Bezahlte Elternzeit und Kinderbetreuung – Eine offensichtliche Chance oder ein verstecktes Hindernis für die Karriere berufstätiger Mütter und Väter?

Neue Veröffentlichung von Frau Prof. Dr. Andresen und weiteren Forschenden.

Staatliche Angebote wie bezahlte Elternzeit sowie Kinderbetreuung sollen dazu beitragen, dass Mütter und Väter stärker in der Arbeitswelt eingesetzt werden können. Auf der einen Seite beeinflussen diese Angebote die Karriere- und Berufsentscheidungen von Eltern. Auf der anderen Seite beeinflussen diese Möglichkeiten die Entscheidungen von Arbeitgebern, inwiefern sie in die berufliche Zukunft ihrer weiblichen und männlichen Mitarbeitenden investieren wollen. Es stellt sich die folgende Frage:

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden sozialpolitischen Maßnahmen und der unternehmensseitigen Investition in Personalentwicklungsmaßnahmen von Frauen und Männern?

Die Forschenden untersuchten diese Frage anhand einer internationalen Stichprobe bestehend aus über 13.000 Arbeitnehmenden in 19 verschiedenen Ländern. Die Ergebnisse weisen auf eine statistische Diskriminierung hin: Je großzügiger die bereitgestellten staatlichen Maßnahmen in den Ländern, desto geringer die Investitionen in Personalentwicklungsmaßnahmen von Frauen, nicht jedoch von Männern. Entscheidungsträger in Unternehmen könnten von der Erwartung geleitet sein, dass Männer im Beruf produktiver sind als Frauen, indem Müttern eher die Erziehungsrolle mit Erwerbsunterbrechung und sonstigen Ausfallzeiten zugeschrieben wird. Dies führt dazu, dass unabhängig davon, ob staatliche Maßnahmen für die elterliche Erwerbstätigkeit „ungünstig“ sind, wie Möglichkeiten für bezahlten Elternurlaub mit Unterbrechung der Erwerbstätigkeit, oder eher „günstig“, wie staatliche Kinderbetreuung, die eine fortlaufende Berufstätigkeit von Eltern ermöglicht, weniger unternehmensseitige Investitionen in Personalentwicklungsmaßnahmen für Frauen als für Männer erfolgen. Je großzügiger die unterstützenden sozialpolitischen Maßnahmen in einem Land sind, desto nachteiliger für Frauen.

Reichel, A., Lazarova, M., Apospori, E., Afiouni, F., Andresen, M., Bosak, J., Parry, E., Bagdadli, S., Briscoe, J., Gianecchini, M., Suzanne, P., & Taniguchi, M. (2022). The disabling effects of enabling social policies on organisations’ human capital development practices for women. Human Resource Management Journal, online first. doi.org/10.1111/1748-8583.12431 (Open Access) (5.039 Impact factor 2020)