamischen
Kunstgeschichte einnimmt, wurde bislang überwiegend aus kunsthistorisch-orientalistischer
Perspektive betrachtet. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leistete der deutsche
Kunsthistoriker und Archäologe Ernst Herzfeld (1879-1948), der mit seiner 1923 publizierten
stilistischen Analyse zum ornamentierten Stuck der abbasidischen Kalifenstadt Samarra (9.
Jh., Irak) nicht nur anschaulich den damaligen Kunstdiskurs widerspiegelte, sondern auch die
islamische Kunstgeschichte fundamental prägte, sodass das Ornament des Samarra-typischen
Stils zu einem charakteristischen Element der islamischen Kunst wurde.
Die Dissertation befasst sich erstmals mit der systematischen Untersuchung eines deutlich
erweiterten Stuck-Corpus aus Samarra, das das bislang ästhetisch autonom betrachtete
Ornament der Stuckarbeiten in einem erweiterten kunst- und kulturübergreifenden Kontext
bearbeitet. Ziel der Arbeit ist es, den Stuckdekor Samarras, der nicht nur aufgrund der
Musealisierung seinem ursprünglichen Kontext entnommen, sondern bislang auch
ornamentbasierend als ästhetisch autonome Einheit analysiert und präsentiert wurde, von
seiner Herzfeldschen Kategorisierung und seiner ornamentbasierten Betrachtungsweise
loszulösen. Mithilfe naturwissenschaftlicher sowie vergleichender Analysen bezüglich des
Designs, der Technik und Funktionalität soll eine neue Konstellation und Interpretation sowie
ein materialübergreifender und transregionaler Vergleich der reliefierten Stuckarbeiten
frühislamischer Zeit präsentiert werden.