Katharina Krappmann M.A.

Unternehmenskommunikation der Lufthansa Cargo AG in Frankfurt am Main

„Wenn ich einmal groß bin, werde ich…“. Ein Satz, der für Studierende der Geisteswissenschaften meist nicht eindeutig zu vervollständigen ist, zielt das Studium doch im Vergleich zu klarer berufsfeldbezogenen bzw. anwendungsorientierten Studiengängen kaum auf konkrete Berufsbilder. Als ich zum Wintersemester 2008/2009 mein Studium an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg aufnahm, nachdem ich mich für die Fächerkombination Germanistik im Hauptfach, Politikwissenschaft und Europäische Ethnologie im Nebenfach entschieden hatte, hätte ich die Leerstelle sicherlich nicht mit der Berufsbezeichnung „Manager Communications“ besetzt. Noch weniger hätte ich in Betracht gezogen, später einmal in der Logistikbranche tätig zu sein. Heute arbeite ich in der Unternehmenskommunikation der Lufthansa Cargo AG in Frankfurt am Main.

Mit einem Transportvolumen von jährlich rund 1,7 Millionen Tonnen Fracht- und Postsendungen ist die Tochter des Lufthansakonzerns eines der weltweit führenden Unternehmen im Transport von Luftfracht. Das Streckennetz umfasst mehr als 300 Zielorte in fast 100 Ländern. Die Mitarbeiterzahl liegt weltweit bei über 4500. Insgesamt widmen sich in unserer Abteilung 15 Kolleginnen und Kollegen den Themen Marketing und PR, letzteres gliedert sich in eine interne und externe Kommunikation. Mein Aufgabenbereich umfasst als Mitglied des PR-Redaktionsteams, die inhaltliche Bespielung interner Medien und der Social Media Kanäle, die mediale Betreuung der Frankfurter Animal Lounge, sowie Eventorganisation.

Eine Frage, die ich durchaus des Öfteren zu beantworten habe, ist die nach meinem Weg, der mich aus den Hörsälen Bambergs an den Frankfurter Flughafen geführt hat. Aber auch die Frage, inwiefern insbesondere die Inhalte eines Studiums der Europäischen Ethnologie meinen beruflichen Werdegang beeinflusst haben bzw. mir von Nutzen sind, bekomme ich nicht nur in Bewerbungsgesprächen gestellt.

Rückblickend bewerte ich es als eine meinem Ethnologie-Studium geschuldeten Stärke, Alltägliches systematisch hinterfragen zu können und unter die Oberfläche der Phänomene zu schauen. Die deutlichste Schnittstelle, die sich zwischen meinem Ethnologie-Studium und meinem Berufsleben herauskristallisiert, lässt sich eindeutig benennen: der Mensch. Von ihm geht alles aus. Auf ihn läuft alles hinaus. Das im Studium geschulte systematisch kontrollierte Verstehen und Erklären von Lebensweisen kommt mir heute insbesondere in der internen Mitarbeiterkommunikation zu Gute.

Schlüssel zum Unternehmenserfolg bildet zunehmend die Empathie für humanes Kapital. Da Mehrwert immer weniger aus Rohstoffen, Energie und herkömmlicher Arbeit entsteht, müssen Mitarbeiter auf eine neue Art und Weise betrachtet werden – nicht nur durch eine betriebswissenschaftliche Brille. Mein geisteswissenschaftlicher Hintergrund hat mich dafür sensibilisiert, mich mit dem Mitarbeiter als Menschen auseinanderzusetzen.

Kompetenzen des Ethnologie-Studiums, die zum Vorteil gereichen, kommen ins Spiel, wenn es um die erfolgreiche kommunikative Vermittlung von (innovativen) Unternehmenszielen an eine Mitarbeiterschaft geht: Den Menschen in seinem Umfeld wahrzunehmen, zu verstehen und das Kommunikationsverhalten danach auszurichten, ist elementar.

„Europäische Ethnologie – was kann man damit eigentlich machen?“. Selbstbewusst kann ich heute einen Weg aufmalen, der meine Studieninhalte sinnvoll mit meinem Arbeitsleben verknüpft. Letztlich geht es darum, mit Eigeninitiative und Motivation eine Nische für sich zu finden und seine Kompetenzen bestmöglich einzusetzen.

Fakt ist, dass von Wirtschaftsunternehmen meist keine Stellen ausgeschrieben werden, in denen man explizit nach ethnologischen Kompetenzen sucht. Umso entscheidender ist, sich selbst im Klaren darüber zu sein, inwieweit diese von Nutzen sein können.

Die Stärken von Ethnologen fasst der Bundesverband freiberuflicher Ethnolog_innen sehr gut zusammen: „Ethnologen haben gelernt, […] sehr genau hinzuhören und hinzu-sehen“ [1]. Dies kann ich bekräftigen: So habe ich in meinem Studium gelernt, empfänglich für die Perspektive der beobachteten Person oder gesellschaftlichen Gruppe zu sein, sowie mich in deren Erleben hineinzuversetzen – womit die Kernkompetenzen meiner heutigen Aufgabe beschrieben wären. „Ethnologen“, so heißt es weiter, „werden dazu ausgebildet, die intellektuelle Zeitgenossenschaft aller Menschen ohne Vorbehalte anzuerkennen und dadurch Probleme, die auch irrationale Elemente umfassen, als Teil zeitgenössischer Realität ernst zu nehmen, zu benennen und bei der Entwicklung von Problemlösungsstrategien mit zu berücksichtigen“ [2]. Neugierig auf Menschen zuzugehen und offene Fragen zu stellen, sind weiterhin Grundvoraussetzungen für eine funktionierende interne Unternehmenskommunikation.

Ich als Geisteswissenschaftlerin im Allgemeinen, sowie als Ethnologin im Besonderen habe meine Nische gefunden: In der Kommunikationsabteilung eines Logistikunternehmens. Und ich überzeuge mich tagtäglich davon, dass Logistik weit mehr als bloßes Kisten schieben ist. Auch diese Branche lebt von ihren Mitarbeitern. Auch in dieser Branche steht der Mensch im Fokus.

[1]www.bundesverband-ethnologie.de/was-ethnolog_innen-koennen (Stand: 29.04.2015).

[2] Ebd.

 

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